Harte Bandagen

"Hilferufe", "Drohungen" – Handels-Streit eskaliert

Im Kampf um faire Löhne im Handel stehen die Zeichen auf Konfrontation. Die Gewerkschaft sieht massive Verfehlungen der Arbeitgeber. 

Michael Rauhofer-Redl
"Hilferufe", "Drohungen" – Handels-Streit eskaliert
Im Handel liegen die Nerven im Ringen um einen neuen Kollektivvertrag offenbar blank.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Nicht nur bei den Metallern, die am Donnerstag in die mittlerweile achte Verhandlungsrunde zu einem neuen Kollektivvertrag gehen, sind die Nerven gespannt. Auch im Handel spitzt sich die Lage zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu. Weil es bei den Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag im Handel bislang zu keiner Einigung gekommen ist, kommt es seit den Morgenstunden zu ersten Warnstreiks in den Geschäften. Ausgerechnet am ersten Adventwochenende, zwischen 30. November und 3. Dezember, finden nun erste Warnstreiks in bis zu 300 Geschäften statt.

Katzian ortet "schockierende Vorfälle" 

Nun scheint sich ein weiterer Konfliktherd zu öffnen. Schon am Mittwoch ließ ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian anklingen, dass einige Arbeitnehmer unter Druck gesetzt und bedroht worden seien – um ja nicht an etwaigen Streiks teilzunehmen. "Der ÖGB-Präsident schildert schockierende Vorgänge: Unternehmen würden dazu übergehen, Betriebsräte, Einzelpersonen und Gewerkschaften "unter Druck zu setzen und zu bedrohen". "Ich möchte da ganz klar sagen, wer dies erfunden hat oder diesen Weg beschreitet, dem muss klar sein: [...] Wer sich mit einzelnen anlegt, [...] legt sich mit uns allen an." Rainer Trefelik, Bundespartensprecher des Handels in der Wirtschaftskammer Österreich sieht darin einen "diffusen Generalverdacht", der entschieden zurückzuweisen sei.

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    Am Donnerstag kam es in Salzburg zu einem Streik der "Interspar"-Mitarbeiter im "Europark".
    Am Donnerstag kam es in Salzburg zu einem Streik der "Interspar"-Mitarbeiter im "Europark".
    GPA-djp

    Am Donnerstag gingen bereits erste Warnstreiks in Österreich über die Bühne, am Nachmittag legte der ÖGB via Aussendung erneut nach. "Wir sind aktuell mit Hilferufen von Angestellten konfrontiert, die uns per Mail und telefonisch mitteilen, dass sie derzeit massiv eingeschüchtert und sogar mit Kündigungen bedroht werden, wenn sie sich an Streikaktionen beteiligen sollten", so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA für den Handel, Helga Fichtinger.

    "Wir erhalten e-Mails und persönliche Anrufe, wo uns Angestellte um Anonymität ersuchen, weil sie sonst Konsequenzen fürchten. Beschäftigte werden massiv eingeschüchtert, es wird mit Kündigung gedroht, es fallen Aussagen wie 'Ihr wisst eh, dass Beschäftigte am kürzeren Ast sitzen', es wird gedroht, bereits zugesagte betriebliche Treueprämien wieder zu streichen und es werden bestehende Sozialleistungen in Frage gestellt, wenn sich Mitarbeiter:innen an Streiks und Protestmaßnahmen beteiligen sollten", lässt sie aufhorchen.

    "Wir appellieren an die Vertreter der Bundessparte Handel, solche Aktivitäten ihrer Mitgliedsbetriebe zu unterbinden und auch in Streikzeiten Fairness walten zu lassen. Es geht hier nicht um Lappalien, sondern um die Wahrung grundlegender Menschenrechte", so Fichtinger.

    Weitere Kampfmaßnahmen drohen

    Viele Beschäftigte melden sich derzeit aus Betrieben, in denen es noch keinen Betriebsrat gibt – auch diese Angestellten möchten sich für eine faire dauerhafte Gehaltserhöhung an Protestmaßnahmen beteiligen. Wenn die in Aussicht gestellte Verhandlung nächste Woche zu keinem Ergebnis führt, wird die GPA auch jenen Beschäftigten, die sich jetzt melden, Möglichkeiten bieten, wie sie sich an gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen beteiligen können.

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