Wenn die Zeugnisausgabe naht, werden nicht nur Schüler nervös. Auch Eltern machen sich Druck und wenn das Zeugnis dann auch noch schlechter ausfällt als erwartet, fühlen sich viele Eltern hilflos. Aber man kann sein Kind unterstützen – ohne Druck aufzubauen.
Die Wiener Familientherapeutin Claudia Toth hat Tipps, wie Eltern ihre Kinder emotional stärken können. So viel sei gleich gesagt: Ein No-Go für Eltern ist es, auf schlechte Noten mit Enttäuschung und Wut zu reagieren und die Kinder mit Vorwürfen wie "faul" oder "unmotiviert" zu konfrontieren. "Wenn Eltern ständig das Gefühl vermitteln, dass ihr Kind nicht genug tut, beginnt es irgendwann, dies zu glauben – und dann wird es tatsächlich weniger tun."
Neben den Gefühlen der Enttäuschung und Frustration kommen bei vielen Eltern auch Ängste auf: "Wird mein Kind seinen Weg finden? Wird es später im Leben Erfolg haben?" Doch Wut verstärkt nur das Gefühl der Ohnmacht bei Kindern und verschließt sie für konstruktive Lösungen. Wut und Drohungen führen weder zu Fleiß noch zu Best-Noten.
Es sei leicht, sich als Eltern nur auf das Negative zu konzentrieren. Doch jedes Kind habe Stärken, die es zu erkennen gelte: "Die Noten sind nur ein Aspekt. Eltern sollten den Blick auf das gesamte Kind richten: Was hat es im letzten Halbjahr gelernt? Was sind seine Stärken und Fortschritte? Welche Fähigkeiten hat es entwickelt?", so Toth.
Manchmal steckt auch mehr hinter "Schulversagen": Dann sei Nachhilfe nicht die beste Lösung. "Manchmal ist es sinnvoller, in mentales Training oder Beratung zu investieren," so Claudia Toth. Kinder müssten lernen, mit Stress und Prüfungsangst umzugehen, Selbstvertrauen aufzubauen und ein positives Mindset zu entwickeln. Erst wenn das Kind mental gestärkt ist, könne es auch schulisch erfolgreicher sein. "Eltern sollten erkennen, dass es oft nicht an der Fähigkeit, sondern an der Einstellung des Kindes liegt".
Fragen wie "Was braucht mein Kind, um sich zu verbessern? Woran liegt es wirklich? Braucht es mehr Unterstützung bei bestimmten Fächern oder ist eine bessere Organisation erforderlich?" könnten unterstützend wirken, so die Therapeutin.
▶Ruhe bewahren: Vermeiden Sie impulsive Reaktionen und reflektieren Sie Ihre eigenen Ängste.
▶Offen und empathisch sprechen: Hören Sie Ihrem Kind zu und nehmen Sie seine Ängste und Sorgen ernst.
▶Externe Beratung in Betracht ziehen: Fördern Sie das Selbstvertrauen und die innere Stärke Ihres Kindes.
▶Stärken statt Schwächen betonen: Achten Sie auf die Fortschritte und Erfolge, nicht nur auf die Mängel.
▶Gemeinsam Lösungen entwickeln: Erarbeiten Sie einen konkreten Plan, um Ihr Kind zu unterstützen.