Österreich
Hier posiert der Wiener Bomben-Bauer in Nazi-Uniform
Der Bombenbauer aus Wien-Donaustadt war Kind einer bekannten Hippie-Sekte. Ein Blick in seine dunkle Vergangenheit malt ein bedrückendes Bild.
Die Explosion riss am Montag Wien-Donaustadt aus dem Schlaf. „Heute“ und Puls24 entdeckten nun die tragischen Hintergründe im verpfuschten Leben des mutmaßlichen Bombenbauers. Benjamin S., der am Montag eine selbstgebastelte Bombe hochgejagt, sich dabei schwer verletzt und blutend einen Nachbar mit einer Waffe bedroht haben soll, dürfte seit seiner Kindheit an schweren psychischen Probleme leiden – und das verwundert nicht.
Denn "Benni" wurde 1975 in die radikal-abgeschotteten Künstler-Kommune rund um Otto Mühl geboren. Seine Mutter "Hansi" (71) war Mitbegründerin und im engsten Kreis der "Familie" des später wegen Missbrauchs verurteilten Malers, lebte jahrelang treu an dessen Seite. Nachdem sie schwanger wurde, kam ihr Sohn als zweites Kind auf dem weitläufigen Friedrichshof (Bgld.) der linksextremen Gruppierung zur Welt. Bis zu seinem 15. Lebensjahr kannte der Bombenbauer keine außerhalb des berüchtigten Bauernhofs (Bgld.), musste mit Nazikostüm in Kinder-Kurzfilmen Hermann Göring verkörpern.
Wie 1991 beim spektakulären Prozess gegen den Sektenvater Otto Mühl herauskam, war der abgelegene Hof auf dem zeitweise bis zu hundert Männer, Frauen und Kinder hausten, Tatort zahlreicher schrecklicher Sexualverbrechen, auch an vielen Kindern. Mühl wurde wegen Sittlichkeitsdelikten, Unzucht mit Minderjährigen bis hin zur Vergewaltigung, Verstößen gegen das Suchtmittelgesetz und Zeugenbeeinflussung zu insgesamt sieben Jahren Haft verurteilt. Laut Staatsanwaltschaft sei es auf dem abgelegenen Areal zu Experimenten mit Menschen gekommen sein. Kinder wie "Benni" wurden früh von ihren Eltern getrennt.
Obwohl sich seine Mutter nach der Auflösung der Sekte zur erfolgreichen Immobilienmaklerin mauserte, bekam Benni seine Probleme nicht in den Griff, verfiel Drogen und litt unter Schizophrenie. Nachbarn gegenüber soll er immer wieder gedroht und Nazi-Parolen gebrüllt haben, "Heute" berichtete. Auf Social-Media präsentierte er sich hingegen mit protzigem Goldschmuck und Geldscheinen. In den letzten Jahren wurde beim Tatverdächtigen ein körperlicher und geistiger Verfall offensichtlich, er befindet sich in U-Haft, schweigt über seine Taten.
Die Polizei bestätigte am Mittwoch, dass es gegen den Mann bereits vor der Detonation mehrere Anzeigen gab, unter anderem wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, absichtlicher schwerer Körperverletzung, sowie Suchtmittel- und Waffenverstöße. Es gilt die Unschuldsvermutung.