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Hidden Agenda im Test: Sonys PlayLink-Primus
Sonys mit Smartphones und Tablets gesteuerte PlayLink-Serie geht weiter. Das Action-Adventure Hidden Agenda zeigt sich als Vorzeigespiel.
Das witzige Quiz "That's You!" eröffnete im Juli 2017 den Reigen der PlayLink-Spiele. Das Spiel zeigte sich als optimaler Partyspaß mit kleinen Schwächen, ließ aber das Potenzial der gestarten Serie erahnen, deren Spiele statt mit dem Controller per Smartphone und Tablet über eine eigene PlayLink-App gesteuert wurden.
Das PlayLink-System hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen PlayStation-Spielen. Während am TV-Bildschirm Game-Szenen zu sehen sind, können am Smartphone- oder Tablet-Display weitere Spiel-Informationen abgerufen, Aktionen ausgewählt, Fotos geknipst oder Zeichnungen angefertigt werden - je nach Game mit bis zu acht Spielern. Den Spieletitel selbst benötigt nur der Konsolenbesitzer, seine bis zu sieben Mitspieler loggen sich ins Game über die kostenlose App ein und müssen im selben WLAN-Netzwerk wie der Konsolenbesitzer sein.
Die britischen Entwickler Supermassive Games liefern nun mit Hidden Agenda (19,99 Euro, bis zu sechs Spieler) einen neuen Action-Adventure-Titel für die PlayLink-Reihe ab. Das Spiel orientiert sich nicht nur bei der Engine am Horror-Game Until Dawn, sondern nimmt auch optisch dessen Charaktere und teils das Gameplay auf. Wie im Horror-Spiel können auch in Hidden Agenda alle Figuren sterben. Im Gegensatz zu Until Dawn entscheidet aber die Mehrheit der Gruppe, welche Aktionen ausgeführt werden und welchen Verlauf die Story nehmen soll.
Auf Serienmörder-Jagd
Gemeinsam haben hier die Spieler nur eines: Sie verfolgen eine fesselnde Geschichte, die sich um die Jagd des Detectives Becky Marnie und der Staatsanwältin Felicity Graves auf den berüchtigten Serienmörder "The Trapper" dreht. Wie aus Until Dawn bekannt, können die Spieler an gewissen Punkten meist unter Zeitdruck aus angebotenen Handlungsmöglichkeiten wählen. Die Aktion, die die Mehrheit der Spieler wählt, wird ausgeführt. Zwischendurch sind auch schnelle Quicktime-Events auf den mobilen Geräten zu absolvieren.
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Was Hidden Agenda aber so genial macht ist, wie der Titel schon andeutet, die "versteckte Absicht" beziehungsweise der Hintergedanke der einzelnen Mitspieler. So kann ein Spieler ein Veto gegen eine Mehrheitsentscheidung einlegen und so das Spiel verändern, wenn er eine geheime Aufgabe zugeschanzt bekommen hat. Die Aufgaben verteilt das Spiel per Zufallsprinzip. Während alle Spieler der Haupthandlung folgen ist es die Aufgabe des Agenda-Spielers, seine Ziele durchzusetzen. Alle anderen wiederum sollen den Agenda-Spieler in ihrer Mitte identifizieren.
Vorzeigekandidat für PlayLink
That's You! war ein witziger Auftakt für PlayLink, ihren Vorzeigekandidaten hat die Serie jedoch mit Hidden Agenda gefunden. Das Spiel liefert eine moderne, cineastische Story ohne Durchhänger ab. Das Gameplay ist dabei auf das Notwendigste reduziert, selbst die Spielfiguren muss man nicht selbst bewegen. Das klingt zwar unspannend, sorgt aber für ein kompaktes und spannendes sowie durchgehend packendes interaktives Krimi-Abenteuer.
Fesselnd sind vor allem die Entscheidungsszenen, in denen der Spielfluss für wenige Momente zur Aktionsauswahl unterbrochen werden. Sie sind mehr als nur halbherzig umgesetzte Handlungsmöglichkeiten, sondern verändern den Krimi grundlegend. Soll man einen möglichen Tatort auskundschaften oder tritt man die Eingangstüre mit gezogener Waffe ein? Spielt man nach den Polizeiregeln oder sagt man dem Vorgesetzten, dass man mit einer Anweisung nicht ruhigen Gewissens folgen kann? Je nach Entscheidung entwickeln sich grundsätzlich verschiedene Szenarien.
Mit- oder gegeneinander
Hidden Agenda bietet zwei Spielmodi. Im Story Mode erleben alle Spieler die Handlung, treffen Entscheidungen gemeinsam und versuchen, auf die Spur des Mörders zu kommen. Es ist das Erlebnis, das als interaktiver Film beschrieben werden kann. Dem gegenüber steht der kompetitive Modus, in dem alle Spieler gegeneinander arbeiten und der Agenda-Aspekt ins Spiel kommt, der nicht immer reibungslos funktioniert. Zwar ist es spannend, am Start eines Kapitels eine geheime Aufgabe zugewiesen zu bekommen, das Prinzip ist aber leicht durchschaubar und erfordert Fingerspitzengefühl.
Der beste, aber auch schwierigste Weg ist es, die Mitspieler mit mehr oder minder manipulativen Worten dazu zu bringen, bei Handlungsentscheidungen die gewünschte Aktion zu wählen. Funktioniert das nicht, bleibt immer noch das Veto als Trumpf-Karte, die eine Aktion gegen den Willen der Mehrheit ausführt. Sie hat aber entscheidende Nachteile: Nicht nur, dass ein anderer Spieler ebenfalls eine Trumpf-Karte spielen und die Entscheidung wieder aufheben kann, auch fliegt der Agenda-Spieler so allzu schnell auf. Trumpf-Karten findet man in Spielabschnitten, in denen die Gamer Hinweise untersuchen sollen.
Kurz, aber abwechslunsgreich
Trotzdem ist Hidden Agenda ein Kunststück interaktiver Krimigeschichte, wenn die Dynamik der Gruppe richtig funktioniert und man redselige Spieler dabei hat, die sowieso gerne Szenen kommentieren und ihre Meinung abgeben. Und als Party-Spiel ist Hidden Agenda sowieso fantastisch. Die Story um den Killer, der aus seinen Opfern tödliche Fallen für die Polizei baut, ist frisch und nachvollziehbar gestaltet. Die Charaktere wirken überzeugend, die Handlung sorgt mit einem angeblich unschuldig verhafteten Mordverdächtigen für Dramatik und die Figuren sind in jeglicher Hinsicht toll umgesetzt und animiert.
Zwei Stunden müssen pro Hidden-Agenda-Durchgang eingeplant werden, der Spielspaß hält aber weit länger an. Dafür sorgen zwei Aspekte: Einerseits können (auch alle) Figuren im Verlauf der Handlung sterben, andererseits sind die zugeteilten Aufgaben der Agenda-Spieler immer zufällig gewählt, was die Spielweise verändert. Mankos findet man nur kleine. So wäre eine Controller-Steuerung als Singleplayer ebenso wie eine Kapitelauswahl wünschenswert gewesen, stattdessen muss man ein Spiel immer neu beginnen und auch als Einzelspieler über die App am Mobilgerät zocken. Abseits davon ist Hidden Agenda aber
ein grandioser Polizei-Thriller mit einem äußert hohen Wiederspielfaktor und besonders mit Freunden gespielt ein absolut großartiges Erlebnis. Immer und immer und immer wieder.