"Heute"-Reporterin Sellner
Hermès-Gürtel, ruhig und höflich – so erlebte ich Benko
Vier Stunden lang wurde Signa-Pleitier Benko am Mittwoch im U-Ausschuss befragt und gab mehr Antworten als erwartet. "Heute" war live dabei.
Kommt er oder kommt er nicht? Das fragten sich bis Mittwochfrüh alle – aber um kurz nach 10 Uhr war René Benko dann da, zur Befragung im parlamentarischen U-Ausschuss. Vor dem Erwin-Schrödinger-Lokal im Parlament drängten sich die Fotografen, das gefiel dem Signa-Milliardenpleitier scheint's gar nicht – blitzschnell huschte er in Begleitung seines Anwalts Norbert Wess in den Saal.
Ein paar Kilo mehr
Dunkler Anzug, weißes Hemd, graublaue Krawatte – elegante Kleidung war Benko stets wichtig, und so kam er auch in den Ausschuss. Für einen Hermès-Gürtel reicht es anscheinend auch immer noch. Auf den Magen geschlagen dürfte ihm der Signa-Zusammenbruch indes nicht, der gerade 47 Jahre alt gewordene Tiroler Immo-Jongleur hat sichtbar ein paar Kilo mehr auf den Rippen.
Erster Auftritt: René Benko sagt vor COFAG-U-Ausschuss aus
Hatte man einen schweigsamen Benko mit ablehnender Haltung allen Fragen der Abgeordneten erwartet, zeigte sich schnell, dass der Tiroler seinen Ausschuss-Auftritt anders anlegte. Zwar kündigte er an, sich wegen der vielen gegen ihn laufenden Vorwürfe und Verfahren bei inhaltlichen Fragen zumeist zu entschlagen, dann antwortete er aber doch recht häufig. Sehr höflich, äußerte ausdrücklich "Respekt" vor den Abgeordneten.
Häufigstes Bild während der rund vier Ausschuss-Stunden: Benko und sein Anwalt Wess beugen sich zueinander, beraten, tuscheln. Benko selbst wirkt höchst bestimmt. Bei Fragen rund um den Signa-Konzern ist er in seinem Element, redet schnell, fast übersprudelnd, bremst sich dann selbst ein –"das wird jetzt zu viel". Da erahnt man, wie er früher zu Investoren & Co gesprochen haben muss.
Konzentriert hört Benko den Fragen zu, die Hände hat er oft gefaltet, deutlich zu sehen ist sein Ehering. Immer wieder nimmt er einen Schluck Wasser.
„Kennen Sie den Gardasee?“
Manchmal blitzt durch, dass Benko auch witzig sein kann. "Kennen Sie den Gardasee", fragt ihn SP-Mann Jan Krainer ironisch. Benko: "Ja ich kenne den See und kann ihn auf der Karte ungefähr verorten. Oder: Warum er die FPÖ nicht auch dazunehme, wirft er dem blauen Abgeordneten Hafenecker zu, der ihn nach ÖVP- und SPÖ-Politikern fragt. Und auf die Frage, warum Ex-Kanzler Kurz einen Signa-Beratervertrag bekam, obwohl der doch kein abgeschlossenes Studium habe, sagt Benko nur: "Ich hab auch keine Matura."
Nach ein paar Stunden wirkt Benko aber zunehmend genervt. Als es um Abu Dhabi geht (da wollen die Scheichs Hunderte Millionen zurück von ihm) und um das Chalet N am Arlberg. Hier entschlägt sich Benko aller Antworten, riskiert auch Beugestrafen. Immer wieder scheint er sich selbst zu Höflichkeit zu disziplinieren, hört zu, berät sich mit dem Anwalt – dann wieder dieselben Worte, dass er nicht antworten werde.
Am Ende bedanken sich der Vorsitzende und die Verfahrensrichterin für mehr Antworten als erwartet. Und Benko verlässt den Saal – wieder blitzschnell, den Fotografen ausweichend.