"Menschen drehen Heizung ab"

Heizen oder waschen? – Zittern vor Energie-Rechnungen

Besonders armutsgefährdete Haushalte sind stark von den steigenden Energiekosten betroffen. Viele müssen sich entscheiden: Heizen oder Waschen?

Heizen oder waschen? – Zittern vor Energie-Rechnungen
Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas Sozialberatung, spricht über die Auswirkungen der steigenden Energiekosten auf armutsgefährdete Haushalte.
Caritas

Besonders zu den Zeitpunkten der Jahresabrechnung müssen viele armutsgefährdete Haushalte wortwörtlich zittern. Die steigenden Energiekosten machen ihnen zu schaffen. Auch bei der Sozialberatung der Cartias Wien ist das merkbar, wie Leiterin Doris Anzengruber im Gespräch mit "Heute" erklärt.

Angst vor Rechnungen

Bei vielen Betroffenen setzt Angst ein, wenn die monatlichen Rechnungen in den Briefkasten geflattert kommen: "Die Leute haben Sorge, die Briefe zu öffnen. Manche können nachts nicht mehr schlafen", beleuchtet Anzengruber die Situation. Generell nimmt sie bei vielen ihrer Klienten Verunsicherung wahr: "Die Menschen haben Angst, ihre Rechnungen nicht bezahlen zu können", schildert sie. Um die steigenden Kosten im Energiebereich irgendwie auszugleichen, beschließen einige, Abstriche zu machen: "Wir haben ältere Klienten, die komplett die Heizung abdrehen, oder nur einen Raum beheizen". So wird unter anderem versucht, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.

Um dem Problem entgegenzuwirken, fordert sie vor allem eine gerechte Entlohnung: "Ich habe mit einer Mutter von drei Kindern gesprochen. Sie hat zwei Jobs im Reinigungsbereich und muss jetzt Angst haben, ihre Heizung nicht zahlen zu können."

Rechnungen oder Waschmaschine?

Gerade Aktionen wie der Abschaltverzicht von großen Energiekonzernen ist eine wichtige Hilfestellung für Betroffene. Dabei drehen die großen Energieversorger bis Ende Februar die Energie nicht ab. Die Caritas selbst unterstützt unter anderem mit dem Angebot von Eingaben-Ausgaben-Rechnungen. Auch durch das Angebot einer Energieberatung kann geschaut werden, wo eventuell weitere Einsparungen möglich sind, um noch etwas Geld locker machen zu können. Auch Energiegutscheine, die in Kooperation mit Wien Energie verteilt wurden, werden an Bedürftige vergeben.

"Viele Klienten kommen kaum aus, obwohl sie sehr sparsam leben, sie müssen sich dann entscheiden, ob sie zum Beispiel die Energierechnung zahlen oder eine funktionierende Waschmaschine haben", so Anzebgruber. Laut ihr können viele armutsgefährdete gar nicht heizen: "Wenn die Therme kaputt ist, kommt es überhaupt nicht dazu, dass da Teilbeträge gezahlt werden müssen, weil man sich die Reparatur der Therme gar nicht leisten kann". Besonders ruft die Expertin dazu auf, einkommensschwache Haushalte in diesen Zeiten nicht zu übersehen. Auch wenn man die weitere Entwicklung der Energiekosten nicht vorhersehen könne, deuten die meisten Experten darauf hin, dass die Preise nicht mehr auf das Niveau vor der Krise zurückgehen werden.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Besonders armutsgefährdete Haushalte sind stark von den steigenden Energiekosten betroffen und müssen sich oft zwischen Heizen und Waschen entscheiden.
    • Die Caritas Wien beobachtet eine zunehmende Verunsicherung und Angst bei den Betroffenen und fordert gerechte Entlohnung sowie Unterstützung durch Maßnahmen wie Energiegutscheine und Energieberatung.
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