Wien

Teuerung extrem – wer das tut, muss viel mehr bezahlen

Österreich steckt mitten in der Teuerungskrise. Energieministerin Gewessler rät nun: Duschen statt baden. So viel lässt sich damit wirklich einsparen.

Roman Palman
Die Entspannung eines heißen Vollbads ist verflogen, sobald die Energie-Rechnung ins Haus trudelt.
Die Entspannung eines heißen Vollbads ist verflogen, sobald die Energie-Rechnung ins Haus trudelt.
Getty Images / iStock (Symbolbild; Montage)

Noch sind die Gasspeicher nicht gefüllt, Russland reduziert aber immer weiter seine Liefermengen. Wegen der routinemäßigen Wartung ist bei der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 bis mindestens 21. Juli der Gas-Hahn komplett zugedreht. Die große Furcht in Europa und "Albtraum-Szenario" (Robert Habeck) ist, dass Putin überhaupt kein Gas mehr schicken könnte.

Wer im Badezimmer nicht nur Katzenwäsche betreibt oder bibbernd unter der kalten Dusche steht, könnte deshalb für den Luxus von heißem Wasser bald tief in die Tasche greifen müssen. Die Preise für Strom und Gas schießen bereits durch die Decke, eine Badewannen-Füllung und eine heiße Dusche könnten bald zum Luxus-Gut werden.

Österreicher sollen duschen statt baden

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat die österreichischen Bürger bereits aufgerufen, Gas einzusparen. Einer ihrer Tipps: Duschen statt baden. "Für eine volle und heiße Badewanne müssen 80 bis 150 Liter Wasser erhitzt werden – beim Duschen sind es nur 20 bis 50 Liter. Duschen spart also eine Menge Energie", heißt es in einem Facebook-Beitrag des Gewessler-Ressorts.

Klar, es müsste nur ein Bruchteil des Wassers erhitzt werden. Doch während die Politik auf die Gasvorräte schaut, müssen sich viele Österreicher wegen der massiven Teuerung mehr um ihren eigenen Kontostand sorgen. Auch in dieser Hinsicht hätte duschen statt baden einen Vorteil und würde allen, die der Wanne abschwören, einen spürbaren Geldbetrag einsparen.

Nehmen wir die Zahlen des Energieministeriums einmal auseinander: Um Leitungswasser von seinen maximalen 10 Grad auf 40 Grad zu erhitzen, braucht es – ungeachtet des Wirkungsgrades des eingesetzten Geräts – pro Liter etwa 0,034 Kilowattstunden an Energie. Macht bei 80 Liter in der Wanne rund 2,788 Kilowattstunden und bei 150 Liter rund 5,227 Kilowattstunden, die für das wohlige Gefühl eines warmen Schaumbads benötigt werden.

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    Verbraucherpreisindex (VPI: Juni 2021 bis Schnellschätzung Juni 2022)
    Verbraucherpreisindex (VPI: Juni 2021 bis Schnellschätzung Juni 2022)
    APA-Grafik / picturedesk.com

    Große Unterschiede zwischen Strom und Gas

    Wie groß das Loch im Börserl durch den täglichen Waschgang wirklich wird, hängt in nicht unbedeutendem Maße auch davon ab, ob das Wasser mit Strom oder Gas auf Temperatur gebracht wird.

    Der Standard-Stromtarif "Optima Entspannt" kostet bei Wien Energie aktuell 28,9239 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde. Beim gleichnamigen Standardtarif für Gas sind es 16,6074 Cent.

    Bis zu 551 Euro im Jahr

    Heißt im Klartext: beim Strom zahlen Wiener aktuell bereits zwischen 0,81 und 1,51 Euro pro Wannenfüllung, bei Gas zwischen 0,46 und 0,86 Euro. Trotz aller Sorgen um die Gasversorgung ist dieses also immer noch weit billiger.

    Rechnet man diese Zahlen auf ein ganzes Jahr hoch, müssen Wiener für ihr tägliches Vollbad mit jeweils 150 Litern 314 oder 551 Euro rein an Energiekosten blechen.

    Der Unterschied ist gravierend: Selbst bei 365 ausgiebigen Duschen (50 Liter) sind es nur 105 bzw. 184 Euro an zusätzlichen Gas- oder Stromkosten.

    Beim Duschen noch mehr sparen

    Warmduscher haben hier aber noch einen Vorteil: Mit Eco-Duschköpfen könnten sie laut Wien Energie noch einmal ordentlich einsparen. Gemeint sind damit jene Duschköpfe, die bei gleichem Waschvergnügen rund 30 Prozent bis 50 Prozent weniger, jedenfalls aber maximal 12 Liter Wasser pro Minute ausfließen lassen. Bei einer Badewanne hat man diesen Vorteil nicht, denn diese muss man immerhin ja auch einmal voll bekommen.

    Massive Preissteigerung voraus

    Bald könnten diese errechneten Ausgaben noch schlimmer werden, denn die Energiepreise kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben! Wie E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch am Montag in der ZIB2 erklärte, steht das eigentliche böse Erwachen für die Bevölkerung erst bevor: "Das wahre Problem ist, dass die Großhandelspreise massiv gestiegen sind und in einer bestimmten Höhe bleiben werden."

    Diese seien noch nicht in den Endkundentarifen eingepreist, weshalb es "noch einmal zu einer sehr starken Preissteigerung kommen wird". Ende des Jahres, spätestens aber 2023 soll es soweit sein. Angesichts solch unschöner Prognosen ist die erhoffte Entspannung eines warmen Bades schnell verflogen.

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