Österreich

Heimunterricht – Viele Kinder jetzt total blank

Glattauer gibt Noten. Heute: Heimunterricht: Viele Kinder total blank! Wie "Gratis"-Schule bald unleistbar wird. Und: Eltern-Demo für bessere Schule.

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"&nbsp;</em>Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Heimunterricht: Viele Kinder jetzt total blank!

Gerade gehen die Jahresprüfungen für Schüler, die zu Hause unterrichtet wurden, ins Finale. Normalerweise sorgen diese Externistenprüfungen bei VS- oder MS-Lehrerinnen für das Aha-Erlebnis des Jahres: Solche Schüler gibt es "in echt"? Sprechen flüssiges Deutsch. In ganzen Sätzen. Sogar dann, wenn man sie etwas fragt. Und können auch noch etwas…

Aber heuer ist vieles anders. Denn heuer sind zu 60 Prozent "Corona-Schulflüchtlinge" dran, österreichweit ca. 3.000. Ein Lehrer erzählt mir: "Da sind Kinder dabei, die haben ein Jahr lang rein gar nichts gemacht. Und dann kommt so ein Vater im Jogger, brüllt herum, zeigt den prüfenden Lehrern den Mittelfingern und droht mit Anzeige, falls sein Kind das Jahr in der Schule wiederholen muss."

In vielen Bundesländern schickten daher die Bildungsdirektionen zum Schutz ihrer Lehrerinnen eigene Kommissionen mit zentral ausgearbeiteten Fragen. Zugang in Wien: Der Lehrer wird’s schon richten. Wien ist eben anders.

Note: Nicht gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du HIER >>

Wie die "Gratis"-Schule bald unleistbar wird

Nicht nur Strom, Gas, Butter und Brot werden immer teurer, sondern auch die Schule: Sagenhafte 103 Millionen Euro geben Österreichs Eltern inzwischen für Nachhilfe ihrer Kinder aus – und noch mehr wäre es, wenn sie sich's leisten könnten.

Jede fünfte befragte Familie gab an, Nachhilfe zwar gewollt, aber das nötige Kleingeld dafür nicht aufgebracht zu haben – nötig sind im Schnitt rund 630 Euro im Jahr. Das hat die Arbeiterkammer erhoben, deren famose Bildungsabteilung wieder einmal ihren Finger in Österreichs Bildungswunden legt. Leider symptomatisch: Den meisten Eltern geht es dabei nicht um vertiefendes Wissen, sondern nur um die schnelle Note, z.B. vor dem Umstieg in eine höhere Schule.

So pauken bei den Volksschülern schon 16 Prozent mit Privatlehrern, um auf Einser-Kurs zu bleiben. Geeignete Gegenmaßnahmen laut AK: Ganztagsschule und mehr Lehrerinnen pro Kind. Ich darf ergänzen: Und hört endlich damit auf, überall ständig Notendruck aufzubauen.

Note: Nicht genügend

"Es reicht!" Eltern-Demo für bessere Schule

Bunt gemischte Klassen, die unsere heterogene Gesellschaft abbilden; weniger Schüler pro Lehrerin und damit die Möglichkeit, auf Kinder einzeln einzugehen, egal, wie schwierig, egal, wie "normal". Das war der Grund, warum ich mein Lehrer-Dasein ausschließlich in inklusiven Settings verbringen wollte.

Jetzt droht zig integrativen Klassen das Aus. Warum? Zu teuer. Unisono werden die Klassen bis zum Gehtnichtmehr vollgestopft, Lehrerstunden gekürzt. Im März haben sich 154 Lehrer als Teil der Elterninitiative "Bessere Schule" hilfesuchend schriftlich an die Politik gewandt.

Sie arbeiten an Wiener Schulen, in denen es integrative Mehrstufenklassen gibt (verschiedene Altersstufen; weniger, dafür auch Kinder mit Förderbedarf; zwei Lehrer), und warnten vor dem Aus. Vergeblich. Am 21. wird demonstriert. Bravo!

Info: www.bessereschule.jetzt

Note: Gut so
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