Österreich

Heimopfer fordert endlich gerechte Entschädigung

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Der Wiener Thomas Adrian N. (56) hat 18 Jahre in verschiedenen Heimen verbracht und dabei schwerste körperliche, seelische und sexuelle Misshandlung erfahren.

"Von 1964 bis 1982 bin ich in 16 Kinderheimen aufgewachsen, erzählt N. "Heute.at". "Ich habe dort keine Zärtlichkeit, keine Liebe erfahren", erinnert er sich an die Zeit in den Heimen. Mehr als 40-mal wurde er in den Kinderheimen sexuell missbraucht. Außerdem wurde er körperlich und seelisch misshandelt, etwa durch Einsperren in einem dunklen Keller. "Noch heute nehme ich deswegen schwere Psychopharmaka", sagt N.

"Konnte nicht lesen"

Die "Erziehung" im Heim war eine schwere Hypothek für sein weiteres Leben. "Als ich mit 18 aus dem Heim gekommen bin, habe ich weder lesen noch schreiben können. Ich habe das dann alles nachgeholt", erzählt N. Er ist sich sicher: "Ohne Heim hätte ich einen ganz anderen Bildungs- und Berufsweg einschlagen können".

Bundesheer

Nach dem Heim leistete er den Wehrdienst beim Bundesheer ab. "Ich habe dort Grundwehrdiener weinen gesehen, weil die Ausbildung so hart war", erzählt N. Er selber empfand sie als nicht besonders schlimm. "Immerhin bin ich ja weder geschlagen, noch getreten oder erniedrigt worden", erinnert sich N. an seine Zeit beim Bundesheer.

Es geht um Gerechtigkeit

N. findet es äußerst ungerecht, dass sämtliche Heimopfer die gleiche Entschädigung erhalten, unabhängig davon, wie lange sie in Heimen untergebracht waren. "Es geht nicht ums Geld, es geht um Gerechtigkeit", sagt er dazu. "Kein Geld kann wieder gut machen, was mir angetan wurde", betont er. Die Rente kann darum höchstens eine symbolische Wiedergutmachung sein.

Heimopfer brauchen Hilfe jetzt

Noch etwas anderes stößt N. sauer auf. Um die Heimopfer-Rente zu erhalten, müssen die Betroffenen zuerst das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreichen. "Viele haben es nie ins Erwerbsleben geschafft", erzählt er. Der frühere Straßenbahn-Fahrer ist selbst seit einem Mordversuch durch einen Fahrgast 2016 in Frühpension.

Heimopfer-Rente

Die Rente beträgt € 314,60 monatlich. Anspruch auf die Heimopferrente haben Personen, die zwischen 10. Mai 1945 und 31. Dezember 1999 in einem Kinder- oder Jugendheim des Bundes, eines Bundeslandes oder einer Kirche untergebracht waren und während dieser Unterbringung Opfer eines Gewaltakts wurden.