Salzburg
Unwetter verwüstet Mittersill
In Mittersill hat Donnerstagabend ein heftiges Gewitter mehrere Muren abgehen lassen. Die Pass Thurn Straße wurde verlegt, es gab Evakuierungen.
Die Schäden noch diesem heftigen, lokalen Unwetter in Mittersill im Salzburger Oberpinzgau sind enorm. Derzeit gibt es noch keine Meldungen über verletzte Personen, in den Morgenstunden waren die Blaulicht-Organisationen aber immer noch im Einsatz. Mehrere Feuerwehren mit rund 100 Helfern, das Rote Kreuz sowie die Wasserrettung und die Behörde waren und sind vor Ort.
"Schon seit Stunden wurde und wird fieberhaft daran gearbeitet, die Infrastruktur wieder herzustellen und die betroffene Bevölkerung sicher durch die Nacht zu bringen", meldet das Land Salzburg in einer Medienmitteilung. Laut ersten Meldungen dürfte auch ein Dachstuhl im Einsatzgebiet gebrannt haben, die Wasserrettung hat die betroffenen Personen aus dem Haus geborgen.
"Eine Familie evakuiert"
Laut Manfred Höger, Katastrophenschutzreferent der Bezirkshauptmannschaft Zell am See, wurde eine Familie im Ortsteil Mittersill-Rettenbach von den Einsatzkräften aus dem Haus mittels Drehleiter von der Freiwilligen Feuerwehr geborgen: "Weitere 25 bis 30 Personen in fünf Objekten sind außerdem betroffen. Sie mussten in ihren Häusern bleiben, bis der Bach mittels schwerem Gerät wieder in sein Bett zurück gebracht werden kann".
Und er fügte hinzu: "Bei Tageslicht werden wir einen besseren Überblick bekommen, ob weiter oben noch weitere Objekte betroffen sind. Aber bisher gibt es keine Meldungen, dass Menschen zu Schaden gekommen sind."
Trinkwasserversorgung zerstört
Die Unwetter haben auch die Trinkwasserversorgung im Ortsteil Rettenbach zerstört. Bis auf Weiteres haben die betroffenen Objekte weder Trink- und noch Brauchwasser und werden von den Einsatzorganisationen versorgt. Durch Verklausungen habe der namensgebende Rettenbach eine enorm reißerische Kraft entwickelt, "die Kräfte die dabei frei werden, kann man sich nicht vorstellen", so der Mittersiller Bürgermeister Wolfgang Viertler gegenüber dem ORF.
Katastrophenschutz und Einsatzkräfte treffen sich ab 6.30 Uhr zu einer weiteren Lagebesprechung und Gefahreneinschätzung für die betroffenen Personen im Ortsteil Rettenbach. Es muss auch entschieden werden, ob weitere Personen aus ihren Häusern evakuiert werden müssen.
Weitere Murenabgänge in Tirol
Noch am späten Donnerstagnachmittag wurde in Holzgau ein Wanderweg von der Roßgumpenalm beim Ramstalbach durch einen Murenabgang verlegt. Acht Wanderern war dadurch der Abstieg ins Tal nicht mehr möglich, sie mussten von der Bergrettung und Feuerwehr terrestrisch über die Mure und dann mit Fahrzeugen geborgen.
Fast zeitgleich gingen im hinteren Pitztal, im Gemeindegebiet von St Leonhard, aufgrund eines Gewitters mit Starkregen und kurzzeitigem Hagel mehrere Muren im Bereich der Ortschaften Plangeross und Tieflehn ab. Der Schlamm gelangte bis auf die Pitztaler Landesstraße und verlegte diese auf einer Breite von 30 Metern und einer Höhe von bis zu 40 Zentimeter. Die Landesstraße war rund zweieinhalb Stunden für Aufräumarbeiten gesperrt.
Unwetter auch in Nürnberg
Auch im Süden von Deutschland haben heftige Unwetter Verwüstungen hinterlassen. Nürnberg befand sich am Donnerstagabend aufgrund von heftigen Gewittern im Ausnahmezustand. Unterführungen waren wegen des Starkregens mit Wasser vollgelaufen, Autos gingen unter und die Feuerwehr musste die Insassen vor den Wassermassen retten. Auch Wohnhäuser und das Stromnetz waren vielerorts betroffen.
Ein Video, das über den Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde, zeigt ein Auto, das bis zum Dach mit Wasser bedeckt ist. In einer dramatischen Szene musste sich eine Familie mit Babys eigenständig aus den Fluten befreien. Den Polizisten, die kurz darauf eintrafen, stand das Wasser bis zur Brust. Die Familie wurde anscheinend nicht verletzt.
Hunderte Feuerwehreinsätze
Laut der örtlichen Feuerwehr war die Stadt flächendeckend betroffen und alle freiwilligen Feuerwehrleute waren im Einsatz oder in Alarmbereitschaft – das Unwetter beschränkte sich nicht nur auf vollgelaufene Unterführungen. Polizei und Feuerwehr meldeten Hunderte Unwetter-Einsätze. "Wir arbeiten mit Hochdruck die Einsätze (schon mehr als 500!) ab!", schrieb die Nürnberger Feuerwehr auf X.
Der Nürnberger Energieversorger "N-Ergie" berichtete von Stromausfällen in mehreren Stadtteilen, die von Monteuren behoben werden mussten. Viele Keller und Tiefgaragen waren vollgelaufen und in Unterführungen seien Autos im Wasser stehen geblieben, wodurch Insassen eingeschlossen waren, berichtet ein Polizeisprecher.
Auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern ließ Starkregen zahlreiche Keller volllaufen und Bäume umkippen. Die Feuerwehren mussten teils zu Hunderten Einsätzen ausrücken.