Wien

Heftig diskutierte Lueger-Installation wird abgebaut

Die Kunstinstallation "Lueger temporär" hat nach einem Jahr ausgedient. Knapp eine Woche dauert der Abbau, danach wird die Statue um 3,5 Grad gekippt.

Yvonne Mresch
Die Bagger fuhren bereits in den Morgenstunden auf. Nach einem Jahr ist Schluss mit der temporären Kunstinstallation.
Die Bagger fuhren bereits in den Morgenstunden auf. Nach einem Jahr ist Schluss mit der temporären Kunstinstallation.
Helmut Graf

Es war als temporäres Kunstwerk angedacht und genau das bleibt es auch: Nach einem Jahr ist für die 39 Meter lange, fünf Meter breite und elf Meter hohe Installation am Lueger-Platz (City) Schluss. Der Abbau der Holzkonstruktion wird am 9. und 10. Oktober durchgeführt, vier Personen und ein Kran sind im Einsatz. Die Silhouetten wurden bereits am ersten Tag entfernt. Sie sind von Oktober bis Dezember Teil der "Kiew Biennale", die aufgrund des Krieges in mehreren Städten, unter anderem in Wien, stattfindet. Danach gehen sie zurück an die Künstler, wie der koordinierende Architekt, Michael Rieper, erklärt.

Jahrelange Diskussion ging Kunstwerk voraus

Im Juli 2022 kündigte die Stadt an, das heftig umstrittene Denkmal des ehemaligen Wiener Bürgermeisters mit antisemitischer Gesinnung in einen Kontext setzen zu wollen und präsentierte das Werk der Künstler Nicole Six und Paul Petritsch, das um 100.000 Euro errichtet wurde, wir berichteten. 

Zuvor war das Denkmal bereits mehrfach Vandalismus ausgesetzt. Es wurde mehrfach beschmiert, mit Hitlerbärten bemalt oder mit Kloschüsseln verziert. Jahrelang wurde diskutiert, was mit der Statue passieren sollte, schließlich einigte man sich auf das Holzkonstrukt.

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    Installation "Lueger Temporär" von den Künstlern Nicole Six und Paul Petritsch.
    Installation "Lueger Temporär" von den Künstlern Nicole Six und Paul Petritsch.
    Helmut Graf

    Entsorgung des Denkmals abgelehnt

    Die Künstler nutzten dafür die Umrisse von 15 Gebäuden, Brücken und Gedenktafeln in Wien, die mit Lueger in Verbindung stehen: die ehemalige Lueger-Gedächtniskirche (in Gelb) und Toranlage am Zentralfriedhof (in Orange), eine ihm gewidmete Brücke oder auch das Denkmal selbst (in Grau). Ihre Silhouetten wurden im Maßstab 1:1 an ein Holzgerüst gelehnt. Der Platz sollte so ein lebendiger Mahn- und Lernort gegen Antisemitismus und politischen Populismus sein. Eine Entsorgung des Denkmals lehnten sowohl Stadt, als auch Bezirk ab: Die Vergangenheit dürfe nicht ausgelöscht werden.

    Bereits beim Aufbau gab es heftige Kritik: Die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen sprachen von einem "peinlichen Fehlgriff", die Installation verschweige den Antisemitismus Luegers. Für die Grünen schaffe "Lueger temporär" eine weitere Überhöhung der Figur Luegers. Die FPÖ kritisierte, die Stadt werfe Geld zum Fenster hinaus.

    Statue wird nun um 3,5 Grad gekippt

    Nun ist das temporäre Kunstwerk Geschichte, das nächste folgt jedoch: Im Mai wurde der Sieger eines Wettbewerbs für die Nachfolge von "Lueger temporär" verkündet. 3,5 Grad wird sich die Figur Luegers, nach den Plänen von Klemens Wihlidal, künftig nach rechts neigen. So soll die Lage Luegers zwischen Stehen und Fallen dargestellt werden. "Schieflage" lautet der Titel des Projektes. Die Statue wird abgebaut und gereinigt, der Sockel wird gesäubert, geprüft und nach Notwendigkeit erneuert. Anschließend wird alles neu und um 3,5 Grad gekippt aufgebaut. Die Gesamtkosten sollen sich auf rund 500.000 Euro belaufen.

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