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Hautpflege in Corona-Zeiten: Immer wieder einschmieren!

Heute Redaktion
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Jetzt hilft nur pflegen, pflegen, pflegen, immer wieder einschmieren, so Dr. Sabine Schwarz.
Jetzt hilft nur pflegen, pflegen, pflegen, immer wieder einschmieren, so Dr. Sabine Schwarz.
Bild: iStock

Was uns vor Covid-19 schützt, schadet der Haut. Deshalb braucht sie gerade jetzt die richtige Seife und Pflege. Hautärztin Sabine Schwarz stand uns Rede und Antwort.

Seit über drei Wochen lautet unser oberstes Gebot: Händewaschen, immer, ständig und so oft wie möglich. Um uns und unsere Mitmenschen vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen, werden wir zusätzlich an allen Ecken mit Desinfektionsmittel versorgt. Ein wichtiger Schutz, der für unsere Haut allerdings fatale Folgen haben kann.

Wir haben bei der Hautärztin Dr. Sabine Schwarz aus dem Hautzentrum Wien nachgefragt, wie wir trotz Schutzmaßnahmen trockene, rissige und vielleicht sogar wunde Hände verhindern können:

Was macht häufiges Händewaschen mit unserer Haut?

Dr. Sabine Schwarz: Unsere Haut ist ein Schutzorgan nach außen und um diesen Schutz zu gewährleisten, hat sie in der oberen Hautschicht eine sogenannte epidermale Hautbarriere, die im Wesentlichen aus Fettverbindungen besteht. Häufiges Händewaschen reduziert die Schutzfunktion der Hautbarriere durch ein Herauslösen dieser Fettverbindungen. Denn genau das ist die Aufgabe der Seife, sie soll fetthaltige Bestände von der Haut ablösen. Nun kann das die Haut an und für sich regenerieren und das tut sie auch. Nur wenn über das Maß die Hände gewaschen werden oder es sich um einen Risikopatienten mit besonders empfindlicher, trockener, allergischer Haut oder im Extremfall mit Neurodermitis handelt, dann kann dieses Händewaschen natürlich sehr bald zu einem großen Schaden an der Haut führen. Zuerst wird die Haut rot, irritiert, schuppend, rissig und in der Folge kommt es dann zu einem Juckreiz und im schlimmsten Fall zu offenen Stellen.

Was gibt es für Alternativen in Bezug auf die Hygiene? Ist Desinfektionsmittel schonender für die Hautbarriere?

Beides lässt laut derzeitigem Stand der Dinge die Struktur des Virus zusammenbrechen und hemmt somit die Infektiosität. Allerdings ist die Verwendung von alkoholischen Desinfektionsmitteln nur dann sinnvoll, wenn nicht die Möglichkeit besteht, die Hände mit einer Waschsubstanz ausgiebig zu waschen. Erstens haben wir derzeit wenig Desinfektionsmittel, andererseits ist der Alkohol, der im Desinfektionsmittel enthalten ist, natürlich absolut nicht rückfettend. Die meisten Seifen hingegen enthalten rückfettende Substanzen, also sind sie schonender für unsere Hände.

Sollte man eher zu fester oder flüssiger Seife greifen?

Grundsätzlich ist es so, dass in der flüssigen Seife weit häufiger rückfettende Substanzen enthalten sind.

Auf welche Inhaltsstoffe sollte man achten? Was soll enthalten sein und vor allem, was nicht?

Die Tenside, das sind waschaktive Substanzen, sollten möglichst schonend sein. Wichtig sind rückfettende, befeuchtende und beruhigende Inhaltsstoffe. Dabei sollte es sich um natürliche Öle handeln und nicht um synthetische Fettsubstanzen wie Paraffine, ein Nebenprodukt der Erdölindustrie. Paraffine, wie zum Beispiel Vaseline, können von der Haut nicht aufgenommen werden und bilden nur eine Art Film auf der obersten Hautschicht. Weiters sollten alle Farbstoffe, alle synthetischen Konservierungsstoffe, alle synthetischen Duftstoffe möglichst reduziert werden. Sowohl bei Seife, als auch bei Pflege. Außerdem bin ich ein Freund von hautberuhigenden Substanzen, wie Aloe Vera, Salbeiextrakt oder Nachtkerzenöl. All das wird die Hautbarriere, die schon leicht irritiert ist, wieder ein bisschen beruhigen. Paraffinöle tun's sicher nicht.

Was halten Sie von synthetischen Waschsubstanzen, wie Zucker- oder Kokostenside?

Tenside sind waschaktive Substanzen. Das heißt, egal ob in der Flüssigseife oder im Shampoo, diese Tenside nehmen die Bakterien, die Viren, aber natürlich auch die ganzen Öle sozusagen weg. Sie lösen die Fett- und Schmutzteilchen, denn Wasser alleine kann das ja nicht. Da gibt es neben den ganzen chemischen Tensiden, die natürlich deutlich aggressiver für die Haut sind, auch Tenside pflanzlichen Ursprungs und dazu gehören Kokos- und Zuckertenside. Diese werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, sind milder, sind dadurch auch hautverträglicher, sind allerdings auch deutlich teurer als das normale, chemische Laurylsulfat.

Angeblich soll Bioseife das Beste überhaupt sein. Stimmt das?

Grundsätzlich sollte Bioseife folgendes bedeuten: Kein Emulgator, kein Konservierungsstoff, keine Silikone. Und zusätzlich pflanzliche Öle, die sozusagen verseift werden und aus biologischen Anbau hergestellt sind. Wenn eine Seife dieses Zertifikat, 'Natürliche Seife mit Bio-Pflanzen-Ölen', hat und diesen Bedingungen auch entspricht, dann ist sie definitiv besser als alles andere. Denn diese Seife ist nicht nur mit natürlichen Tensiden ausgestattet, sie ist auch noch rückfettend und hat alle diese Risikofaktoren wie Emulgatoren, Konservierungsstoffe, usw. nicht.

Was hilft am Ende gegen trockene Haut - außer weniger Händewaschen?

So oft eincremen wie möglich! Man muss ganz ehrlich sagen, diese Belastung, mit dem vielen Händewaschen und dazwischen auch noch in der U-Bahn und überall Hände desinfizieren, hält auch gesunde Haut auf Dauer nicht aus. Das ist einfach eine Sonderbelastung, der sie irgendwann nicht mehr standhält. Bitte beugen Sie vor, damit auch ihre gesunde Haut nicht irgendwann krank wird. Das ist nämlich nur eine Frage der Zeit. Die Haut kann diese enorme Belastung durch die körpereigene Nachbildung der berühmten Barrierefunktion selber nicht mehr stemmen. Das heißt, auch gesunde Haut würde spätestens nach drei bis vier Wochen die ersten rissigen Anzeichen oder Veränderungen zeigen. Das trifft noch mehr für kranke Haut zu. Also pflegen, pflegen, pflegen, immer wieder einschmieren!

Wie oft am Tag sollte man sich die Hände eincremen? 

Bitte unbedingt nach jeder Händewäsche. Trocknen lassen und unbedingt nachher pflegen und wenn es geht, vor allem, wenn die Haut schon Anzeichen zu Rissen oder Trockenheit zeigt, immer wieder auch dazwischen.

Was halten Sie von Hautmitteln wie Olivenöl gegen trockene Hände?

Grundsätzlich muss man dazu sagen, dass jedes natürliche Öl, mit dem Sie ein Handbad machen, z.B. Sheabutter oder das Öl von Avocados, gut ist, denn es ist eine Rückfettung. Dann gibt es noch die besonderen Öle, die aufgrund ihrer Verbindung mit ungesättigten Fettsäuren oder aufgrund ihrer zusätzlichen hautberuhigenden Eigenschaften für mich noch eins drauflegen, aber natürlich auch teuer sind. Dazu zählt das Nachtkerzenöl. Aber ich bin schon froh, wenn die Leute überhaupt etwas machen. Also, wollen Sie ihrer Haut etwas Gutes tun und schneiden Sie gerade eine Avocado, schmieren Sie sich gleich die Hände damit ein. Oder kochen Sie mit Olivenöl? Bitteschön. Alles, nur kein synthetisches Öl.

Haben Sie eine persönliche Pflege-Empfehlung für die Leser?

Tragen Sie einfach eine gute Handcreme dick auf, geben Sie einen Einmalhandschuh aus dem Drogeriemarkt darüber, durch das Plastik können die Wirkstoffe tiefer eindringen, und gönnen Sie sich eine Handmaske in diesen so herausfordernden Zeiten.

(Christine Scharfetter)