Österreich

Hausbesetzung: Das sagen die Nachbarn

Heute Redaktion
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In Wien-Penzing wird gerade ein Miethaus besetzt. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um mit den Beteiligten zu reden. Wirklich reden wollten nur Nachbarn!

Linksradikale der Gruppe "autonome antifa w" haben das ehemalige Fabriksgebäude in der Kienmayergasse 15 am Wochenende in Beschlag genommen. "Komm rein! Dieses Haus ist besetzt", wurde in großen Lettern auf die Fassade gesprayt. Leider nur ein leeres Versprechen - die Hausbesetzer wollen nicht mit uns Journalisten sprechen. Man bekommt den Eindruck, nur Gleichgesinnte und Unterstützer sind willkommen.

Mit "Heute" reden sie nur durch ein kleines Loch in der Glasscheibe der Haustür. Die mehrmalige Bitte nach einem Gespräch wird abgewiesen. Eine E-Mail-Adresse wird als Kontakt angegeben. "Gegen die Stadt der Reichen" steht auf der Fassade des Nachbarhauses geschrieben.

Weniger schweigsam sind die Nachbarn des besetzten Gebäudes. Eine Bewohnerin, die nicht namentlich genannt werden will, hat den Überblick aus ihrem Fenster. Sie unterstützt die Besetzer. "Jetzt sollen wir auf die Straße, wo ich in Pension bin", ist sie entsetzt. Zum Abriss oder Neubau hätten die Mieter nur mündliche, nie jedoch schriftliche Informationen erhalten.

Auch Mirko A., 58 Jahre, wohnt seit 1984 in einem Häuserteil, der jetzt abgerissen werden soll. "Seit 2 – 3 Jahren werden wir vertröstet, wir wissen nichts Genaues. Außerdem wurde hier noch nie etwas renoviert." In einem kleinen Rundgang können wir uns selbst ein Bild von der Situation machen. Viele Bereiche der Häuser sind baufällig, die Fassade bröckelt ab, Wasser dringt ein. Mirko weiß leider nicht genau wann, aber was er weiß: "Es wird abgerissen, ich muss raus. Und das nach über 30 Jahren."

Der Sohn einer Mieterin, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden mag, sagt uns zur Hausbesetzung: "Sollen sie es machen, solange sie ruhig sind. Solange sie niemanden belästigen, ist alles okay." Er kennt die Gegend seit 33 Jahren. "Schauen wir einmal. Man wird sicherlich einen Kompromiss finden, mit dem Vermieter", ist er guter Dinge. Auch er weist uns auf die teils marode Bausubstanz hin.

Anton M., 60 Jahre, wohnt seit rund 15 Jahren in einer Wohnung in einem der betroffenen Häuser. Zur Hausbesetzung hat er eine klare Meinung: "Ich finde die Aktion gut - es muss aufgezeigt werden. Ich habe bisher keine Gewalt gesehen."

65 Eigentumswohnungen bis 2019

Maximilian Kneussl von der Immobilienfirma Vestwerk versteht die Aufregung nicht. Schriftlich lässt er wissen, dass beim Projekt in der Kienmayergasse von Anfang an sämtliche Beteiligte miteingebunden gewesen seien. Fix ist: 65 Eigentumswohnungen werden gebaut. Begonnen wird im Herbst 2017, im Sommer 2019 soll alles fertig sein.

Die Polizei ist am Ball und wartet ab - eine freiwillige Räumung wäre eine erstrebenswerte Lösung. Am Dienstag um 12 Uhr lief ein erstes Ultimatum zur Räumung ab. Diese fand aber (vorerst) nicht statt. (stebo)