Österreich
Hauptangeklagter im Terror-Prozess kam im feinen Zwirn
Am Mittwoch startete in Wien ein spektakulärer Terror-Prozess. Hassprediger Mirsad O. war anwesend – auch der mutmaßliche IS-Kämpfer "Abu Aische" kam.
Der berüchtigte Hassprediger Mirsad O. war kaum wiederzukennen. Fast sechs Jahre Strafhaft scheinen an dem ehemals langbärtigen, gefürchteten Islamisten jedoch höchstens seelische Spuren hinterlassen zu haben. Körperlich zeigte sich der 2016 in Graz zu 20 Jahren Haft verurteilte Serbe am Wiener Landesgericht in guter Verfassung.
Allein sein gepflegtes Haar und der gestutzte Bart machten den ein oder anderen Zuschauer stutzig. Ihm wird vorgeworfen, mehrere Männer aus ganz Österreich für den IS in Syrien angeworben zu haben, darunter auch den späteren IS-Miliz-Anführer "Abu Aische" alias Turpal I.
Frau bekommt Geld vom AMS
Der Beschuldigte spazierte im feinen Zwirn in den Gerichtssaal (siehe Bild), nahm auf der Anklagebank Platz. Er ist der Hauptangeklagte, ihm wird u.a mehrfacher besonders bestialischer Mord in Syrien vorgeworfen. Der ehemalige österreichische Taekwondo-Staatsmeister im Weltergewicht kam trotzdem vor einigen Wochen wegen zu langer U-Haft auf freien Fuß, nachdem er bereits im November 2018 Terror-Ermittlern in Weißrussland in Netz ging.
Insider zweifelten an seinem Auftauchen beim Prozess, doch sein Verteidiger Florian Kreiner räumte bereits vor Prozess-Auftakt alle dahingehende Zweifel aus dem Raum, versicherte "er kommt." So war es auch – "seit ein paar Wochen arbeite ich wieder als Fliesenleger", gab der nun in Wien wohnende Tschetschene zu Protokoll. Seine Frau, die ebenfalls als IS-Unterstützerin angeklagt ist, kümmert sich einstweilen um ihre drei Kinder, bezieht ihren Unterhalt größtenteils vom AMS.
Eine Trachten-Weste und zwei Haftbefehle
Der inhaftierte Drittangeklagte ist Konvertit Bernd T. (33) aus Judenburg (Stmk.). Er wählte für den großen Tag in der Hauptstadt eine dezente steirische Trachten-Weste. Seine bosnisch-stämmige Frau, die sich und die gemeinsamen Kindern als Putzfrau durchschlägt, hüllte sich in unschuldiges weiß und zeigte ohne Scheu ihr langes Haar vor Gericht.
Allein von den Eltern des Hauptangeklagten (die ebenfalls wegen Geldzahlungen an ihren Sohn wegen Terror-Unterstützung angeklagt sind) fehlt jede Spur. Ein Aufenthalt in Tschetschenien wird vermutetet – ein internationaler Haftbefehl soll nun beauftragt worden sein. Die Verhandlung geht über mehrere Tagen in Wien - erste Befragungen laufen aktuell. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.