Österreich

Häupl backstage: Jetzt ist die Biografie da!

ORF Wien-Chef Paul Tesarek bringt Michael Häupls Bio auf den Markt. Wer glaubt, eh schon alles über die Stadtchef-Legende zu wissen, der irrt.

Heute Redaktion
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Der Chefredakteur des ORF-Wien spiegelt auf insgesamt 160 Seiten (Echomedia Verlag, 19,80 Euro) die politische Karriere des längst dienenden Bürgermeisters der Zweiten Republik wider. Und Paul Tesarek hat dabei den „Heimvorteil", Häupls politische Karriere ab 1988 beruflich mitverfolgt zu haben.

Also insgesamt 30 Jahre quasi „erste Reihe fußfrei" erleben konnte, was der geschiedene Stadtchef auch im Off abseits der Kameras und Mikros an humoresken und machiavellistischen Bonmots zum Besten gegeben hat.

Seine Wende nach links

Und so zieht sich ein Bogen von der Jugendzeit des Sohnes einer streng katholischen Lehrer-Familie aus Altlengbach, über seine Zeit im Stiftskonvikt Seitenstetten, der Mitgliedschaft bei der schlagenden Burschenschaft „Rugia Krems", der Wende nach links und den ersten Sporen beim VSStÖ bis hin zur Wahl zum Bürgermeister am 24. April 1993.

Seinen Austritt von der „Rugia" begründete Häupl übrigens mit den schlichten aber kräftigen Worten, er empfinde „Hitlers Mein Kampf als den größten Unsinn, den er je gelesen hat". 1974 tritt er der SPÖ bei und lernt dort spätere Politgrößen wie Peter Pilz, Josef Cap, Gerhard Zeiler, Renate Brauner und Brigitte Ederer kennen.

Die Endlichkeit der Macht

Genau diese Bruchlinien im politischen Leben des „Manbringedenspritzwein"-Bürgermeisters machen laut Tesarek den Erfolg seiner Politik aus, der aber sei auch nicht mehr als – wie im Vorwort erwähnt wird – „das schmunzelnde Eingeständnis der bedauerlichen Endlichkeit der eigenen Macht".

Die seltene politische Symbiose aus Volksnähe und Intellekt habe sich in Häupl dargestellt, wie in kaum einem anderen Stadtpolitiker. Dazu zitiert Tesarek einerseits den „mieselsüchtigen Koffer", einem Zitat gegenüber der FP-Opposition und andererseits die Risposte auf einen plumpen Angriff eines Debattanten mit den Worten: „Herr Abgeordneter, ich sehe, dass Sie mich zu einem geistigen Duell fordern wollen. Ich sehe aber auch, dass Sie unbewaffnet sind…"

Zitat aus dem Evangelium

Als Häupl bei seiner letzten Maifeier im Jahr 2018 mit Schlachtgesängen von 100.000 Fans zur „Zugabe" aufgefordert wird, verabschiedete er sich mit dem knappen Einzeiler „Ich bin bei Euch…!". Was die wenigsten wissen: Es ist ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium, das eigentlich mit dem Zusatz endet: „…alle Tage bis zum Ende der Welt."