Hat sich der strenge globale Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 auf die Temperatur des Mondes ausgewirkt? Das behauptete im vergangenen Herbst ein indisches Forschungsteam und legte Messdaten aus den Jahren 2017 bis 2023 vor. Nun hat sich ein anderes Forschungsduo die Daten vorgenommen.
"Als einer meiner Kollegen mir diesen Artikel erstmals gezeigt hat, haben wir uns gewundert – konnte das real sein?", erinnert sich US-Forscher William Schonberg, Mitverfasser der neuen Studie über die Mond-Temperaturen.
"Die Vorstellung, dass unsere Aktivität – oder fehlende Aktivität – auf der Erde einen Einfluss auf die Temperaturen des Mondes haben könnte – der fast 385.000 Kilometer von uns entfernt ist – erschien uns unwahrscheinlich. Aber wir beschlossen, Forschungen durchzuführen", so der Forscher.
Das Forschungsteam nahm sich also die Daten des Messgeräts "Diviner Lunar Radiometer" an Bord der NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter vor. Anhand dieser Daten war das indische Forschungsteam zum Schluss gekommen, dass die Corona-Lockdowns die Temperatur des Mondes beeinflusst hatten.
"Wir haben herausgefunden, dass der Temperaturrückgang im Jahr 2020 eigentlich schon 2019 begonnen hat, also schon vor den Lockdowns." Auch 2018 habe es einen signifikanten Temperaturrückgang gegeben – fast zwei Jahre vor dem Start der Corona-Pandemie.
Zu welchem Schluss kommt das Forschungsteam nach dieser Entdeckung? "Wir bestreiten nicht, dass die Temperaturen gesunken sind. Aber es scheint etwas weit hergeholt zu sein, dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache dafür waren", so Schonberg.
„Aktivitäten auf der Erde können einen gewissen Einfluss auf die Mond-Temperatur haben.“William SchonbergMissouri University of Science and Technology
Es sei trotzdem möglich, dass die Aktivitäten auf der Erde "möglicherweise einen gewissen Einfluss haben können", schiebt der Forscher hinterher. "Während der Mondnacht besteht die Möglichkeit, dass Wärme und Strahlung von der Erde einen geringen Einfluss auf die Temperaturen auf der Mondoberfläche haben", sagt er.
"Aber dieser Einfluss wäre wahrscheinlich so gering, dass er nur schwer zu messen oder gar zu bemerken wäre", gibt der Forscher zu bedenken.