"Leute verlieren Lust"

"Hat 2015 angefangen!" Hermann Maier erklärt ÖSV-Krise

Hermann Maier ortet langjährige Strategie-Fehler im ÖSV-Team als Grund für die derzeitige Misere. Was im heimischen Verband für ihn falsch läuft.

Sport Heute
"Hat 2015 angefangen!" Hermann Maier erklärt ÖSV-Krise
Ski-Legende Hermann Maier
Gepa

Das Hahnenkamm-Spektakel in Kitzbühel steht vor der Tür, im Februar folgt mit der Heim-WM in Saalbach das große Saisonhighlight. Die Vorfreude in Ski-Österreich ist vor den heißesten Wochen der kalten Jahreszeit aber getrübt. Grund: Das ÖSV-Team steckt in einer tiefen Krise.

ÖSV-Ikone Hermann Maier nennt im "Audi"-Talk in einer Gesprächsrunde vor dem Kitzbühel-Wochenende Mitgründe für die Krise, analysiert die Krise im heimischen Skisport. Was die Misere ausgelöst habe? "Klar baut man beim ÖSV im Moment auf wenig Leute. Das hat schon 2015 angefangen, dass man die Karte auf zu wenige Personen gesetzt hat. Bei mir war das anders: Da haben alle aus dem Europacup immer mit uns trainiert. Das zieht die anderen mit, wenn sie sich an den Besten orientieren können. Das ist ab 2015 abgegangen, und deshalb fehlt ein gewisser Stock."

Der Ski-Weltcup der Herren auf einen Blick

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    Der Ski-Weltcup 2024/25 auf einen Blick.
    Der Ski-Weltcup 2024/25 auf einen Blick.
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    Zwischen den Zeilen schwingt Kritik durch – in der Dominanz-Ära von Seriensieger Marcel Hirscher hat der ÖSV zu viele Kräfte für den Erfolg einzelner Ausnahmekönner gebündelt. Allen voran den achtfachen Gesamtweltcupsieger.

    Darüber hinaus? Maier: "Im Nachwuchs- und Schülerbereich brechen leider schon viele weg mit Verletzungen. Der Körper gibt das einfach nicht her, was das Material heute vorgibt. Teilweise verlieren die Leute die Lust und werfen das Handtuch. Und jetzt stehen wir da, wo wir sind. Die Köpfe rauchen jetzt eh, was man alles besser machen kann. Wahrscheinlich muss man einen eigenen Weg einschlagen, damit man in langer Zukunft wieder vorne hinkommt. Und da rede ich jetzt gar nicht von den nächsten Jahren."

    Ob Talente auch wegen der zahlreichen schweren Verletzungen im Weltcup fehlen? "Ich bin seinerzeit als Kind auch abgeschreckt worden. Da ist der Klaus Gattermann bei der Hausbergkante in Kitzbühel kopfüber runtergeflogen und ich habe mir gedacht: Um Gottes Willen. Früher hat es auch schon viele Stürze gegeben. Natürlich ist es tragisch, aber man wird die Stürze nie verhindern können. Eine Abfahrt ist kein Computerspiel."

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    Maier schlägt Alarm: "Wenn ich mir die Tourismuszahlen anschaue, dann sind wir auf alle Fälle eine Skination. Es kommen viele aus anderen Ländern zu uns. Aber die eigenen Leute fahren nicht mehr so viel Ski wie früher. Wann hat es den letzten Spitzenläufer aus Kitzbühel gegeben? In Tourismus-Hotspots stellen sich die Leute heute die Frage: Warum soll ich mir das überhaupt antun? Wenn man dann noch den Aufwand und die Verletzungsgefahr bedenkt – da kann man sich ein schöneres Wochenende machen."

    Nach den Sensations-Comebacks von Hirscher (35) und Lindsey Vonn (40) sagt Maier, nicht ganz ernstgemeint auf die Möglichkeit einer Rückkehr mit 52 Jahren angesprochen: "Warum sollte ich das machen? Das einzige Argument wäre, dass wir bald keine Fahrer mehr haben. Ich hoffe eher, dass Matthias Mayer zurückkommt." Mayer wird bei der Heim-WM in Saalbach aus der Ski-Pension zurückkehren, als Vorläufer an den Start gehen. Zuletzt häuften sich die Signale, dass der Triple-Olympiasieger auch in den Weltcup zurückkehren könnte.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Hermann Maier analysiert die Krise im ÖSV-Team und führt sie auf langjährige strategische Fehler zurück, die bereits 2015 begannen.
    • Er betont, dass die Nachwuchsförderung und die Verletzungsanfälligkeit der Athleten problematisch sind und dass Österreichs Ruf als Skination zwar im Tourismus stark ist, aber die heimischen Skifahrer weniger aktiv sind als früher.
    red
    Akt.