Österreich
Hans Tschürtz: "Ich muss nicht den Hero spielen"
"Heute"-Interview über Reitstaffel und Sicherheit - der FP-Chef erklärt, warum er Norbert Hofer ins Burgenland holen wollte.
Selbstbedienung? "Kein Problem, ich hol' uns drei Kaffee." Beim Treffen mit dem "Heute"-Team am Wiener Kahlenberg serviert Johann Tschürtz nicht nur den Cappuccino selbst. Der FP-Chef hat auch klare Ansagen am Tableau: "Platz eins ist nicht in Reichweite."
"Heute": Hand aufs Herz: Wie viele Stoßgebete haben Sie in den letzten Wochen Richtung Himmel geschickt, dass Hans Peter Doskozil doch nach Wien wechselt?
Johann Tschürtz: Ich beschäftige mich viel mehr mit unseren Ressorts – Sicherheit, Tourismus und Wirtschaft. Das steht für mich im Vordergrund. Dass ich mit Landeshauptmann Niessl sehr gut kann, das wissen mittlerweile alle. Bei Hans Peter Doskozil muss man mal schauen, wie sich das entwickelt – aber ich werde auch mit ihm gut auskommen.
"Heute": Aber ein weniger starker Konkurrent wäre Ihnen – Blickrichtung Landtagswahl 2020 – wohl nicht unrecht gewesen.
Tschürtz: Ich mache mir da keine Illusionen. Die SPÖ liegt derzeit bei 42, wir bei 15 Prozent. Ich will ja niemanden überholen, ich will mit den Freiheitlichen dazugewinnen. Wir müssen unser Profil schärfen und den Menschen zur Kenntnis bringen, was wir geschafft haben. Dann sind 17, 18 oder sogar 20 Prozent drinnen.
"Heute": Werden Sie Hans Peter Doskozil am 28.2. zum Landeshauptmann wählen?
Tschürtz: Selbstverständlich. Wir beide sprechen bereits jetzt sehr viel über die Zukunft.
"Heute": Sie haben unlängst die Idee geäußert, Minister Norbert Hofer soll statt Ihnen 2020 antreten. Sind Sie amtsmüde?
Tschürtz: Nein. Aber ich stelle mich nicht selbst in den Vordergrund. Ich weiß, dass Norbert eine tolle Arbeit leistet. Ich hätte mir sehr gut vorstellen können, dass Norbert Hofer unter folgender Prämisse antritt: Wenn er Landeshauptmann wird, kommt er ins Burgenland, wenn nicht, bleibt er Minister. Aber er hat wohl erkannt, dass die Landeshauptmann-Position nicht in Reichweite ist – wir starten ja von 15 Prozent weg.
"Heute": War es klug, dass Sie sich selbst das Etikett "zweite Wahl" umgehängt haben?
Tschürtz: Ich muss nicht immer den Hero spielen und Muskeln zeigen. Ich glaube, dass es in der Bevölkerung gar nicht so schlecht ankommt, sich auch selbst zu hinterfragen. Fakt ist: Wir haben ein starkes Team mit sechs Abgeordneten, zwei Sitze in der Landesregierung und einen Minister. Alle miteinander sind stark, einer alleine nicht. Und je ehrlicher man das kommuniziert, umso mehr Sympathien bekommt man letztlich.
"Heute": Treten Sie wieder an?
Tschürtz: Definitiv. Das wird erstmals eine Bewertungswahl, wo die Bürger die Frage beantworten: War die Regierungsbeteiligung der FP positiv? Haben wir was weitergebracht
"Heute": Apropos: Was haben Sie konkret weitergebracht?
Tschürtz: Die von uns ins Leben gerufenen Sicherheitspartner kommen sehr gut an und könnten ein Vorzeigemodell für ganz Österreich werden. In jenen Gemeinden, in denen sie unterwegs sind und Meldungen an die Polizei machen, hat das subjektive Sicherheitsgefühl massiv zugenommen.
"Heute": Das Burgenland ist längst das sicherste Bundesland.
Tschürtz: Genau deswegen. Prävention steht an erster Stelle. Wir schaffen ja auch die Polizei nicht ab, wenn länger nicht eingebrochen wird. Wir wollen die Sicherheitspartner mit zusätzlichen Tätigkeiten, wie etwa der Hilfe bei Behördenwegen oder Fahrtendiensten für ältere Menschen, betrauen.
"Heute": Was kostet das alles?
Tschürtz: Im Endausbau, mit Sicherheitspartnern in allen Bezirken, sind es rund 1,2 Millionen Euro. Es entstehen 55 Arbeitsplätze für Burgenländer, die vom AMS gefördert werden.
"Heute": Sie haben sich immer für die Reitstaffel der Polizei ausgesprochen. Letztlich mit Erfolg.
Tschürtz: Darüber bin ich sehr glücklich. Ich habe mir das damals in Rosenheim angeschaut und war sehr beeindruckt. Ich freue mich, dass das jetzt kommt.
"Heute": Auch im Burgenland?
Tschürtz: Vorerst gibt es einen Probebetrieb in Wien. Bei uns sind derzeit Bundesheer und Grenzkontrollen ausreichend.
"Heute": Bleiben die?
Tschürtz: Na selbstverständlich. So lange die Außengrenzen der EU nicht gesichert sind, sind die Grenzkontrollen absolut nötig. In Afrika leben 50 Millionen Menschen in Armut. Schlimm, aber wo soll das hinführen? Man kann nur vor Ort helfen. Eine Massenzuwanderung wie 2015 darf es nie wieder geben.
"Heute": Aber wie wollen Sie das im Fall der Fälle verhindern?
Tschürtz: Warum sind 2015 300.000 gekommen? Weil die ersten 10.000 telefoniert haben und gesagt haben: „Kommt, da ist alles offen." Es ist hervorragend, dass Innenminister Kickl nun von jedem, der um Asyl ansucht, die Handydaten auswerten lässt – und schaut: Mit wem haben sie telefoniert, welche Fluchtrouten haben sie genommen?
"Heute": Apropos: Wie oft wurden Sie in den letzten Tagen auf Herbert Kickl angesprochen?
Tschürtz: Oft. Aber immer mehr Menschen erkennen, dass er in der BVT-Affäre null Schuld hat und ein toller Minister ist.
"Heute": Sind Sie stolz darauf, als Erster den rot-blauen Tabubruch gewagt zu haben?
Tschürtz: Ja. Wir waren Türöffner für die Bundesregierung, weil man gesehen hat, dass man mit den Freiheitlichen gut und ohne Streit regieren kann. Wir im Burgenland sind ja Umsetzungs-Staatsmeister.
"Heute": Und ab 2020?
Tschürtz: Für mich gibt es keine Präferenzen. Schauen wir, was der Wähler sagt. Sollten Rot und Blau zulegen, wäre das ein absolutes Signal. Man darf sich der Meinung der Bevölkerung nicht verschließen. Niemals.