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Handy am Steuer: Ablenkung ist Unfallursache Nummer 1

Telefonieren, SMS-Tippen oder Trinken: Solche Ablenkungen sind für 30 Prozent der Verkehrsunfälle verantwortlich und somit die Hauptursache.

Newsdesk Heute
"Das Schreiben von Textnachrichten lässt das Unfallrisiko um das 23-fache ansteigen", erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
"Das Schreiben von Textnachrichten lässt das Unfallrisiko um das 23-fache ansteigen", erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com

10.176 Ablenkungsunfälle ereigneten sich im Jahr 2022 im österreichischen Straßenverkehr, dabei wurden 9.290 Lenker verletzt und 76 getötet. Nach einem Rückgang in den Pandemiejahren steigt die Zahl der Ablenkungsunfälle nun wieder. Eine neue ÖAMTC-Studie zeigt die Auswirkungen solcher Ablenkungen und dass die subjektive Gefahreneinschätzung oft trügerisch ist. 

Zahlen steigen nicht nur bei Autofahrern

"Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Vier- bis Fünffache, das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-fache ansteigen", erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Er rechnet aufgrund der KFV Verkehrsbeobachtung mit einer weiteren Zunahme der Ablenkungsunfälle. Seit der letzten Beobachtung im Jahr 2016 stieg der Anteil bei den abgelenkten Radfahrern von acht auf 17 Prozent und bei Fußgängern von 30 auf 37 Prozent. Die Hauptablenkungsursache war dabei Telefonieren.

Handynutzung: Bis zu 123 Meter "Blindflug"

ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger hat die Auswirkungen von ablenkenden Tätigkeiten beim Autofahren im Rahmen einer Studie im März dieses Jahres im ÖAMTC Fahrtechnik Zentrum Teesdorf untersucht. Dabei mussten 40 Probanden im Alter von 18 bis 50 in fünf unterschiedlichen Fahrsituationen vier Aufgaben erledigen. Sie mussten zwei Denkaufgaben (Buchstabieren und Kopfrechnen) und zwei haptische Aufgaben (SMS lesen bzw. schreiben und aus einer Flasche trinken) absolvieren.

"Beim SMS-Lesen und -Tippen waren die Testpersonen bis zu 123 Meter im Blindflug unterwegs. Dabei fuhren zwar alle signifikant langsamer, aber keine Person verringerte das Tempo vor dem Schutzweg so, dass sie hätte anhalten können. Die meisten wären mit etwa 30 km/h mit einem Fußgänger kollidiert", so Seidenberger.

Aber auch vermeintlich einfache Aufgaben stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar: Beim Hantieren mit und Trinken aus einer Wasserflasche hatten die Testpersonen bis zu acht Sekunden die Hände nicht am Lenkrad. "Insgesamt zeigte sich, dass die Probanden Sichthindernisse nicht ernst genug nahmen, zu wenig Abstand hielten und viele keine Notbremsung beherrschten", erklärt die ÖAMTC-Expertin.

Selbsteinschätzung oft trügerisch 

Auch die Selbsteinschätzung erwies sich oft als trügerisch, denn die subjektive Gefahreneinschätzung stand oft deutlich im Widerspruch zu den bei bei der Studie objektiv erfassten Daten. "Viele glauben, dass sie eh alles im Griff haben - vermeintlich einfache Nebentätigkeiten, wie das kurze Checken einer Nachricht, werden unterschätzt. Dabei muss man im Straßenverkehr immer damit rechnen, dass man plötzlich in eine fordernde Situation gerät", so Seidenberger.

Die ÖMTC-Expertin hat darum drei wichtige Tipps für Autofahrer:
➤ Abstand vergrößern
➤ jegliche Ablenkung unterlassen
➤ eine Notbremsung beherrschen

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