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Nach Berichten: Halim (13) vorerst nicht abgeschoben
Ein bestens integrierter Teenager sollte nach Tschetschenien abgeschoben werden, weil sein Großvater einen negativen Asylbescheid erhalten hat.
Der Fall des 13-jährigen Halim A. sorgte in Lienz für Betroffenheit und Unverständnis. Der junge Tschetschene wurde gemeinsam mit seinem Großvater von der Polizei abgeholt und ins Abschiebezentrum Zinnergasse in Wien gebracht. Beide sollten zurück nach Tschetschenien geschoben werden. Der Grund: Der Großvater, mit dem der Bub die letzten vier Jahre in Lienz gelebt hat, bekam einen negativen Asylbescheid.
Am Mittwochabend dann die überraschende Wende: Der Bub und sein Großvater wurden aus dem Anhaltezentrum in Wien entlassen und kamen bei einem Verwandten in Wien unter. Eigentlich hätten beide Donnerstagfrüh nach Tschetschenien gebracht werden sollen. Aus dem Innenministerium hieß es, dass sich neue Umstände ergeben hätten, die nun geprüft werden. "Generell kann man sagen, dass die Situation der betroffenen Personen unmittelbar vor jeder Außerlandesbringung immer auf sich verändernde Umstände überprüft wird. Sollten hier dann geänderte Umstände vorliegen, kann es natürlich sein, dass Sachverhalte neu oder anders beurteilt werden", erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Patrick Maierhofer.
Onkel will 13-Jährigen adoptieren
Halim gilt als gut integriert, er geht in die zweite Klasse der Neuen Mittelschule und wurde für den Lienzer Boxclub sogar Österreichischer Schülermeister. Sein Trainer beschreibt ihn als fleißig, pünktlich und diszipliniert. Der 13-Jährige spricht gut Deutsch und kann in der Schule viele Einser und Zweier vorweisen. Um ihm die Abschiebung nach Tschetschenien zu ersparen, wollte sein 27-jähriger Onkel, der einen positiven Asylbescheid hat, ihn adoptieren. Ein dementsprechendes Obsorgeverfahren ist im Gang, wurde von den Behörden aber zunächst nicht abgewartet.
Ganzer Ort setzte sich für Halim ein
Die Eltern des Teenagers kamen im Tschetschenienkrieg ums Leben, als dieser zwei Jahre alt war. Er kam mit seinem Großvater nach Österreich und lebte zuletzt mit ihm in einem Asylwerberheim. Das Schicksal des 13-Jährigen bewegt auch den Lienzer Vizebürgermeister Siegfried Schatz. "Das Kindeswohl wird in vielen Bereichen nicht berücksichtigt. Das sieht man auch im Fall von Halim. Dass man jemanden abschiebt, der voll integriert ist, ist für mich vollkommen unverständlich", erklärt er im Gespräch mit "Heute". Der ganze Ort, sowie Halims Sportclub plädierten dafür, dass der Jugendliche in Österreich bleiben darf.
Nach der umstrittenen Abschiebung von Mädchen nach Georgien und Armenien hat die eingesetzte Kindeswohlkommission, unter der Leitung der früheren OGH-Präsidentin Irmgard Griss, nun in einem Bericht eine stärkere Berücksichtigung des Kindeswohls in Verfahren gefordert. Schubhaft für Minderjährige und Familien dürfe es nicht mehr geben, weiters sollten Abschiebungen nicht während des Schuljahres stattfinden. "Termin, Art und Weise der Abschiebung sollen so festgelegt werden, dass Kinder möglichst geringen Schaden erleiden", so die Forderungen der Kommission.