Österreich
Hafen Wien jubelt über dritten Rekord in Folge
Mit einem Jahresumsatz von 62,2 Mio. Euro und einem Gewinn von 14,9 Mio. Euro konnte der Hafen Wien das sehr gute Geschäftsjahr 2017 nochmals toppen.
"Die Bedeutung des Hafen Wien als nationale und internationale Warendrehscheibe an der Donau ist weiter gestiegen", jubelte Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer bei der Präsentation der Jahresbilanz 2018 für den Hafen Wien. Gemeinsam mit den beiden Hafen-Geschäftsführern Doris Pulker-Rohrhofer und Fritz Lehr präsentierte am Mittwoch die Geschäftszahlen.
Gestiegener Umsatz, höherer Gewinn und hohe Auslastung im Immobilienbereich
Demnach war auch das Jahr 2018 für den Hafen Wien wirtschaftlich ein sehr erfolgreiches. In nahezu allen Geschäftsbereichen konnte das Niveau des Vorjahres gehalten und teilweise sogar übertroffen werden. Im Jahr 2018 erwirtschaftete der Hafen Wien einen Umsatz von 62,2 Mio. Euro – ein Plus von 7,1 Prozent im Vergleich zum Jahresumsatz von 58,1 Mio. Euro im Jahr 2017. Auch beim Gewinn hat das Unternehmen neuerlich zugelegt. Er lag 2018 bei 14,9 Mio. Euro und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % höher (2017 waren es 14,8 Mio. Euro). Der Hafen Wien sei auch ein wichtiger Arbeitgeber, derzeit gebe es 307 Mitarbeiter. Durch die erfolgreiche Ansiedlung von Unternehmen seien indirekt zumindest 250 neue Jobs geschaffen worden. Insgesamt bietet der Hafen nun Arbeitsplätze für rund 5.000 Menschen, heißt es.
Auch der Immobilien- und Liegenschaftsbereich wurde stark ausgebaut. Die Erlöse aus Vermietung und Verpachtung lagen mit rund 12,5 Mio. Euro für das Jahr 2018 deutlich über dem Vorjahr (2017: rund 11,2 Mio. Euro, + 11,1 %). Dies liege vor allem an den Vermietungen innerhalb des im Jahr 2017 neu angekauften Objekts HQ7, die über den Erwartungen lagen, sowie an der allgemein sehr guten Auslastung im Immobilienbereich.
Größtes Güterverkehrszentrum Österreichs
Mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern und mit seinen Frachthäfen Freudenau, Albern und Lobau ist der Hafen Wien das größte Güterverkehrszentrum in Österreich und eines der größten an der Donau. "Der Hafen Wien punktet als multimodales Logistikzentrum, angebunden an eine perfekte Straßen-, Schienen- und Wasserinfrastruktur und in unmittelbarer Nähe des Flughafen Wien-Schwechat", so Gollowitzer. Jährlich werden vom Hafen Wien aus bis zu sieben Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.
"Massive Investitionen" sollen Hafen zukunftsfit halten
"Bereits das dritte Mal in Serie konnte die Hafen Wien-Gruppe ihr Jahresergebnis steigern. Es freut mich, dass trotz steigendem Wettbewerb im Logistikbereich der Hafen Wien weiter im Aufwind unterwegs ist. Und wir rüsten das Unternehmen nachhaltig für die Zukunft. So investieren wir weiter in die Infrastruktur vor Ort. Wir optimieren konsequent unsere Abläufe im operativen Geschäft, auch mit digitalen Systemen und durch Automatisierung. Wir setzen neue Akzente im Umwelt- und Klimaschutz. Und wir haben durch entsprechende Maßnahmen, wie die Fusionierung von Teilgesellschaften, die Strukturen des Hafen Wien verschlankt und effizienter gestaltet", erklärte Gollowitzer.
Interne Fusionen für effizientere Strukturen
Um den Hafen Wien noch schlanker und schlagkräftiger zu machen, habe die Wien Holding die teilweise historisch gewachsenen gesellschaftsrechtlichen Strukturen der Unternehmen in der Hafen Wien-Gruppe evaluiert und bereinigt. Rückwirkend mit 1. Jänner 2019 sind nun die zwei früheren operativen Teilgesellschaften (Wiener Hafen, GmbH & Co KG sowie Wiener Hafen und Lager Ausbau- und Vermögensverwaltung, GmbH & Co KG) in einer neuen Hafen Wien GmbH unter einem Dach zusammengeführt worden. Das spare nicht nur Kosten in der Verwaltung, beim Unternehmensaufwand und den Unternehmensabläufen, es unterbinde auch Doppelgleisigkeiten und ermögliche, sämtliche Business-Potenziale gezielter ausschöpfen zu können, so Gollowitzer.
Neu geordnet wurde auch die für den Tourismus wichtigen Unternehmen DDSG-Blue Danube und die Wiener Donauraum. Letztere betreibt unter anderem den Personenhafen bei der Reichsbrücke, die Marina Wien und die Schiffsstation City. Sie sind künftig nicht mehr dem Hafen Wien, sondern direkt der Wien Holding zugeordnet. Das bringe strategische Vorteile, Steigerungen bei der Effizienz und ermögliche eine engere Abstimmung mit anderen tourismus-affinen Unternehmen in der Wien Holding.
In den letzten zehn Jahren wurden in den Ausbau des Hafen Wien gemeinsam von Hafen Wien, Wien Holding, Stadt Wien und externen PartnerInnen über 200 Mio. Euro investiert, unter anderem in neue Umschlagseinrichtungen, eine neue Straßen- und Schieneninfrastruktur, den Containerterminal, die Landgewinnung, den Hochwasserschutz und neue Immobilienprojekte auf dem Areal wie zum Beispiel das HQ7.
Neues HQ7 als Firmenstandort und "Filmstudio"
2018 sei es gelungen, zahlreiche neue Unternehmen auf Grundstücken des Hafen Wien wie zum Beispiel dem HQ7 in der 7. Haidequerstraße 6 (Simmering) neu anzusiedeln. Das Areal HQ7 bietet Platz für unterschiedliche Branchen und beherbergt Büros, Werkstätten, Produktionsstätten und Lagerhallen. Die Verwertung im HQ7 sei in vollem Gange, bis dato betrage die Auslastung bereits rund 80%.
Da der Hafen Wien auch ein beliebter Drehort für Filme oder TV-Serien ist, gibt es nun auch ein kleines Studiogelände auf dem Areal. "Im Jahr 2018 wurde unter anderem die ORF-Stadtkomödie 'Geschenkt' oder eine Episode der Thriller-Reihe 'Spuren des Bösen' auf dem Hafenareal gedreht. Auch Szenen aus der TV-Serie 'Vorstadtweiber' sowie die internationale Sky-Produktion 'Der Pass' mit Nikolaus Ofczarek sind bei uns entstanden. 16 Filmprojekte wurden bereits im Hafen Wien umgesetzt, davon waren elf Spielfilmprojekte am Gelände des HQ7 eingemietet", so Lehr.
Hafen Albern bekommt noch heuer Hochwasserschutz
Der Hafen Wien habe heute mehr Lager- und Stellflächen denn je, habe die Flächen für das Autoterminal neu organisiert, die LKW-Abfertigung durch digitale Systeme hochgerüstet und zahlreiche Unternehmen auf dem Areal angesiedelt. Auch in die Zukunft werde kräftig investiert. Aktuell laufen etwa die Vorbereitungsarbeiten für das Hochwasserschutztor im Hafen Albern in Simmering.
Nach dem Muster vom Hafen Freudenau soll nun auch der Hafen Albern mit einem riesigen Hafentor vor Donauhochwässern geschützt werden. Das gemeinsam vom Land Wien, Bund und Hafen finanzierte Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 22 Mio. Euro.
Personenschifffahrt weiter auf Erfolgskurs
Eine wichtige Säule stellt auch die Personenschifffahrt (die sogenannte "Weiße" Schifffahrt, der Güterverkehr ist demnach die "schwarze" Schifffahrt) dar. Mit den Ausflugs- und Linienschiffen der DDSG Blue Danube sowie dem Twin City Liner wurden insgesamt 340.325 Passagiere befördert. Dazu kommen rund 2.400 Anlegungen von Kreuzfahrtschiffen hauptsächlich beim Schifffahrtszentrum Reichsbrücke, das von der Wiener Donauraum betrieben wird. Mit diesen Kreuzfahrtschiffen seien 368.860 Passagiere nach Wien gekommen. Der Hafen Freudenau spiele für die Donaukreuzer auch als Winterhafen eine Rolle: Bis zu dreißig dieser Donaukreuzer lagen über die Wintermonate dort fest vertaut am Kai.
Wasserseitiger Güterumschlag im Hafen Freudenau gestiegen
In den drei Wiener Häfen Freudenau, Albern und Lobau wurden 2018 mit 1.073 Schiffen um 13 Schiffe mehr als 2017 verzeichnet. Wegen "Wegen des dramatischen Niederwassers 2018 verringerte sich die Menge an umgeschlagenen Gütern um 7,8 % auf rund 968.400 Tonnen. Angesichts der niedrigen Wasserstände an der Donau im 2. Halbjahr 2018 dennoch ein passables Ergebnis", so Pulker-Rohrhofer.
Eine Steigerung gab es jedoch beim Hafenumschlag in der Freudenau: Dort konnte die wasserseitig umgeschlagene Menge – das heißt Waren, die vom Wasser auf Land umgeschlagen wurden – von rund 50.000 Tonnen im Jahr 2017 auf rund 53.700 Tonnen erhöht werden. Die Gesamtmenge inklusive Landumschlag wurde von rund 126.000 Tonnen auf rund 222.500 Tonnen im Jahr 2018 gesteigert.
Hafen Wien setzt auf Innovationen und Digitalisierung
Damit der Hafen Wien auch weiterhin in eine erfolgreiche Zukunft
geht, werde gezielt in Innovationen investiert. "Der 'thinkport Vienna' ist ein offenes Mobilitätslabor, das sich mit den Herausforderungen der Logistik in urbanen Ballungsräumen umfassend und langfristig auseinandersetzt. Die Denk- und Innovationswerkstatt wurde vom Hafen Wien in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien im Jahr 2017 ins Leben gerufen und wird seither stetig als Synapse für innovative Logistik-Projekte genutzt", erklärt Pulker-Rohrhofer.
Der Wissenstransfer spiele hier eine relevante Rolle: So fänden immer wieder Stakeholder-Workshops in den Räumlichkeiten des thinkport statt. Im Berichtsjahr seien in dem Labor diverse Pilotprojekte entstanden, wie zum Beispiel eine Checklisten-App für mobile Abfahrtskontrollen für LKW, die im Dezember 2018 in den Echtbetrieb gegangen ist.
Neu ist auch der Zustell-Service "Hubert": Seit März 2019 soll dieser als Nahversorger für eine nachhaltige und effiziente Versorgung von Geschäfts- und Gewerbebetrieben der Stadt Wien sorgen. "Güter werden außerhalb des Wiener Zentrums, aber doch innerhalb der Stadt gebündelt und mittels umweltfreundlicher Rundläufe zugestellt. Das bringt den Vorteil einer besseren Planbarkeit der Zustellung mit sich. Vor allem wird durch die gebündelte Lieferung ein Beitrag zur Reduktion von Abgasen in der Stadt geleistet", so die Geschäftsführer des Hafen Wien.
Containerterminal: 350.000 Containereinheiten umgeschlagen
Die WienCont, das laut Hafen Wien umschlagsstärkste und mit Wasserwegen, Bahn- und LKW-Verkehr trimodale Containerterminal und -depot Österreichs und Tochter des Hafen Wien, wickelte im Jahr 2018 rund 350.000 Containerumschläge ab (Jahr 2017: 405.000 Containerumschläge). Für 2019 wird damit gerechnet, die Marke von 400.000 umgeschlagenen Containereinheiten zu erreichen.
Die in den Jahren 2017 und 2018 zügig vorangetriebene Umsetzung der Automatisierung des Containerterminals durch die Modernisierung des Ingates – als Teil der Entwicklung eines eigens für den Terminal konzipierten Terminal Operating Managements – wurde weitgehend abgeschlossen und führe nun im Bereich der LKW-Verkehre zu einer signifikanten Zeitersparnis von bis zu 30 Minuten je Durchlauf.
Auch das Thema Nachhaltigkeit werde großgeschrieben. Unter dem Motto "WienCont goes Green" wurde mit August 2018 der gesamte Terminal auf Wasserkraft-Energie umgestellt. Durch die Versorgung mit Wasserkraft-Energie würden rund 160 Tonnen CO2 pro Jahr in Wien eingespart. Mit erneuerbarer Energie aus 100 % Wasserkraft setze die WienCont einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger, ressourcenschonender Betriebsführung.
Bis zu 90 Containerzüge pro Woche
Pro Woche pendeln bis zu 90 Containerzüge zwischen dem Hafen Wien und vielen europäischen Seehäfen. Zudem wurden neue zusätzliche Verbindungen geschaffen. Seit Anfang Mai 2019 verkehrt das neue Shuttle Rotterdam-Wien und retour mit vier Zügen pro Woche über das Terminal der WienCont.
Durch diese zusätzlichen Züge kann WienCont eine Erhöhung der Umschlagszahlen im mittleren einstelligen Prozentbereich verzeichnen. Eine Erhöhung der Frequenz auf acht Züge pro Woche ist bis Ende des Jahres 2019 geplant. (lok)