4.200 Euro für Omas Pflege

"Günstiger ist es, wenn sie kein Deutsch sprechen"

24-Stunden-Pflege: Finanziell und organisatorisch für viele eine Unmöglichkeit. Michael erzählt von seinen Erfahrungen.

Michael Pollak
"Günstiger ist es, wenn sie kein Deutsch sprechen"
Michael (Kreis): "Man ist auf sich alleine gestellt."
privat, iStock

Es ist ein Drama. Egal wie oder wann es einen trifft. Wenn ein Familienmitglied Pflege braucht – in diesem Fall 24-Stunden-Betreuung –, bricht eine Zeitlang der Ausnahmezustand aus.

Michael W. (39) aus Wien hat das alles schon erlebt. "Man ist am Anfang auf sich alleine gestellt", sagt er im Gespräch mit "Heute".

"Ihr war immer klar, sie will zuhause bleiben"

Es war vor etwa fünf Jahren. Seine geliebte Oma – sie wohnt in der Nähe von Amstetten (NÖ) ist pflegebedürftig geworden. "Ihr war immer klar, sie will weiter zu Hause wohnen, das hat sie uns immer gesagt", sagt Michael. Ihr Wunsch war sein Auftrag. Was anderes kam nicht in Frage.

Doch da begannen die Probleme. Die Familie ging auf die Suche nach passenden Pflegerinnen. "Es ist extrem schwierig, eine Betreuerin zu finden, die das Mindestmaß an Erfahrung und Empathie mitbringt. Wir haben auch schlimme Erfahrungen gemacht und mussten vier oder fünfmal wechseln, bis die Harmonie zwischen meiner Oma und der Betreuerin gepasst hat", sagt Michael.

Wichtiges Kriterium

Schließlich wurde die Familie fündig. Sie haben sich an eine Agentur gewandt. Wichtig, so Michael, "war die Qualitätszertifizierung 'ÖQZ-24' der Agentur – das macht einen Riesen-Unterschied aus." Hinter dem Kürzel versteckt sich ein Qualitätszertifikat für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung.

Doch das Finden war nur ein Teil der Problemlösung. Jetzt kam das Finanzielle. Eine grobe Kostenaufstellung: Etwa 90 Euro pro Tag bekommt eine Betreuerin, das macht in etwa 2.700 Euro monatlich aus. "Man kann es auch günstiger haben, etwa wenn sie kein Deutsch können oder schwarz arbeiten. Wir haben das bei anderen gesehen, das war immer ein Erlebnis der schrecklichsten Sorte. Das ist keine Option für unsere geliebte Oma."

Es gibt noch weitere Ausgaben: "Essen, Medikamente, etc. – das sind noch einmal 1.500 Euro", rechnet Michael vor. In Summe also 4.200 Euro!

Vom Sozialministerium bekommt man eine Förderung bei 24-Stunden-Betreuung. Das sind aktuell 800 Euro monatlich („das war eine bürokratische Herausforderung“). Dazu kommt noch das Pflegegeld je nach Stufe. Und: Auch die kleine Pension der Oma geht für die Pflege drauf. Es klafft trotzdem Monat für Monat ein Loch im Pflegebudget der Familie. Angehörige müssen auch tief in die Tasche greifen. In diesem Fall: "Tausend Euro müssen wir schon monatlich beisteuern."

"Kann niemals kostendeckend sein"

Problem: Man kann die Förderungen leicht unschuldigerweise verlieren: "Wenn Betreuer nicht entsprechen, dann werden die Förderungen gekappt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Pflegerin ihre Arbeitserlaubnis um ein paar Tage zu spät vorlegt oder wenn sie ihren Standort wechselt." Michael kritisiert die Koppelung der finanziellen Hilfen an die Handlungen der Pflegerinnen, "man ist dem ausgeliefert."

Michael und seine Familie können sich zum Glück die Pflege für die Oma leisten, dennoch: "Es geht um den generellen Missstand, die Gelder, die man bekommt, können niemals kostendeckend sein. Mit den heutigen Kosten der Betreuung können diese Förderungen nichts zu tun haben."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Michael W aus Wien berichtet von den enormen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen, die die 24-Stunden-Pflege seiner pflegebedürftigen Oma mit sich bringt, und kritisiert die unzureichenden staatlichen Förderungen
    • Trotz einer monatlichen Belastung von 4.200 Euro und bürokratischen Hürden bei der Beantragung von Fördergeldern, bleibt die Familie entschlossen, der Oma ihren Wunsch zu erfüllen, zuhause zu bleiben
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