Betreuungs-Notstand

Pflege der kranken Mama kostet 3.000 Euro pro Monat

Vollzeit-Pflege stürzt Familien im ganzen Land in den finanziellen Ruin. Andrea Sch. rechnet vor.

Newsdesk Heute
Pflege der kranken Mama kostet 3.000 Euro pro Monat
Andrea Sch. (Kreis): "Ich will die Mama nicht ins Heim stecken."
iStock, privat

Tausende Familien verzweifeln: Die Pflege-Krise ist eines der großen Probleme unserer Gesellschaft. Konkrete einzelne Schicksale verdeutlichen erst, wie sehr ein pflegebedürftiger Angehöriger das Leben seiner gesamten Umgebung verändert („Heute“ berichtet regelmäßig). Alles dreht sich nur mehr um diese eine Person. Und um die zusätzliche finanzielle Herausforderung.

Andrea Sch. aus Niederösterreich berichtet im Gespräch mit "Heute" völlig offen, wie schlimm ihre Lage geworden ist.

Kosten höher als zwei durchschnittliche Pensionen

Ihre Mutter leidet an Parkinson, seit etwa vier Jahren braucht sie eine 24-Stunden-Pflege. Das bedeutet eine Pflegerin lebt mit ihr in der Wiener Wohnung, kümmert sich Tag und Nacht um alles.

Für Andrea Sch. war von Anfang an klar: "Ich will die Mama nicht ins Heim stecken." Doch dieser Wunsch war und ist mit großen Mühen und vor allem immensen Kosten verbunden.

Es geht sich einfach nicht aus
Andrea Sch.

"Es dreht sich alles immer nur um das Thema Geld. Meiner Mutter selbst bleibt nichts. Wir müssen bei allen Ausgaben überlegen", sagt Andrea Sch. zu "Heute". Pflege ist in Österreich kaum leistbar ohne kräftige Unterstützung von Angehörigen. Im Schnitt beläuft sich die Pension einer Frau in Österreich auf etwa 1.300 Euro (Männer knapp über 2.000 Euro) – folgende Ausgaben für 24-Stunden-Pflege sind damit schier unmöglich:

So viel kostet Pflege monatlich

  • 150 Euro bekommt die Agentur pro Monat
  • Pflegerin bekommt 85 Euro pro Tag – bei 31 Tagen macht das 2.635 Euro aus
  • 120 Euro Fahrtspesen zahle ich alle zwei Wochen (zwei Pflegerinnen wechseln sich ab, die Fahrt in ihr Heimatland muss auch bezahlt werden)
  • IN SUMME: 3.025 Euro

Das geht sich einfach nicht aus mit einer Pension plus Pflegegeld: "Das geht nicht, wir haben jeden Monat ein Minus. Ich kann mir diese 3.000 Euro monatlich nicht leisten, muss es immer mit dem 13. und 14. Gehalt halbwegs ausgleichen." Andrea Sch. muss einiges von ihrem eigenen Geld zuschießen – Geld, das ihr am Ende des Monats fehlt.

Blumenstrauß wird zu absolutem Luxus

Geld ist extrem knapp, auch ein Mini-Luxus wird oft zu einem unerfüllbaren Wunsch: "Meine Mutter liebt Blumen. Wenn wir einkaufen gehen, muss ich mir überlegen, ob wir uns den Strauß überhaupt leisten können." Auch bei Bekleidung: "Da muss ich mit meiner Mutter zum Diskonter, sonst geht es sich nicht aus."

Was viele vergessen, nicht nur die Pflegerinnen müssen bezahlt werden: "Dazu kommen noch teure Medikamente, Arztbesuche, Therapien, Miete, Strom, Verpflegung, Bekleidung. Und ab und zu will man ja auch auf einen Kaffee oder ein Eis gehen…" Wobei: Lokalbesuche gab es schon lange nicht mehr.

Auch das Privatleben der Tochter leidet unter Belastung

Pflege ist Aufopferung, sehr oft ist man wohl der Verzweiflung nahe. Sch.: "Ich muss mehr arbeiten, mein privat Erspartes muss ich in die Pflege stecken. Ich verzichte dafür auf mein Privatleben, um meiner Mutter das irgendwie zu ermöglichen."

Andrea Sch. – so wie viele Betroffene – appelliert an die Politik: "Die finanzielle Unterstützung muss erhöht werden." Vom Fonds Soziales Wien bekommt man maximal 800 Euro monatlich.

"In Würde zu Hause alt werden können"

So sehr auch Andrea Sch. unter finanziellen Sorgen leidet, so sehr sie ihr Leben hintanstellt, für sie ergibt es Sinn: "Meine Mutter ist zufrieden mit der Betreuung zu Hause. Von Pflegeheimen hör ich nur, dass sie überlastet sind."

Warum sie all das auf sich nimmt? "Ein Mensch soll in Würde zu Hause alt werden können. In gewohnter Umgebung. Mit Freunden, Familie und Nachbarn. Im Heim kommt einen kaum wer besuchen."

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