Österreich-News
"Gsunde Watschn"-Sager gegen Masken-Verweigerer
Infektiologe Christoph Wenisch warnt, dass Österreich "viel zu viele" Corona-Neuinfektionen verzeichnet. Für Masken-Verweigerer hat er nichts übrig.
Deutliche Worte kamen am Sonntag im Ö3-"Frühstück bei mir" vom Corona-Experten Christoph Wenisch. Diese richtete er auch an die Menschen, die das Tragen einer Schutzmaske verweigern. "Das ist so wie die gsunde Watschn, wenn jetzt einer sagt, die Maske wirkt nicht. Man wusste das im Februar nicht. Damals wusste man nur, dass, wenn man erkrankt ist, das Risiko, andere anzustecken, mit Maske reduziert ist. Das war der Wissensstand vor der Pandemie", so Wenisch.
Heute sei das anders, denn jetzt wisse man, dass die Maske sowohl andere, als auch den Träger selbst schütze. Deswegen legte der Infektiologe gegen Verweigerer sogar noch nach: "Wenn jemand an diesem archaischen Wissen vom Februar festhält, ist er ein Ewiggestriger." Wer weiter am Glauben, er trage keine Maske, weil sie nicht schütze, festhalte, halte an "archaischem Wissen" fest. ""Maskenverweigerung, wenn es Befehl ist, ist ähnlich wie bei Rot über die Ampel zu fahren oder Fahrerflucht. Das geht nicht, das macht man nicht. Dafür habe ich kein Verständnis. Das gehört bestraft."
„"Heute tut es mir unendlich leid: Jeden Tag, wo wir da früher drauf gekommen wären, hätten wir Menschleben retten können. Das schmerzt einen."“
Generell verzeichne Österreich derzeit "viel zu viele" Corona-Neuifektionen, so der Experte. 100 Fälle pro Tag bekäme man halbwegs gut hin und das sollte das Ziel sein, das Land verzeichne aber bis zu vier Mal so viele. So würden am Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital, wo Wenisch Leiter der Infektionsabteilung ist, derzeit alle 66 Betten der Abteilung belegt sein. Entsprechend wenig Verständnis zeigte er deshalb auch, wenn sich Menschen nicht an Absonderungsbescheide halten: "Wirklich unfair" sei ein Einkaufen gehen trotz Bescheid, auch "Autoreifen wechseln gehen und dort jemanden anhusten - das gehört sich nicht".
Auch dürfe man Corona nicht als harmlos abtun: "Der zweite oder dritte Patient, der bei uns im Spital verstorben ist, das war ein Mensch, der war pumperlg´sund sonst, hatte sonst keine Vorerkrankung." Wenisch sprach in diesem Zusammenhang von einem furchtbaren Moment, "weil ich wusste, die Krankheit kann einen Gesunden von jetzt auf gleich quasi umbringen". Sehr früh, aber doch nach den ersten Sterbefällen habe man gesehen, welche Therapien es brauche, um Patienten zu behandeln, auch das Drehen der Patienten bei der Beatmung "wie ein Grillhendl" auf den Bauch. "Heute tut es mir unendlich leid: Jeden Tag, wo wir da früher drauf gekommen wären, hätten wir Menschleben retten können. Das schmerzt einen."
„"Die Kinder werden gemeinsam mit dem Roller zur Schule fahren. Das Wichtigste für mich ist, dass sie beim Gehsteig nicht niedergeführt werden. Das ist mir wichtiger als Corona, weil ich so eine Angst vor einem Auto habe."“
Wenisch selbst zeigte sich auch als Verfechter der neuen Corona-Ampel. Hier sei leicht anhand der Farben nachzuvollziehen, welche Maßnahmen bei welcher Farbe umgesetzt würden. Auch vor dem Schulbeginn fürchtete sich der Infektiologe nicht. Seine drei Töchter im Alter von vier bis acht Jahren würden ihm nur in einer Hinsicht Angst bereiten: "Die Kinder werden gemeinsam mit dem Roller zur Schule fahren. Das Wichtigste für mich ist, dass sie beim Gehsteig nicht niedergeführt werden. Das ist mir wichtiger als Corona, weil ich so eine Angst vor einem Auto habe."
Corona dagegen sei "keine Kinderkrankheit, das ist etwas für Erwachsene", denn bis zum Alter von zehn Jahren seien Kinder kaum betroffen – und wer sich bei ihnen antsecke, habe meist einen sehr milden Verlauf. Sollte Kinder aber Fieber haben, müssten sie daheim bleiben. Derzeit teste man auch, ob eine Lutschtablette oder ein Nasenspray einen zeitlich begrenzten Schutz gegen Corona bieten könnten: "Das würde dann super passen auch für die Schule. Man muss halt das Lutschen erlauben." Generell riet Wenisch allen Bürgern, mit Wasser zu Gurgeln, da sich Viren bei den Mandeln ablagern würden.
„"Dann weiß man zumindest mit einigermaßen Sicherheit, dass dieser Impfstoff ok ist."“
Die Pandemie selbst werde laut Expertem noch bis zu zwei Jahre dauern – denn auch wenn es einen Impfstoff gebe, würden sie nicht alle Menschen gleichzeitig bekommen. Wobei Wenisch keinerlei Prognose abgeben wollte, wie lange eine Impfung die Menschen wirklich schützen könnte. Sie werde aber als "Game Changer" sämtliche Veranstaltungen wieder möglich machen und er selbst werde sich sofort mit einem durch die europäische Zulassungsbehörde genehmigten Impfstoff behandeln lassen: "Dann weiß man zumindest mit einigermaßen Sicherheit, dass dieser Impfstoff ok ist."
Sorgen bereitete Wenisch, was die Langzeitschäden der Krankheit betrifft. Lungen von vor Wochen erkrankten Corona-Patienten würden "fürchterlich" aussehen. Die Lungenalterung schreite in diesen Fällen massiv voran, die Patienten würden Lebensjahre verlieren. "Es kann jeder betroffen sein", so Wenisch. Gleichzeitig warnte er davor, ehemals Corona-Erkrankte oder Mitarbeiter im Corona-Umfeld auszugrenzen, "komisch" anzusehen oder zu meiden. "Von dieser Stigmatisierung müssen wir wegkommen", so Wenisch.