Niederösterreich
Grundstein für neue Ära des Südbahnhotels gelegt
Legendäres Hotel feiert Wiederbelebung vor der Generalsanierung mit starbesetztem Auftaktwochenende.
Es könnte in der Rückschau ein historischer Moment werden, der am Freitagabend am Semmering gefeiert wurde. Auf den Tag genau 140 Jahre nach der ersten Eröffnung des damaligen K.u.k. Südbahnhotels wurde mit einem kulturellen Fest der Grundstein für eine neue Ära gelegt. Das legendäre Hotelschloss soll nach Jahrzehnten des Verfalls wieder auferstehen. Dafür lässt der neue Besitzer Christian Zeller den Fin-de-Siècle-Bau generalsanieren - und ganzjährig kulturell bespielen.
Das 1882 eröffnete Hotel stand bis zum Zweiten Weltkrieg für altösterreichische Sommerfrische der Luxusklasse und zog die Hautevolee der Monarchie an. 1976 wurde der Betrieb dann eingestellt, seither stand die 18.000 Quadratmeter große Immobilie leer und verfiel zusehends. "Willkommen in einem Haus, das mich vor nicht ganz einem Jahr gefunden und verzaubert hat", begrüßte Zeller an seinem Geburtstagsabend nun die geladenen Gäste.
Darunter fand sich auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die dem Impulsgeber für die Region gar göttlichen Beistand zuschrieb: "Der liebe Gott hat ihn mir geschenkt." 2025 will Christian Zeller jedenfalls das Haus wieder als Hotel eröffnen - nach geplanten Investitionen von rund 50 Mio. Euro und mit gut 100 Zimmern samt Spa. Dieser straffe Zeitplan sei angesichts der Weltlage, dank derer Erholung und Kultur in der unmittelbaren Nachbarschaft wieder verstärkt gefragt sei, gut und richtig, zeigte sich Mikl-Leitner überzeugt: "Bis 2025, wenn diese Region aus dem Dornröschenschlaf erwachen soll, ist es nicht wirklich weit."
Ganzjährige Bespielung
Bis dahin - und geplanterweise auch darüber hinaus - wird das Haus von der neu gegründeten Südbahnhotel Kultur unter Intendanz von Ingrid Skovhus ganzjährig bespielt. Dies ist ein weiterer Schritt zur Wiederbelebung des Semmerings. Drunten in Reichenau ist mit Maria Happels Direktion ein neues Zeitalter für die Festspiele angebrochen, und auch der Kultur.Sommer.Semmering hat nach den Kalamitäten um den Auszug aus dem Südbahnhotel nun vor dem benachbarten Panhans eine neue Bleibe gefunden.
Nun folgt also auch die neue Institution Südbahnhotel Kultur, wobei man sich anlässlich des Eröffnungswochenendes für ein Stationentheater entschieden hat, bei dem alle Bereiche der gigantischen Anlage zugänglich gemacht werden. Die Verbindungsbrücke zum nebenliegenden Waldhof, die entfernt an die venezianische Seufzerbrücke erinnert, wird mit einer Soundinstallation bespielt, zu der die Besucherinnen und Besucher mittels eigenem Stöhnen vulgo Seufzen ihr Scherflein beitragen können. Und im baufälligen, ausgelassen Schwimmbad spielt ein Saxofon einen kleinen atmosphärischen Abgesang auf eine nun bald beendete Epoche des Niedergangs.
Teichtmeister als Portier
Florian Teichtmeister empfängt als Portier an der Rezeption, Angelika Niedetzky hält in der Beletage Hof und Philipp Hochmair ist in einem Zimmer des 2. Stocks in seiner Jedermann-Paraphrase zu erleben. Und selbst der verstorbene Willi Resetarits ist noch einmal als Gesprächspartner zu erleben, wurde sein letztes TV-Interview doch zufällig im Südbahnhotel gedreht und ist nun in toto zu erleben.
Ungeachtet aller Prominenz sind jedoch die Räumlichkeiten des darbenden Baus die wahren Stars dieses Stationenlaufs. So bietet das Eröffnungswochenende die Möglichkeit, in alle Etagen und die meisten Räume des Baus zu gelangen - etwas, das nach dem Stationentheaterwochenende nicht mehr möglich sein werde, wie Geschäftsführer Stefan Wollmann gegenüber der APA unterstrich: "Das hier bleibt wirklich einzigartig." Danach werde renoviert, respektive zögen dereinst die Hotelgäste ein, und die Südbahnhof Kultur bespielt nur mehr die unteren Räumlichkeiten. Noch aber kann sich der Besucher am Wochenende auf eine Reise in eigentümlicher Mischung aus melancholischer Nostalgie und Aufbruchstimmung begeben.