Österreich

Große Verunsicherung vor Schulstart im Lockdown

Der am Montag beginnende Lockdown sorgt bei vielen Eltern für Verunsicherung. Sollen sie ihre Kinder in die Schule schicken – oder besser nicht?

Jochen Dobnik
Teilen
Viele Eltern sind überfragt: Soll ich mein Kind in die Schule schicken - oder wieder auf Homeschooling umsteigen?
Viele Eltern sind überfragt: Soll ich mein Kind in die Schule schicken - oder wieder auf Homeschooling umsteigen?
Serge Haouzi Xinhua / picturedesk.com

Auf der einen Seite haben Eltern am Montag die Wahlfreiheit, ob sie ihre Kinder in den Unterricht schicken und darauf hoffen, dass sich das derzeitige Testsystem weiterhin bewährt. Die andere Option: Wieder auf Homeschooling umsteigen. Jene Schüler, die daheim bleiben, sollen mit Lernpaketen zu Hause lernen können. Andererseits appellieren Regierung und Landeshauptleute, die Kinder bei Möglichkeit daheim zu lassen. Kein Wunder, dass viele Eltern verunsichert sind.

Eltern werden mit der Entscheidung alleine gelassen

Für Unterrichtsminister Heinz Faßmann hänge die Entscheidung, ob Eltern ihre Kinder (nicht) in die Schule schicken sollen, "von verschiedenen Faktoren" ab. Etwa, ob das Kind beim Lernen Unterstützung braucht und ob es zu Hauser in Ruhe lernen kann. Elternvertreter beklagen, dass Eltern nun in ihren Entscheidungen hin und her gerissen werden, ob sie ihr Kind schützen sollen, indem sie es zu Hause lassen, es dadurch aber womöglich den Anschluss an den Unterricht verliere.

"Wir haben von unserer Schule keine Infos erhalten. Das war schon in den vergangenen Lockdowns ein Problem. Ich bin total verunsichert darüber, was ich jetzt am Montag machen soll." - Eine Mutter aus Tulln (NÖ)

Das bestätigten auch Schüler nach den Erfahrungen mit Distance Learning in den vergangenen Lockdowns. Alles sei etwas komplizierter, meinte beispielsweise eine Schülerin bei einer ORF-Umfrage (siehe Video oben). Außerdem würde man die sozialen Kontakte vermissen. Ein anderer Schüler erklärte, dass man sich in der Schule besser konzentrieren könne.

Lehrer üben Kritik an "Mischlösung"

Unverständnis und auch Ärger herrscht auch in vielen Direktionen und Lehrerzimmern. Schon wieder wurden die Schulen über die Medien informiert, lautet vielerorts die Kritik. Dazu wurde der Erlass des Bildungsministeriums am Freitagnachmittag ausgeschickt – zu diesem Zeitpunkt waren viele Schüler bereits im Wochenende.

Von Seiten der Lehrergewerkschaft heißt es, die aktuelle Mischlösung sei eine Mehrbelastung für das Lehrpersonal und deren Vertretungen. Einerseits soll laut Stundenplan unterrichtet werden, andererseits wenn zu viele Kinder daheim bleiben, müssen gleichzeitig Lernpakete zusammen gestellt werden und diese wieder zusätzlich kontrolliert werden.

Präsenz- und Distance-Learning parallel unmöglich

Für die Lehrer sei nicht klar, wie das in der Praxis umgesetzt werden soll. Präsenz- und Distance-Learning parallel abzuhalten, sei für die Pädagogen nicht machbar und werde es auch nicht geben, heißt es beispielsweise bereits aus der Steiermark.

"Ein stattfindender Unterricht und die gleichzeitige Durchführung von Distance Learning oder Anpassung von Lernpaketen an individuelle Schulbesuchswünsche von Eltern ist undurchführbar und wird abgelehnt“, sagt auch Stefan Sandrieser, Vorsitzender der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer in Kärnten. Sich entgegen dem für die Gesellschaft beschlossenen Lockdown täglich in geöffnete Schulen und zu erwartende volle Klassen zu stellen, werde strikt abgelehnt

Die niederösterreichische Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister könne den Unmut vieler nachvollziehen. "Aber es geht einfach im Moment nicht anders", so die Landesrätin. Viele Eltern hätten sich in jedem Fall klarere Anweisungen von den Behörden erhofft. Fazit: Die meisten Eltern werden oder müssen ihre Kinder am Montag zur Schule schicken.