Österreich
Große "Robo-Invasion" im Atomkraftwerk
Radioaktive Strahlung kann für Menschen tödlich sein. Roboter nehmen davon keinen Schaden. Sie werden im Katastrophenfall Lebensretter sein.
Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass die Entsorgung von verstrahltem Material – ohne jene Menschen gesundheitlich zu gefährden, die damit beauftragt sind – ein echtes Problem ist. Die grundsätzlich simple, aber technisch hoch komplexe Lösung: Roboter.
Mehrere Teams zeigen ihr Können
Um sich zum Einen über die neuesten technischen Möglichkeiten der Robotik zu informieren und zum Anderen nukleare Szenarien gleich zu trainieren, veranstaltet das Amt für Rüstung und Wehrtechnik vom Bundesheer gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut derzeit die viertägige Übung "EnRicH". Die perfekte Location dafür: Ein Atomkraftwerk, das nie in Betrieb ging. Das AKW Zwentendorf.
Um die elf teilnehmenden Teams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden/Italien, Ungarn und Polen dazu zu motivieren, sämtliche ihrer Geniestreiche zu verraten, wurde das Training als Wettbewerb konzipiert.
Das Kernkraftwerk Zwentendorf wurde in der Ära Bruno Kreiskys erbaut, erst danach wurde eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme gemacht. 50,47 Prozent der bei der Volksabstimmung am 5. November 1978 Abstimmenden (Wahlbeteiligung von 64,1 %) lehnten einen Betriebsstart des AKW ab.
Der jetzige Besitzer, die EVN, nutzt das Kernkraftwerk für erneuerbare Energie (Photovoltaik) und stellt das Gelände für Festivitäten, Übungen und als Trainingscenter in einer sicheren Umgebung zur Verfügung.
3D-Mappen & kontaminiertes Material
Die Übung: Der Roboter erstellt vom "verstrahlten Gelände" – der sich in 40 Metern Höhe befindenden Reaktorhalle des AKW – eine 3D-Karte, Strahlenquellen und kontaminiertes Material wird geortet und in der Mappe vermerkt. Danach folgt der praktische Teil: Mit Hilfe eines Greifarms, der am Roboter montiert ist, wird die Strahlenquelle aufgegriffen und in einer Tonne "eliminiert".
"Es handelt sich dabei um echte Strahlenquellen. Wenn man sie mit bloßen Händen berührt, fallen die Fingernägel ab", klärt Brigadier Michael Janisch, Leiter des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik, auf.
Die Roboter selbst werden via Funk gesteuert – und könnten unterschiedlicher nicht aussehen. Das Gewicht reicht von 20 Kilogramm bis hin zu einer Tonne. Die Kosten für die Roboterbasis: rund 100.000 Euro. Je nach Ausstattung und Technik nehmen aber auch Geräte im Wert von einer halben Million Euro teil.
"Kein Land kann alle robotischen Voraussetzungen alleine erfüllen, deshalb ist eine Zusammenarbeit mehrerer Staaten unumgänglich", betont Janisch.
"Telemax", "Thor" & "Robbie"
Witziges Detail am Rande: Die einzelnen Teams geben ihren "Babys" natürlich auch Namen. Während sich die Deutschen für "Telemax", "Thor R&D" und "Hector Tracker" entschieden, heißt der Roboter eines polnischen Teams "Deepdrive". Auch das Technikum Wien ist mit dabei: Ihr High-Tech-Gerät wird liebevoll "Robbie" genannt. :-)