Wien

Größte Wärmepumpe heizt 112.000 Haushalten ein

Wien Energie errichtet eine der größten Wärmepumpen-Anlagen in der gesamten EU. Ein wesentlicher Schritt zum Klimaschutz!

Heute Redaktion
Wärmepumpen werden nun in Wien-Simmering montiert.
Wärmepumpen werden nun in Wien-Simmering montiert.
Denise Auer

In Wien-Simmering entsteht derzeit eine der leistungsstärksten Großwärmepumpen Europas. Bereits ab Ende 2023 soll die Großwärmepumpe mit einer Leistung von 55 Megawatt bis zu 56.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme versorgen. Der Vollausbaus mit 110 Megawatt-Leistung soll bis 2027 über die Bühne gehen.

Josef Taucher (SP-Klubobmann), Klima-Stadtrat Jürgen Czernohorszky, Finanzstadtrat Peter Hanke, Karl Gruber (Wien Energie-Geschäftsführer).
Josef Taucher (SP-Klubobmann), Klima-Stadtrat Jürgen Czernohorszky, Finanzstadtrat Peter Hanke, Karl Gruber (Wien Energie-Geschäftsführer).
Denise Auer

Ab dann produziert die Anlage Fernwärme für umgerechnet bis zu 112.000 Haushalte. Mitte Jänner wurden nun drei Wärmepumpen für die erste Ausbaustufe der Anlage geliefert, diese werden nun in Wien-Simmering montiert. "Die Großwärmepumpe bei der Kläranlage ist ein Meilenstein am Weg zur Klimaneutralität in Wien. Bis 2040 will Wien Energie die Fernwärme gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugen – mit solchen Klimaschutzprojekten wie hier in Simmering wird das gelingen", so Finanzstadtrat Peter Hanke (SP).

"Unser Motto ist: Raus aus Gas! Wir wollen raus aus der Abhängigkeit von Gas aus dem Ausland und raus aus der Spirale, durch die das Heizen immer teurer wird. Die nachhaltigste Maßnahme gegen hohe Heizkosten ist der Umstieg auf klimafreundliche, erneuerbare Wärme. Mit der Großwärmepumpe setzen wir dafür einen großen Hebel in Bewegung", so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SP).

Aus Abwasser wird Wärme

Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber erklärt, wie die Anlage funktioniert. "Hier kommt hundert Prozent lokale, regionale Energie für die Fernwärmeerzeugung zum Einsatz. Wir nutzen die Restwärme aus dem gereinigten Abwasser aus der Kläranlage, entziehen diesem die Wärme und erzeugen daraus Fernwärme. Der dazu benötigte Strom kommt vom nahegelegenen Kraftwerk Freudenau. Die Großwärmepumpe ist ein Leuchtturmprojekt für die Wärmewende in Wien, mit der wir im Vollausbau den Anteil erneuerbarer Fernwärme um bis zu 14 Prozent steigern können."

70 Millionen Euro werden investiert

Wien Energie investiert rund 70 Millionen Euro in das Großprojekt. Die Anlage besteht aus sechs einzelnen Wärmepumpen. Drei davon stehen jetzt schon in Simmering – sie haben einen langen Weg aus Frankreich hinter sich. Jede der rund zwölf Meter langen, 9 Meter breiten und 7 Meter hohen Wärmepumpen bringt ein stolzes Betriebsgewicht von rund 205 Tonnen auf die Waage – deutlich mehr, als ein ausgewachsener Blauwal.

Aktuell findet die Großmontage statt. In den kommenden Monaten werden noch Pumpenanlagen, Rohrleitungen und elektrische Anlagen eingerichtet. Bis zum Jahresende soll die erste Ausbaustufe in Betrieb gehen.

Wasser wird auf 90 Grad aufgeheizt

So funktioniert das Wärmepumpen-System: Normalerweise fließt das Abwasser nach der Reinigung in den Donaukanal, ab Jahresende macht es davor noch einen Umweg durch die Großwärmepumpenanlage von Wien Energie: Mit Wärmetauschern werden dem Wasser rund 6 Grad Celsius entzogen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie mit der modernen Technik in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die tausenden Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden.

1.300 Kilometer Fernwärme-Netz

Mit über 1.300 Kilometern Länge ist das Wiener Fernwärmenetz eines der größten Europas. Wien Energie versorgt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz. Etwa ein Drittel der Fernwärme kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. Bis 2040 will Wien Energie die Fernwärme komplett mit Energie aus erneuerbaren Quellen betreiben. Neben der Abwärmenutzung durch Großwärmepumpen setzt der Energieversorger dabei auch auf die Nutzung von Tiefengeothermie.

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