Politik
Grenzschließung zu Tirol für Bayern "kein Tabu" mehr
Die Ausbreitung der Südafrika-Mutation in Tirol wird zum Streitfall – auch jenseits der Grenze. Bayerns Ministerpräsident übt scharfe Kritik.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) erzielten nach tagelanger Diskussion keine Einigung über ein gemeinsames Vorgehen in Tirol. Stattdessen gab die Tiroler Landesregierung einen neuen Maßnahmenkatalog zur Eindämmung des Virus heraus, die Bundesregierung reagierte mit einer Reisewarnung für das Bundesland. Anschober geht das aber noch nicht weit genug, er lässt jetzt das Freitesten aus Bezirksgrenzen prüfen.
Das Infektionsgeschehen in Österreich und speziell in Tirol sorgt aber auch jenseits der Grenze für heftige Kritik. Für Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der selbst einen harten Lockdown-Plan fährt, ist es zumindest "diskussionswürdig, dass Österreich in dieser unsicheren Situation weitgehende Öffnungen erlaubt, obwohl die Inzidenz dort deutlich höher als in Bayern ist". Das erklärte der Politiker in einem Interview mit dem "Münchner Merkur" am Dienstag.
Söder warnt: "Das kann innerhalb weniger Wochen zu einem neuen Lockdown führen und wäre genau das, was wir alle nicht wollen: ein Stop and Go."
Bayern werde jetzt mit noch schärferen Grenzkontrollen reagieren. Man müsse sämtlichen Grenzverkehr mit Ausnahme der Berufspendler und dringenden Familienbesuchen unterbinden.
"Mutation würde uns weit zurückwerfen"
"Mit Grenzkontrollen und Schleierfahndung wird das dichter kontrolliert. Sollte die Gefahr wachsen, dürfen auch Grenzschließungen zu Tirol kein Tabu sein."
Große Sorgen mache ihm auch die Südafrika-Mutante, die derzeit in Tirol grassiert. Die Virus-Version wird als gefährlicher eingeschätzt als der bisher verbreitete Wildtyp. So soll auch der AstraZeneca-Impfstoff dagegen weniger Wirkung zeigen.
"Der Krankheitsverlauf soll schwerer und die Resilienz gegen Impfungen höher sein. Diese Mutation würde uns wieder weit zurückwerfen", so Söder weiter. Er fürchtet, dass es die Mutante über die Grenze nach Bayern schaffen könne.
Lockdown
Für Bayern sieht er noch keine Lockerung in naher Zukunft: "Feste Stufenpläne klingen verlockend, können aber rasch zu Enttäuschung führen. Corona ist schwer planbar." Schrittweise Erleichterungen könne es nur geben, "wenn die Zahlen stimmen". Erste Öffnungsschritten sollen aber Volksschulen und Kindertagesstätten umfassen. Die höheren Schulstufen werden in Bayern wohl noch länger daheim bleiben müssen.
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