Streaming-Box

Google TV Streamer im Test: Das Ende von Chromecast

Der neue Google TV Streamer läutet das Ende von Chromecast ein. Die Streaming-Box ist schneller und dank Smart-Home-Einbindung um einiges schlauer.

Rene Findenig
Google TV Streamer im Test: Das Ende von Chromecast
Google TV Streamer macht zwar nicht alles neu, ist aber den Chromecast-Vorgängern weit voraus.
Rene Findenig

Googles Streaming-Lösung Chromecast schrieb ab dem Jahr 2013 eine Erfolgsgeschichte. Der Adapter, der an den HDMI-Port des Fernsehers gehängt wurde, machte aus älteren, nicht-smarten Geräten Smart-TVs, indem Audio- und Videosignale einfach direkt an den Fernseher gestreamt wurden. Über die Jahre entwickelten sich die Chromecast-Adapter immer weiter, bis zuletzt Chromecast mit Google TV in einer 4K- und einer HD-Version erschien. Nun erscheint mit dem neuen Google TV Streamer die Ablöse der Chromecast-Ära. Lohnt sich der Umstieg von Chromecast und was ist die kleine Streaming-Box genau? "Heute" hat dies getestet.

Zwar gleicht sich die Software-Lösung der jüngsten Chromecast-Modelle und des Google TV Streamers immens, doch das Auftreten ist ein ganz anderes. Waren die Chromecasts "Dongles", die einfach an den HDMI-Anschluss gesteckt wurden und dort herunterbaumelten (beziehungsweise magnetisch an das TV-Gehäuse andockten), handelt es sich beim neuen Gerät um eine Streaming-Box, die zwar auch an den HDMI-Port gekoppelt wird, aber selbst auch noch zusätzliche Anschlüsse sowie eine weit stärkere Hardware bietet. Entsprechend ist die Zielgruppe eine andere: Chromecast macht(e) alte TVs smart, Streamer neue TVs noch besser.

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    Der neue Google TV Streamer kostet 119 Euro. Verstecken lässt sich die kleine TV-Box mit den Maßen 161,6 x 75,6 x 26,7 Millimeter ...
    Der neue Google TV Streamer kostet 119 Euro. Verstecken lässt sich die kleine TV-Box mit den Maßen 161,6 x 75,6 x 26,7 Millimeter ...
    Rene Findenig

    Kein HDMI-Kabel, etwas veraltete Standards

    Wem es also darum geht, nur am älteren Fernseher streamen zu können, kann gewohnt beim Chromecast bleiben, das fällt auch preislich günstiger aus – den Chromecast 4K gibt es bereits ab 60 Euro, den Chromecast HD ab 45 Euro, der neue Google TV Streamer kostet dagegen 119 Euro. Verstecken lässt sich die kleine TV-Box mit den Maßen 161,6 x 75,6 x 26,7 Millimeter und einem Gewicht von 160,7 Gramm in der Farbe Porcelain (Weiß) übrigens auch einigermaßen gut, auch dank des rund 1,8 Meter langen Stromkabels. Wer ein HDMI-2.1-Kabel im Karton sucht, sucht übrigens umsonst, das muss man zu Hause haben oder sich separat besorgen.

    Von vorne sieht der Google TV Streamer wie ein kompakter Router aus, allerdings komplett ohne Beschriftungen und ohne LED-Leuchten. Beim Thema Nachhaltigkeit nennt Google, dass rund zwei Drittel (mindestens 65 Prozent) des enthaltenen Plastiks aus dem Recycling kommt. Auf der Rückseite des Google TV Streamers finden sich die Anschlüsse der Box: HDMI, Strom (USB-C), Gigabit-Ethernet (10/100/1.000 Mbit/s). Daneben gibt es noch eine Kopplungs- beziehungsweise Reset-Taste, das war es auch schon. Kabellos verbindet sich die Streaming-Box mit den nicht mehr ganz modernen Standards Wi-Fi 5 (2,4/5 GHz) und Bluetooth 5.1.

    Flüssige, schnelle Bedienung ohne Wartezeiten

    Im Vergleich zum Chromecast-Vorgänger hat sich auch im Inneren einiges getan. Übetragen werden Inhalte mit bis zu 4K-Auflösung, HDR-Unterstützung und 60 Bildern pro Sekunde, als Videoformate bekommen Dolby Vision, HDR10, HDR10+ und HLG Support, auf Audioseite sind es Dolby Digital, Dolby Digital Plus und Dolby Atmos. Der Arbeitsspeicher ist von zwei auf vier Gigabyte angestiegen, der interne Speicher hat sich von acht auf 32 Gigabyte vervierfacht. Zum Einsatz kommt auch ein neuer Prozessor, der um 22 Prozent schneller als der bisher stärkste Chromecast arbeiten soll. Das Resultat ist eine flüssige, schnelle Bedienung ohne Wartezeiten.

    Im Kleingedruckten versteckt sich ein kleiner Bonus für alle Nutzer der Google Pixel Buds Pro, sie können Spatial Audio nutzen, bekommen quasi eine Nachbildung des exakten räumlichen Klangfeldes aufs Ohr serviert. Besser, schneller, flüssiger, bis auf einige Ausnahmen wie Dolby Vision tut der Google TV Streamer in dieser Hinsicht aber ziemlich genau das, was Chromecast auch bereits konnte. Und auch die Einrichtung geht wieder kinderleicht von der Hand: Streamer anstecken, QR-Code mit dem Handy scannen, wenigen Anweisungen folgen, schon ist das Ding eingerichtet. Informationen und Zugänge übernimmt der Streamer mit Erlaubnis automatisch.

    Fernbedienung in neuem, praktischen Design

    Einmal eingerichtet, gelangt man zur Google-TV-Oberfläche, die man so auch von modernen TV-Geräten kennt. Am Startbildschirm gibt es Zugriff auf Filme und Serien verschiedenster Anbieter wie YouTube, Prime Video, Netflix, Disney+ und Co. Die Oberfläche lernt dabei auch selbstständig aus den Nutzergewohnheiten dazu – gibt es ein kostenpflichtiges Abo oder wird ein Dienst besonders häufig genutzt, werden die betreffenden Inhalte automatisch auf dem Startbildschirm angezeigt. Warum die Lösung außerdem so praktisch ist: Nutzer mehrere Dienste müssen nicht die Apps wechseln, sondern können direkt über Google TV losstreamen.

    Komfortabler macht das Erlebnis die neu gestaltete Sprach-Fernbedienung, die mitgeliefert wird – separat kostet sie 19,99 Euro. Sie schluckt zwei AAA-Batterien, wiegt 63 Gramm (mit Batterien) und misst 137 × 38 × 16 Millimeter. Es gibt wenige, dafür nützliche Tasten: Oben findet sich ein komfortabel bedienbares Steuerkreuz mit Auswahl-Taste, darunter eine Zurück- und Startbildschirm-Taste. Wiederum darunter ist eine längliche Lautstärke-Regelung verbaut, daneben lässt sich der Assistant zur Sprachsteuerung aufrufen und das Mikro abschalten.  Außerdem gibt es eine YouTube-, Netflix-, Ein/Aus- und einebenutzerdefinierbare Taste.

    Bei dieser Google-Fernbedienung piept es wohl

    Praktisch: Auf die benutzerdefinierte Taste lässt sich beispielsweise eine Smart-Home-Funktion legen, etwa das Bild einer Nest-Kamera am TV einblenden. Aber nicht nur das, denn der Google TV Streamer ist auch Hub für Matter und Google Home. Kompatible Smart-Home-Geräte können über das Heimnetzwerk eingebunden und direkt über die Box am TV-Bildschirm angesteuert werden. Ein eingebauter Thread-Border-Router sorgt dabei für eine ausgezeichnete Reichweite und Stabilität. Zugreifen kann man aber auch beispielsweise auf Google Fotos – und die Urlaubsaufnahmen der Familie direkt ohne eine Verbindung des Smartphones zeigen.

    Eine nette Zusatzfunktion besitzt auch die Fernbedienung, die nicht nur ein Mikrofon, sondern auch einen Lautsprecher verbaut hat. So kann sie per Taste am Streamer, per Sprachbefehl oder über die Google App gesucht werden, indem sie dabei einen Piepton von sich gibt. Dann lässt sich das Teil auch finden, wenn es in die Ritze der Couch gerutscht ist. Gesteuert werden kann die Streaming-Box übrigens nicht nur über die Fernbedienung, sondern auch über ein Android-Smartphone. Umgekehrt können nicht nur Inhalte über die Box am TV gestreamt werden, sondern es lassen sich auch Smartphone-Videos fast nahtlos auf den TV "casten".

    Die Einrichtung ist kinderleicht: Streamer anstecken, QR-Code mit dem Handy scannen, Anweisungen folgen, fertig.
    Die Einrichtung ist kinderleicht: Streamer anstecken, QR-Code mit dem Handy scannen, Anweisungen folgen, fertig.
    Rene Findenig

    Künstliche Intelligenz und die Nutzen-Frage

    Abschließend schafft es auch Künstliche Intelligenz (KI) auf den Google TV Streamer, in einer durchaus interessanten Form für alle, die den Serien- und Film-Marathon lieber gehörig abkürzen. So liefert die Box schnelle, mittlere und lange Zusammenfassungen von Videos – praktisch, wenn man eine Ahnung davon bekommen will, ob eine Produktion interessant ist oder nicht. Ebenfalls per KI lassen sich personalisierte TV-Hintergründe und Bildschirmschoner erstellen, mit denen der TV im Inaktivitätsmodus zum Kunstwerk werden kann. Natürlich ist es auch wieder möglich, die Lieblingsfotos am TV als großer digitaler Bilderrahmen einzublenden.

    Google TV Streamer macht zwar nicht alles neu, ist aber den Chromecast-Vorgängern weit voraus. Wobei sich die Frage des Nutzens stellt. Wer über sehr alte TV-Geräte verfügt, wird weiter mit einem Chromecast gut leben, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese TV-Modelle die neuen Möglichkeiten gar nicht unterstützen. Wer dagegen über einen modernen TV verfügt, der kann vom Google TV Streamer sehr wohl profitieren – angefangen bei Dolby Vision über die komfortablere Fernbedienung samt Suchfunktion bis hin zur Smart-Home-Einbindung und KI-Spielereien. Vor allem geht das Streaming viel flüssiger und schneller über die Bühne.

    Auf den Punkt gebracht

    • Der neue Google TV Streamer ersetzt den Chromecast und bietet eine schnellere, flüssigere Bedienung sowie erweiterte Smart-Home-Funktionen
    • Während ältere TV-Geräte weiterhin gut mit Chromecast funktionieren, profitieren moderne TVs von den verbesserten Features des Google TV Streamers, wie Dolby Vision, einer praktischen Fernbedienung und KI-gestützten Funktionen
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