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Switch-Urlaubssammlung geht teils ziemlich baden

Mit Go Vacation wärmt Bandai Namco einen Wii-Titel aus dem Jahr 2011 für die Nintendo Switch auf. Nicht jedem wird das schmecken.

Heute Redaktion
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Mit Go Vacation erscheint ein neuer Port auf der Nintendo Switch. Allerdings handelt es sich dieses Mal nicht um ein hochgelobtes und legendäres Kultspiel, sondern um das bereits zu Originalzeiten nur durchschnittlich bewertete Go Vacation, das 2011 auf der Nintendo Wii erschien. Go Vacation ist eine Minispiel-Sammlung, die wohl die noch bestehende Lücke bei solchen Spielen auf der Switch füllen soll.

Auf der Wii sorgte für Abwechslung, dass Go Vacation nicht nur eine Aneinanderreihung von kleinen Spielchen war, sondern als Drumherum eine erkundbare Spielwelt sowie dekorierbare Areale und eine große Zahl an anpassbaren Charaktereigenschaften und Gegenständen bot. In der Switch-Version kommen Spezialpreise hinzu, die von Flugzeugen in der Spielwelt abgeworfen werden, neu sind auch Tierfoto-Möglichkeiten sowie Berg- und Wasserspiele.

Weiter besitzt Go Vacation aber keine Handlung. Der Spieler findet sich auf der idyllischen Ferieninsel Kawaii wieder, die in vier Themenweltten aufgeteilt ist: Wasser, Berg, Stadt und Schnee. Sobald freigeschaltet, kann der Spieler in den Welten die verschiedenen Aktivitäten, die jeweils in Minispiel-Form auftreten, entdecken. Gestartet wird im Marine-Resort, wo vor allem Strand-Spaß am Programm steht. Die vier Areale sind im Kern grundverschieden und charmant umgesetzt, sehen aber durch den Wii-Look veraltet aus.

Bei Bewegungssteuerung wäre mehr drin gewesen

Gesteuert kann Go Vacation mit den Joy-Con ebenso wie mit dem Pro-Controller werden, neben Singleplayer können sich auch bis zu vier Spieler im Multiplayer matchen. Nett gemeint ist die Bewegungssteuerung. Werden die Joy-Con geschwungen, dann schwingt auch das kleine Männchen am Bildschirm beispielsweise den Schläger im Baseball-Minigame. Fühlbar gibt es dabei aber keinen Unterschied dazu, dass man einfach die "A"-Taste für einen Schlag drückt. Da wäre mehr Variation möglich gewesen.

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Für absolvierte Minigames gibt es einen Stempel, Ziel ist alle Stempel der Insel zu sammeln. Ein "Tour-Guide" schlägt dabei jeweils Aktivitäten vor, generell kann man aber selbst entscheiden, welche Spiele man wann in Angriff nimmt, allerdings muss man in einem Resort eine gewisse Anzahl spielen, um das nächste freizuschalten. Alle über 50 Minispiele abgearbeitet, wartet nicht viel mehr als der Credit-Bildschirm auf den Gamer.

Gemischte Gefühle bei den Spielen

Dass Go Vacation kein Reinfall ist, zeigen die Minispiele. Etwa die Hälfte ist wirklich spaßig und die unkomplizierte Steuerung macht sie für Anfänger sofort zum Erfolgserlebnis. Leider geht von der anderen Spielehälfte ein guter Teil richtig baden, weil sie dem Spieler die Kontrolle wegnehmen. Volleyball-Spaß? Naja. Die Bewegung der Spielfigur erfolgt automatisch, dem Spieler bleibt nur, die "A"-Taste für einen Ballkontakt zu drücken und manchmal die "B"-Taste für einen Schmetterball folgen zu lassen.

Auch wenn das Spiel vermutlich für jüngere Spieler, Anfänger und Gelegenheitsgamer entwickelt wurde, hätten ein paar spielerische Herausforderungen dem Titel einen größeren Glanz verliehen. So fühlen sich viele der gerade leichten Spiele als einfache Kopien in anderer Grafik an, in denen es nur auf einen Tastendruck ankommt. Immerhin, hat man ein Minispiel geschafft, schaltet sich eine Art Herausforderung frei, die das Spiel etwas härter macht. Viele werden aber abgeschreckt sein, ein Minigame öfter als einmal zu spielen.

Großartiges blitzt trotzdem durch

Umso schöner ist die Abwechslung: Mit Jet-Skis brettert man übers Wasser, mit Skiern gen Tal, auf dem Surfbord über Wellen, mit dem Fallschirm durch die Luft, mit Buggys über Schotterwege oder mit dem Skateboard über Treppen. Bunt reingemischt wird eine Prise Minigolf, eine Runde Eisfischen oder eine Portion Hundeschlittenfahrt. Trotz mancher simpler Game-Mechanik kann man einen gewissen Suchtfaktor nicht bestreiten.

Sogar großartig ist der Part der Erkundung gelungen, der anfangs so gar nicht ins Auge sticht. Zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Schneemobil sowie Dutzenden anderen Fortbewegungsmitteln kann man die Welt, die die Minigames enthält, erforschen und entdeckt nach und nach, dass es hier von fotografierbaren Lebewesen nur so wimmelt. Spannender als viele Minispiele zeigen sich Bonus-Herausforderungen der NPCs, zusätzlich gibt es geheime Schatztruhen zu finden. Mit den so gewonnen Punkten kann man sich die eigene Spielervilla mit Möbeln und Gebäudeoptionen gestalten. Was das Spiel an Story vermissen lässt, liefert es bei Design- und Anpassungsfunktionen à la Animal Crossing im Überfluss.

Ins Wasser gefallen, aber kein Bauchfleck

Die Switch-Version von Go Vacation macht es dem Tester nicht einfach, eine Bewertung abzugeben. Zum einen werden sich Spieler an teils simplen und repetitiven Minispielen stören, haben aber eine ebenso große Anzahl an echt spannenden und vor allem im Mehrspielermodus lustigen Alternativen zur Auswahl. Zum anderen offenbart sich das Potenzial von Go Vacation erst nach einigen Spielstunden, wenn man nach und nach die Nebenschauplätze, Sondergames und Dekoelemente entdeckt.

Ein Update hätte in manchen Fällen die Minispiel-Mechanik in Punkto Herausforderung sowie die in die Jahre gekommene Grafik benötigt. Und eine echte Story bleibt leider ein frommer Wunsch. Jüngere Spieler und solche, die Zwischendurch mal abschalten und eine schnelle Runde zocken wollen oder gerne eine Game-Party schmeißen, wird Go Vacation in jedem Fall zufriedenstellen. So bleibt eine Switch-Sammlung übrig, die zu simple mit extrem lustigen Minigames mixt. Im Urlaubssprech: ein Teil geht baden, Bauchfleck legt Go Vacation aber keinen hin. Für rund 20 der über 50 Minigames wird man die Switch immer mal wieder gerne zur Hand nehmen.