Giovanni Zarrella: "Ich kann auch böse sein"

Manch ein Schlager-Fan wähnte sich wohl Samstagabend auf der falschen Veranstaltung. Denn vor der Stadthalle, wo Giovanni Zarrella sein Wien-Debüt als Solo-Künstler feiern sollte, tummelten sich tausende Heavy Metal-Fans, teils schwarz gekleidet, von oben bis unten mit Nieten behangen, teils die langen Haaren offen tragend, zum Headbangen bereit. Was war los?

Die Sorge, dass der 44-Jährige plötzlich dem Italo-Schlager den Rücken gekehrt haben könnte, ist vollkommen unbegründet. Tatsächlich hat sich die umstrittenen Rockband "Böhse Onkelz" nebenan in der Stadthalle ein Stelldichein gegeben. Die anfängliche Verwunderung wich jedoch schnell der Konzert-Vorfreude. Und die Fans von Giovanni Zarrella wurden nicht enttäuscht!

Von BroSis bis Michael Jackson

"Die italienische Antwort auf Peter Alexander" (O-Ton Bandleader Christoph Papendieck) zog alle Register seines Könnens. Neben zahlreichen Songs aus seinen drei Solo-Alben überzeugte Giovanni mit Italo-Klassikern wie "O sole mio", "Marina" oder "Sempre Sempre". In einem fulminanten "Boyband-Medley" tanzte er nicht nur zu Songs der Backstreet Boys - "als Jugendlicher wollte ich unbedingt ein Backstreet Boy werden" - oder N'Sync, sondern er feierte auch noch einmal die Hits seiner ehemaligen Band "BroSis" ab.

Beim italienischen Helene Fischer-Cover "Basta Basta" lieferte Giovanni sogar eine smoothe Michael Jackson-Tanzeinlage ab!

Giovanni zeigte sich von seiner privaten Seite

Emotionales Highlight der Show war sicherlich, als der 44-Jährige von seiner Kindheit in Hechingen (Deutschland) erzählte. Zum Italo-Klassiker "Piccola e fragile", dem Lieblingslied seines Vaters Bruno, flimmerten noch nie gesehene Fotos und Kindheitserinnerungen über die große Leinwand der Stadthalle: das Hochzeitsfoto seiner Eltern, (Baby-)Schnappschüsse mit seinen Geschwistern Maria und Stefano, seltene Aufnahmen von seiner Frau Jana Ina und ihren beiden Kindern ...

Als "Rocky" im Publikum, bö(h)ser Seitenhieb

Wie im "Heute"-Interview vorab ja bereits angekündigt, ließ Giovanni auch die "Rocky"-Fanfare in Wien ertönen. Im Boxermantel lief der Sänger quer durchs Publikum, machte Selfies und ließ sich feiern.

Und auch einen kleinen Seitenhieb auf die Metal-Rocker nebenan konnte sich der Sänger nicht verkneifen. Als die ausverkaufte Halle zu Queen's "We will rock you" lautstark bebte, meinte Giovanni: "Ja, auch ich kann bö(h)se sein ..." Doch vielleicht sollte er dann beim nächsten Mal das schelmische Augenzwinkern zurückhalten – der Glaubwürdigkeit wegen.

Alles im allem bot Giovanni in Wien knapp drei Stunden Italo-Feeling pur. Mitreißend, mitsingend, mittanzend. Da capo!