Politik

Gewessler-Berater teilt im ORF gegen Wien Energie aus

Der Milliarden-Kreditrahmen für die in Turbulenzen geratene Wien Energie wurde fixiert. Ein Experte ortet im ORF "Ungereimtheiten" im Management.

Roman Palman
Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Screenshot ORF

Die Bundesregierung gewährt der Stadt Wien einen Kreditrahmen in der Höhe von zwei Milliarden Euro. Damit soll die Liquidität des städtischen Energieversorgers Wien Energie an der Strombörse sichergestellt werden. "Es war eine Notfall-Maßnahme", betonte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch.

Bis Ende April 2023 müsse jedes so aufgenommene Darlehen über die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur OeBFA aber auch zurückgezahlt werden. Und: die Stadt muss dem Bund regelmäßig Bericht zur Energieversorgung erstatten, zudem wird ein Überwacher des Bundes in das Aufsichtsgremium entsandt.

"Wir müssen aufarbeiten, wie es zur dramatischen Situation kommen konnte", sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der am Vorabend im ORF noch mögliche Täuschungsabsichten angedeutet hatte. Konkret geht es um der Geschäfte der Wien Energie und ob es ein ausreichendes Risikomanagement gegeben habe. Offene Fragen gibt es jedenfalls genug.

"Unerklärlich"

Ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen, versuchte am Mittwochabend dann der ehemalige Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, im Rahmen der ZIB2 mit Armin Wolf: "Grundsätzlich ist es normal, was die Wiener machen, da ist nichts anrüchig dabei", erklärt der Experte zum Handel an der Strombörse, der die Wien Energie so in Turbulenzen brachte.

Aber: "Unerklärlich" sei ihm, wieso solch große Volumina gehandelt wurden, die offenbar schlussendlich den Sicherheitrahmen sprengten. Andere Unternehmen in Deutschland hätten angesichts der Krise das Ausmaß ihres Börsenhandels deutlich zurückgefahren.

Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Screenshot ORF

Boltz kann der Darstellung eines "Black Friday", wie sie Wien Energie-Aufsichtsratschef Peter Weinelt am Dienstag verbreitete. Das Problem sei nicht, dass Preise innerhalb eines Tages ad hoc in die Höhe geschossen seien. Seit Monaten seien diese deutlich angestiegen. Das Risikomanagement des Unternehmens hätte bereits da vorausschauend agieren und warnen müssen, dass sich das irgendwann nicht mehr ausgehen könne.

Pech, oder schlechtes Management?

"Das ist scheinbar nicht geschehen. Wenn das nur ein von Gott gegebenes Problem des Marktes wäre, dann hätten noch andere Unternehmen im deutschsprachigen Raum Probleme bekommen", so aktuelle Berater von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) im TV-Interview. Er fordert nun eine Aufklärung über die verfolgte Handelsstrategie der Wiener.

Ohne solche Einblicke, sei eine Beurteilung der Causa "sehr schwierig": "Es gibt schon Ungereimtheiten. Ob das Pech, oder schlechtes Management war, kann man von außen nicht wirklich sagen."

Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Ex-E-Control-Vorstand Walter Boltz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 31. August 2022.
Screenshot ORF

Dass der verantwortliche Vorstand der Wien Energie seit dem Bekanntwerden der Geldnot völlig abgetaucht ist und nur Aufsichtsratsboss Weinelt nach außen hin auftritt, findet Boltz befremdlich: "Eigentlich müsste ja der Vorstand erklären, was gemacht wurde und was schief gegangen ist".

Dass noch ein anderer Energieversorger in Österreich derart ins Strudeln geraten könnte, erwartet Boltz nicht. Diese hätten entweder mehr günstige Produktionsmöglichkeiten, oder würden nicht derart viel über die Börse handeln.

Einen Kontrollauftrag bei der E-Control hinsichtlich des Geschäftsmodells und des Börsehandels sieht der Ex-Vorstand nicht.  Derzeit überwacht die E-Control nur, dass es zu keinen Marktmanipulationen etwa durch Leerverkäufen kommt. "Die Frage, ob ein Unternehmen mehr Verkäufe tätigt, als es finanziell stemmen kann, ist nicht Teil der Überwachung, weil auch die Finanzkraft der Unternehmen nicht gemeldet wird." Das sei immerhin die ureigenste Aufgabe des Managements und der Eigentümer. Dennoch kann sich Boltz vorstellen, die Kompetenzen der Regulierungsbehörde dahingehend zu erweitern.

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