Andere Parteien zerlegen Plan
Gender-Verbot – Kritik an "Stammtisch-Parolen"
ÖVP-Chef Karl Nehammer wird in seiner Österreich-Rede ein Gender-Verbot fordern. "Heute" fragte die anderen Parteien, was sie davon halten.
Ein Gender-Verbot in der Verwaltung, keine Nachteile fürs nicht Gendern – etwa an Schulen oder Universitäten –, Gleichstellung von Männern und Frauen sowie ein Verbot von "Gender-Missbrauch": All das hatte ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer schon am Dienstag exklusiv in "Heute" gefordert. Am Freitag wird er das auch in Wels tun. Aber was sagen eigentlich die anderen Parteien zu diesen Plänen? Die gehen mit Nehammer wenig zimperlich ins Gericht, wie ein "Heute"-Rundruf ergab:
SPÖ spricht von "absurder, peinlicher Debatte, die Nehammer beginnt"
"Nehammer ist der einzige Regierungschef in Europa, der sich mit Schreibregeln statt mit der Bekämpfung der Teuerung beschäftigt. Er ist schuld daran, dass Österreich die höchste Inflation in Westeuropa hat. Er sollte sich darum kümmern, dass Wohnen und Energie wieder leistbar werden und dass Menschen ihre Arzt- und OP-Termine rasch bekommen", heißt es dazu etwa aus der SPÖ. Die Partei werde sich "nicht an jeder absurden, peinlichen Debatte, die Nehammer beginnt, beteiligen. Je früher wir wählen, desto besser für das Land".
„Komplettes Gender-Verbot in Schulen wäre Gebot der Stunde.“
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl wiederum kritisiert, dass Nehammer "wieder einmal auf halbem Weg stehen bleibt". Tatsächlich wäre für ihn ein komplettes Gender-Verbot in den Schulen "das eigentliche Gebot der Stunde". Es sei offenkundig, dass unsere Schüler gerade in den Kernkompetenzen beim Lesen und Schreiben in den internationalen Vergleichsstudien hinterherhinken. "Jeder fünfte Schüler in den österreichischen Pflichtschulen kann heute nicht sinnerfassend lesen, aber die Kinder werden mit völlig sinnentleerten Genderpflichtübungen gequält. Damit muss endlich Schluss sein! Wir Freiheitliche fordern ein generelles Genderverbot in den österreichischen Schulen, beginnend mit dem nächsten Schuljahr".
ÖVP hat FPÖ-Initiativen gegen Gendern bisher abgelehnt
Der Freiheitliche erinnert daran, dass sich die ÖVP ja bisher "energisch" gegen ein Verbot gewehrt und jegliche parlamentarischen Initiativen der FPÖ dahingehend abgelehnt hätte. Zuletzt sei das erst im Oktober 2023 bei einem FPÖ-Antrag gegen den Zwang zum Gendern bei wissenschaftlichen Arbeiten der Fall gewesen, so Brückl.
Grüne: "Probleme, die es gar nicht gibt"
Nicht überraschend ebenfalls gegen das Verbot ist der grüne Koalitionspartner: "Mit dieser Themensetzung konzentriert sich der Bundeskanzler auf Probleme, die es gar nicht gibt, um nicht über das Zukunftsthema Nummer eins reden zu müssen: das Überleben unseres Planeten. Er übernimmt damit Methoden, die wir von Rechtskonservativen wie Trump und Söder kennen", sagt Frauensprecherin Meri Disoski.
Und sie kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Statt sich vor Großbuchstaben, Doppelpunkten und Sternchen zu fürchten, sollte die ÖVP ihre Energie für ein Klimaschutzgesetz, einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung oder für eine Kindergrundsicherung einsetzen. Unsere Vorschläge dazu sind bekannt und schnell umsetzbar." Das Thema wird also nicht zum Frieden in der türkis-grünen Koalition beitragen.
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Und was sagen die Neos zu Nehammers Forderungen: "Wir sind der Meinung, dass die Menschen in Österreich andere Sorgen haben. Gegen die Teuerung hilft kein Gender-Verbot, es verbessert weder Schulen noch Unis und entlastet keinen einzigen Menschen. Der Kanzler sollte seine Energien in notwendige Reformen stecken und nicht in Stammtischparolen", bringt es Generalsekretär Douglas Hoyos auf den Punkt.