Wer keinen essen sollte

Genauso viel Quecksilber im Thunfisch wie vor 50 Jahren

Trotz Reduzierung der Quecksilberemissionen seit den 70er Jahren, weisen Thunfische das gleiche Level an Quecksilber auf wie damals. Wie gibt's das?

Heute Life
Genauso viel Quecksilber im Thunfisch wie vor 50 Jahren
60 Prozent der weltweiten Thunfischbestände gelten als überfischt. Somit ist der Verzehr von Thunfisch nicht nur gesundheitlich problematisch, sondern auch ökologisch fragwürdig.
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Thunfisch ist auf der ganzen Welt ein beliebtes Nahrungsmittel. Echter Bonito, Gelbflossenthun und Großaugenthun machen 94 Prozent des weltweiten kommerziellen Thunfischfangs aus. Dennoch gibt es seit Jahrzehnten Bedenken wegen der Quecksilberbelastung durch den Verzehr von Thunfisch. Neue Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass die Quecksilberemissionen zwar seit den 1970er Jahren durch politische Maßnahmen zwar erfolgreich reduziert werden konnten, die Belastung der Thunfische weltweit jedoch weitgehend unverändert geblieben ist. 

Wie kommt das Quecksilber in den Thunfisch?

Laut der deutschen AOK liegt die Ursache für die Quecksilbervergiftung der Fische in der industriellen Verbrennung von Kohle und Müll. Dabei entstehen Quecksilberdämpfe, die ins Meer absinken. Dort reichert sich das Quecksilber im Plankton an, das von kleinen Fischen gefressen wird, die wiederum Nahrung für den Thunfisch sind. 

Kein Thunfisch für Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder

Methylquecksilber ist ein starkes Neurotoxin, das beim Menschen schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann. Ungeborene Kinder und Säuglinge sind besonders gefährdet. Es kann schlecht ausgeschieden werden und reichert sich an. Neben dem Thunfisch sind noch andere Raubfische wie Heilbutt, Schwert- und Thunfisch besonders belastet. Neben Seefischen sind Amalgam-Zahnfüllungen eine Hauptquelle für Quecksilber im menschlichen Körper. Die sind in der EU ab 2025 jedoch verboten. 

Thunfische aus 50 Jahren untersucht

Wissenschaftler des Nationalen Zentrums für Wissenschaftliche Forschung in Frankreich haben Quecksilberdaten von Thunfischen aus dem Pazifik, dem Atlantik und dem Indischen Ozean zusammengestellt und standardisiert, die bis 1971 zurückreichen. Insgesamt wurden Muskelgewebeproben von fast 3.000 Thunfischen über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten analysiert. Die Studie wurde im Fachjournal "Environmental Science & Technology Letters" veröffentlicht. 

Trotz Maßnahmen unveränderte Belastung

Warum haben es jahrzehntelange Umweltschutzmaßnahmen scheinbar nicht geschafft, den Thunfisch-Quecksilbergehalt zu senken? Die Forscher gehen davon aus, dass die industrielle Quecksilberverschmutzung aus früheren Epochen ein historisches "Vermächtnis" in den Ozeanen geschaffen hat.

Die meisten Thunfische leben an der Oberfläche. Das Team geht jedoch davon aus, dass alte Quecksilberemissionen im Laufe der Zeit möglicherweise in tiefere Meeresgewässer gesunken sind und sich dort vermischt haben. Aktuelle Analysen zeigen, dass rund zwei Drittel des gesamten Quecksilbers in den obersten tausend Metern des Meeres vor der Industrialisierung abgelagert wurden. Aufsteigende Strömungen und andere Vermischungsprozesse im Meer könnten nun einen Teil dieses unterirdischen Quecksilberreservoirs wieder in flachere Gewässer befördern.

In der EU regelt eine Verordnung den zugelassenen Höchstwert von Quecksilber in Lebensmitteln. Für Raubfische beträgt der Grenzwert 1 Milligramm pro Kilogramm.

Besserung würde bis zu 40 Jahre dauern

Da Thunfische keine transozeanischen Wanderungen unternehmen, spiegeln die in den Muskeln der Tiere gefundenen Verunreinigungen wahrscheinlich die Gewässer wider, in denen sie schwimmen und damit die globale Verschmutzung. Die Forscher erstellten mathematische Simulationen, um verschiedene politische Szenarien und ihre voraussichtlichen Auswirkungen auf die künftige Quecksilberbelastung der Meere und des Thunfischs zu untersuchen. Die Modelle zeigen, dass es selbst bei einer drastischen Verringerung der heutigen Emissionen über ein Jahrzehnt dauern kann, bis die Kontamination der flachen Meere beeinflusst wird. Es würden wahrscheinlich weitere 10 bis 25 Jahre vergehen, bevor sich die reduzierten Werte schließlich in den Thunfischpopulationen bemerkbar machen. 

"Um in naher Zukunft messbare Rückgänge der Quecksilberkonzentrationen in stark verzehrten pelagischen Fischen zu erreichen, sind aggressive Emissionsreduzierungen und eine langfristige und kontinuierliche Quecksilberüberwachung in Meeresbiota erforderlich", fordern die Autoren.

60 Prozent der Bestände überfischt

Laut WWF gelten von den 23 großen Beständen weltweit 14 sogar als überfischt. Besonders betroffen sind beliebte Thunfischarten wie der Rote Thun, der Großaugenthun und der Gelbflossenthun, die gerne zu Sushi und Sashimi-Produkten weiter verarbeitet werden. Somit ist der Verzehr von Thunfisch nicht nur gesundheitlich problematisch, sondern auch ökologisch fragwürdig.

red
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