Monster-Quallen, Riesenspinnen

Geheimnisvolles Meer in der Antarktis entdeckt

Mit dem Abbruch eines gewaltigen Eisbergs in der Antarktis wurde ein bisher unbekanntes Meeresgebiet sichtbar – eine wissenschaftliche Sensation.
Bernd Watzka
31.03.2025, 12:12

Die Story klingt wie eine Abenteuergeschichte von Jules Verne ("Die Reise zum Mittelpunkt der Erde", 1864) – doch sie ist wahr. US-Forscher entdeckten in der Antarktis einen bisher verborgenen Meeresabschnitt voller neuer Arten, Geheimnisse und Wunder.

Abgebrochener Eisberg legte Ökosystem frei

Der spektakuläre Abbruch des Eisbergs A-84 im heurigen Jänner eröffnete Biologen die Möglichkeit, einen seltenen Einblick in ein rätselhaftes, bislang völlig unzugängliches Ökosystem zu gewinnen – nämlich den Meeresboden unter dem südpolaren Schelfeis. Die Region ist ein Lebensraum der Extreme.

Wissenschaftliche Sensation

Die Forscher des US-amerikanischen Schmidt Ocean Institutes waren zufällig in der Bellinghausensee im Einsatz, als sich in der Nähe der rund 30 Kilometer lange Eisberg löste. Als Folge wurde ein gigantisches Meeresgebiet von mehr als 500 Quadratkilometern – deutlich größer als etwa die Stadt Wien – im Südpolarmeer freigelegt.

Das Gebiet lag seit Jahrhunderten in ständiger Dunkelheit unter der Eisplatte verborgen. Was dadurch zum Vorschein kam, ist für die Wissenschaftler eine Sensation.

Seltsame Kreaturen: Ein einzelner Hydroid in der Strömung in 380 Meter Tiefe.
ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute

Bisher völlig neue Einblicke

"Wir hatten nicht erwartet, ein so schönes, blühendes Ökosystem zu finden. Der Größe der Tiere nach zu urteilen, sind die von uns beobachteten Lebensgemeinschaften dort seit Jahrhunderten, vorhanden", sagt die Co-Leiterin der Expedition, Meeresbiologin Patricia Esquete von der Universität Aveiro (Portugal).

Riesenseespinnen und Kraken entdeckt

Acht Tage lang beobachtete das Forschungsteam den tiefen Meeresboden und entdeckte in bis zu 1.300 Metern Tiefe wunderbare Ökosysteme. So seien etwa große Korallen und Schwämme zum Vorschein gekommen, die eine Vielzahl von Tieren beherbergen, darunter Eisfische, Riesenseespinnen und Kraken. Auch neue Tier- und Pflanzenarten wurden entdeckt.

Die Entdeckung biete völlig neue Einblicke in die Funktionsweise von Ökosystemen unter schwimmenden Teilen des antarktischen Eisschildes, betonen die Forscher.

Phantomqualle mit meterlangen Mundarmen

Besonders spektakulär: Die Forscher sichteten eine riesige Phantomqualle. Die Glocke dieses Meeresungeheuers kann einen Durchmesser von über einem Meter haben. Die unheimliche Qualle besitzt vier bandartige Mundarme, die über zehn Meter lang werden können.

Ganz schön unheimlich: Eine Phantomqualle besitzt vier, bis zu zehn Meter lange Mundarme.
ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute

Antarktische Ökosysteme kaum erforscht

Die Forscher hoffen nun auf neue Erkenntnisse über die Mechanismen und das frühere Verhalten der antarktischen Ökosysteme. Denn wie genau diese Gebiete funktionieren, die teils seit Jahrhunderten von 150 Meter dickem Eis bedeckt – und von Oberflächennährstoffen abgeschnitten sind –, ist kaum erforscht.

Auch über Veränderungen des Klimas und deren Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt wollen die Forscher neue Informationen gewinnen.

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