Geheimnis um Entstehung der Corona-Pandemie gelüftet

Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist frei nach dem Wir sind Helden-Hit "gekommen, um zu bleiben". Auch die Bundesregierung ist mit dem Quarantäne-Aus nun voll auf den Kurs eingeschwenkt, dass Covid-19 wohl noch für sehr lange Zeit zu unserem Leben und Alltag gehören wird.

Doch wo die Pandemie vor bald drei Jahren wirklich ihren Ausgang genommen hatte, blieb bis zuletzt umstritten. Stellenweise wurde sogar spekuliert, dass das Coronavirus einem Labor entkommen war. Nun konnten Forscherteams den den Ursprung der ersten Fälle zurückverfolgen und den Ort finden, an dem das Virus – aller Wahrscheinlichkeit nach – zum ersten Mal auf Menschen übergesprungen ist.

Großmarkt in Wuhan war Ground Zero

"Seit dem Beginn der Pandemie konnte diese fundamentale Frage nicht beantwortet werden. Bis jetzt", wird Virologin Angela Rasmussen durch die "Kleine Zeitung" zitiert. Gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe hat sie nun ihre Studie zur Stunde Null der Pandemie im renommierten Fachmagazin "Science" veröffentlicht.

Die Wissenschaftler bestätigen darin einen bereits länger gehegten Verdacht, dass der Feinkost-Nassmarkt in Wuhan – eigentlich "Südchinesischer Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte Wuhan", englisch "Huanan market" – das Epizentrum dieser globalen Katastrophe war. Zum selben Ergebnis kam auch eine zweite Studie.

Beweise sprechen gegen Labor-Theorie

Es sei "einfach nicht plausibel", dass Corona auf andere Weise als durch den Handel mit Wildtieren auf dem Markt von Wuhan eingeschleppt wurde, sagte Rasmussens Kollege und Erstautor, der Virologe Michael Worobey von der University of Arizona – eine deutliche Wende, denn zuvor hatte er die Labor-Theorie genauer überprüfen wollen. Doch die nun gewonnenen Erkenntnisse seien eindeutig. Das Virus sei "auf diesem Markt entstanden und hat sich von dort aus ausgebreitet".

Studien-Mitautor Kristian Andersen betonte hinsichtlich einer möglichen Entstehung im Labor, "dass es mögliche und wahrscheinliche Szenarien gibt. Und dass möglich nicht gleich wahrscheinlich ist."

Zwei Mal übergesprungen

In ihrer Analyse konnten die Forscher zeigen, dass die allerersten Corona-Fälle im Dezember 2019 in naher Umgebung des Tiermarktes auftraten. Einige der frühesten Patienten, die das Gelände nicht betreten hatten, lebten in direkter Nachbarschaft. Die im Jänner 2020 entnommenen Virusproben, sollen sich zudem im südwestlichen Teil des Marktgebiets konzentrieren. Das ist jener Teil, wo lebende Füchse oder Marderhunde zum Verkauf angeboten wurden.

Die andere Studie nahm das Genom des Virus genauer unter die Lupe. Auch hier zeigten die Proben der ersten Patienten, dass es sogar zwei Abstammungslinien (A und B) gab. Aufgrund einer Analyse der Mutationen in jeder dieser beiden Linien kommen die Forscher zu dem Schluss, dass diese unabhängig voneinander in unterschiedlichen Tieren ihren Ursprung haben und sich auch unabhängig voneinander an den Menschen angepasst haben.

Linie B sei demnach Ende November oder Anfang Dezember 2019 auf Menschen übergesprungen, bei Linie A sei dies einige Wochen später der Fall gewesen. Das Virus wurde höchstwahrscheinlich zunächst von mindestens zwei Tieren übertragen, wobei ein Marderhund oder ein anderes Säugetier als Zwischenwirt diente, bevor es sich auf den Menschen ausbreitete. Dass es vor November bereits Infektionen von Menschen gegeben haben könnte, sei laut den Forschern unwahrscheinlich.