Politik
Geheimaktion um 8 Uhr – so lief Festnahme im Chat-Krimi
Zugriff im Morgengrauen: Zwei Kripo-Beamte führten Wolfgang Fellners Meinungsforscherin Sabine B. am Dienstag in Döbling ab. Das Geheimprotokoll.
Jetzt forscht die Justiz bei Fellners Meinungsforscherin genauer nach. Wie von "Heute" berichtet, wurde Sabine B. (die Unschuldsvermutung gilt) am Dienstag im Chat-Krimi rund um Altkanzler Sebastian Kurz festgenommen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wollte eine entsprechende Anfrage nicht beantworten, "Heute" kennt nun aber die Hintergründe des politischen Knalleffekts.
Zugriff im Morgengrauen
Es ist kurz vor acht Uhr Früh, als zwei Kripo-Beamte (ein Mann, eine Frau) bei einem Mehrparteienhaus in Döbling vorfahren. Die beiden haben eine Festnahmeanordnung des Staatsanwalts dabei, klären die junge Frau über ihre Rechte und die Hintergründe auf. Da sie vor einer Hausdurchsuchung vergangenen Mittwoch in ihrer Wohnung eine Festplatte gelöscht haben soll, besteht bei der Aufklärung der Chat-Affäre nun Verdunkelungsgefahr. "Sie wirkte sehr ruhig, widersetzte sich nicht, auf Handschellen wurde verzichtet", so ein Augenzeuge im Gespräch mit "Heute".
Jetzt ist Haftrichter am Zug
Binnen 48 Stunden entscheidet ein Haftrichter am Wiener Landesgericht, ob Untersuchungshaft über Sabine B. verhängt wird. Vermeiden lässt sich dieser Schritt nur, wenn sie die Löschaktion zugibt – dann fiele der Haftgrund weg. Zur Stunde wird Sabine B. von den Ermittlern regelrecht "gegrillt". Ihr Rechtsbeistand ist bereits vor Ort. Es wird spannend, ob die Meinungsforscherin nun über die Hintergründe in dem Chat-Krimi, der Sebastian Kurz als Regierungschef zu Fall brachte, vollinhaltlich aussagen wird. Das könnte ihr weiteres Leben retten; mit einer Aussage könnte sie sich im Falle einer Anklage eine Kronzeugenregelung sichern.
Nachbarn in Wien-Döbling (Sabine B. lebte seit acht Jahren in ihrer Wohnung) nahmen eine merkbare Veränderung nach der Hausdurchsuchung vergangene Woche wahr. "Sie hat sich zurückgezogen, war den ganzen Tag nur noch zuhause und hat kaum noch gesprochen."
In diesen Chats taucht Sabine B. auf
Nachbar sammelte "Österreich"-Zeitungen für B.
Witziges Detail am Rande: Immer, wenn die Frau in den vergangenen Jahren auf Urlaub war, sammelte ein Nachbar Zeitungen von "Österreich" und übergab sie ihr nach ihrer Heimkehr. "Sie hat ein Abo, die Zeitungen sollten sich nicht auf der Fußmatte stapeln." In eben diesem Druckwerk der Familie Fellner sollen frisierte Umfragen, die Sebastian Kurz besser dastehen ließen, erschienen sein. Kosten dafür soll über Scheinrechnungen das Finanzministerium beglichen haben. Die Fellner-Brüder bestreiten, von diesen Praktiken gewusst zu haben, sehen sich "als Opfer, nicht als Täter". Die weitere Aufklärung wird spannend. Abwarten, wer zuerst die Nerven schmeißt...