Bedenkliche Tendenz
"Gefährliche Mischung" – bald noch mehr Firmen pleite
Immer öfter sind Unternehmen zahlungsunfähig. Besonders bitter: Laut einer Expertin nehmen die Firmenpleiten jetzt sogar noch zu.
Ob Heizen, Lebensmittel oder Freizeit: Überall steigen die Preise. Obwohl die Inflation im Juni nach einer Schnelleinschätzung der Statistik Austria auf drei Prozent gesunken ist, ist sie im Vergleich mit anderen EU-Ländern weiter hoch. Denn in fast allen Staaten der Eurozone sinkt sie laut der Statistikbehörde Eurostat deutlich schneller in Richtung Zwei-Prozent-Marke.
Bedrohliche neue Zahlen
Vor diesem Hintergrund berichtet Petra Wögerbauer vom Linzer Büro des Kreditschutzverbands wenig Erfreuliches: "Der Blick auf die vergangenen Wochen zeigt, dass die Halbjahres-Insolvenzzahlen in Oberösterreich erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie das Vor-Krisen-Niveau übersteigen."
Die Expertin legt alarmierende Zahlen vor: Wurden 2019 im ersten Halbjahr 169 eröffnete Insolvenzen verzeichnet, sind es 2024 hochgerechnet 244. Das bedeutet gegenüber 2019 eine Steigerung von 44,3 Prozent.
"Wir müssen in der Statistik bis ins Jahr 2011 zurückblättern, um ein ähnlich hohes Niveau zu sehen", so Wögerbauer. Damals seien 247 Firmeninsolvenzen eröffnet worden.
Handel am meisten betroffen
Laut KSV waren in den ersten sechs Monaten drei Bereiche am schlimmsten von Pleiten betroffen: Von 244 Fällen insgesamt liegt der Handel mit 69 an erster Stelle. Es folgen Bauwirtschaft mit 61 und Tourismus bzw. Gastronomie mit 48 Insolvenz.
Welche Gründe gibt es für diese Zahlen? "Hohe Kosten etwa beim Faktor Energie und fehlendes Personal bilden eine gefährliche Mischung, die für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist", erklärt Wögerbauer.
„Hohe Kosten etwa beim Faktor Energie und fehlendes Personal bilden eine gefährliche Mischung, die für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist.“
"Mit Blickrichtung Jahresende werden in Oberösterreich mehr als 700 Firmenpleiten erwartet", hat die Spezialistin düstere Aussichten.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Immer mehr Unternehmen sind zahlungsunfähig, insbesondere in Oberösterreich, wo die Insolvenzzahlen das Vor-Krisen-Niveau übertreffen
- Die steigenden Kosten für Energie und fehlendes Personal sind eine gefährliche Mischung, die viele Betriebe nicht überleben lässt
- Besonders betroffen sind der Handel, die Bauwirtschaft und der Tourismus
- Die Preise sind stark gestiegen, was zu einem monatlichen Bedarf von 3.704 Euro für einen Ein-Eltern-Haushalt mit zwei Kindern führt, was 300 Euro mehr als im Vorjahr ist
- Besonders dramatisch ist der Anstieg der Heizkosten um 53 Prozent