"Nicht alles kontrollieren"

Gall hat Kopf-Problem: "Sehe Leute neben mir stürzen"

Rad-Star Felix Gall will bei der Tour de France wieder für Furore sorgen. Mit "Heute" spricht der Tiroler über mentale Probleme nach drei Stürzen.

Martin Huber
Gall hat Kopf-Problem: "Sehe Leute neben mir stürzen"
Felix Gall: "Ich fühle mich stark."
Imago

45.500 Höhenmeter hat Felix Gall im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada abgespult. 67:31 Stunden ist er am Rad gesessen. Österreichs Sportler des Jahres holte sich den Feinschliff für die Tour de France. Der letzte Formtest für den Profi vom Team Decathlon-AG2R ist die Tour de Suisse ab Sonntag.

"Ich fühle mich stark", sagt Gall zu "Heute". "Im Vorjahr wusste ich vor der Tour nicht, wie es mir in Woche drei geht. Das ist jetzt anders: Ich weiß, was ich kann, habe volles Vertrauen vom Team."

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    Felix Gall gewinnt die Königsetappe der Tour de France nach Courchevel. Er ist der vierte Österreicher, der eine Etappe für sich entscheidet.
    Felix Gall gewinnt die Königsetappe der Tour de France nach Courchevel. Er ist der vierte Österreicher, der eine Etappe für sich entscheidet.
    ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP / picturedesk.com

    "Ich habe gelernt, den Erfolg zu genießen"

    Gall findet nicht, dass ihn der Triumph bei der Königsetappe und Platz acht im Gesamtklassement 2023 verändert haben. "Wenn dann zum besseren", grinst er. "Ich habe gelernt, den Erfolg genießen zu können. Das fiel mir oft schwer."

    Geblieben sind die Selbstzweifel. "Das ist normal. Es geht jeden gleich. Bei der Tour haben alle Probleme."

    "Das hat etwas im Kopf mit mir gemacht"

    Der 26-jährige Osttiroler nahm sich für diese Saison zwei Dinge vor: ein besserer Zeitfahrer zu werden und aggressiver im Peloton zu sein.

    Dann stürzte er im Frühjahr bei drei Rennen. "Das hat etwas im Kopf mit mir gemacht. Wenn ich im Feld fahre, sehe ich vor meinem inneren Auge immer noch die Leute neben mir stürzen. Ich muss akzeptieren, dass ich nicht alles kontrollieren kann. Das fällt einem Perfektionisten wie mir aber nicht leicht."

    "Heute" fragt nach: Gespräche mit den Sport-Stars

    Rätselheft oder doch EURO?

    Gall ist zuletzt zwei Tage nicht am Rennrad gesessen. "Das genieße ich dann sehr", gesteht er. Jetzt beginnt die heiße Phase.

    Die Tour läuft ab 29. Juni parallel zur K.o.-Phase der Fußball-EM. "Ich bin eigentlich kein großer Fußballfan. Vielleicht schalte ich zum Abschalten die Matches ein. Für die Abende nach den Etappen habe ich mir aber schon Rätselhefte besorgt. Ich möchte dann elektronischen Geräten so gut wie möglich aus dem Weg gehen."

    Auf den Punkt gebracht

    • Der österreichische Radprofi Felix Gall bereitet sich intensiv auf die Tour de France vor und hat im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada hart trainiert
    • Trotz seines Erfolgs bei der Tour im Vorjahr kämpft er immer noch mit Selbstzweifeln, insbesondere nach einigen Stürzen
    • Er hat sich vorgenommen, ein besserer Zeitfahrer zu werden und aggressiver im Peloton zu fahren, aber die mentale Belastung der Stürze macht ihm zu schaffen
    • Gall plant, sich während der Tour de France auf Rätselhefte zu konzentrieren, um sich von elektronischen Geräten fernzuhalten
    mh
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