Wirtschaft
Für diese Personen soll es 2.000 Euro Mindestlohn geben
Die Gewerkschaft vida hat am internationalen Tag der Reinigungskraft ihre Forderung nach einem Mindestlohn von 2.000 Euro für Putzkräfte erneuert.
"Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurden Reinigungskräfte von einem Augenblick auf den anderen zu sogenannten SystemerhalterInnen. Das Problem daran: Wenn es um Wertschätzung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen geht, verschließen die Arbeitgeber ihre Augen", erneuert Monika Rosensteiner, Vorsitzende des vida-Fachbereichs Gebäudemanagement, anlässlich des Internationalen Tags der Reinigungskraft die im Rahmen der Sonder-KV-Verhandlungen für die Reinigungsbranche aufgrund der explodierenden Teuerung erhobene Forderung nach 2.000 Euro Bruttomindestlohn im Monat.
Zudem fordert die vida für die Beschäftigten auch eine Infektionszulage, die im KV abgebildet werden soll. Schließlich seien Reinigungskräfte genauso wie medizinisches Personal einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. "Nach der ersten Verhandlungsrunde kann man noch nicht von einem fairen Angebot der Arbeitgeber sprechen: Lediglich eine Inflationsabgeltung in Höhe von 7,3 Prozent anzubieten und gleichzeitig eine Verschlechterung der Arbeitszeiten zu fordern, das ist wie ein Schlag ins Gesicht für die hart arbeitenden Beschäftigten", kritisiert Rosensteiner.
1.681,77 Euro brutto im Monat
Der Bruttoeinstiegslohn in der Branche für Vollzeit beträgt aktuell 1.681,77 Euro im Monat. Aus Sicht der Gewerkschaft erscheint das aufgrund der hohen Belastung sowie dem Ausgesetzt sein von Chemikalien, Bakterien und Viren nicht akzeptabel. "Der Bruttomindestlohn in der metalltechnischen Industrie für Hilfskräfte wurde jetzt auf 2.236 Euro im Monat angehoben. Das ergibt im Vergleich mit Hilfskräften in der Reinigung eine Lohnschere beim Einstiegslohn von über 500 Euro. Für uns ist klar, dass es hier eine deutliche Annäherung an den Einstiegslohn in der metalltechnischen Industrie geben muss, also zumindest 2.000 Euro Bruttomindestlohn", bekräftigt Rosensteiner.
Der 8. November, der Internationale Tag der Reinigungskraft, soll auf die Arbeit von Reinigungskräften weltweit hinweisen und den durch die geleistete Arbeit entstehenden Mehrwert hervorheben. Am Internationalen Tag der Reinigungskraft soll aber auch auf die Situation der Beschäftigten aufmerksam gemacht werden, indem vor allem bessere Arbeitsbedingungen und ein besseres Ansehen gefordert werden.
"Beschäftigten haben ihren Preis"
"Man kann nur Danke sagen an alle Beschäftigten in der Reinigungsbranche. Sie leisten Tag für Tag wertvolle Arbeit! Mit ihrem Einsatz sorgen sie für Hygiene und Sauberkeit. Dafür haben sie sich mehr Respekt und bessere Arbeitsbedingungen verdient, nicht nur am 8. November, sondern jeden Tag", bekräftigt Rosensteiner und fügt hinzu: "Reinigung hat ihren Wert und die Beschäftigten haben ihren Preis. Die Kollegen in der Reinigungsbranche müssen von ihrer Arbeit auch leben können – gerade in Zeiten von explodierenden Preisen."
Die Arbeitszeiten an den Tagesrändern sieht auch Yvonne Rychly, stv. vida-Bundefrauenvorsitzende, als eine der Hauptursachen für die mehrheitliche Teilzeitarbeit in der Branche. "Wir machen uns dafür stark, dass Reinigungskräfte tagsüber eingesetzt werden. So entsteht Sichtbarkeit und dadurch Wertschätzung. Diese steigert die Motivation der Beschäftigten."
Teilzeitarbeit sei auch gerade in Zeiten von Teuerung eine Armutsfalle für Frauen, richtet Rychly Forderungen an die Arbeitgeber: "Für die Kollegen braucht es mehr Vollzeitstellen, Wertschätzung und den Wechsel zu Tagreinigung, um die Arbeit sichtbarer zu machen."
"Wir werden nicht aufhören"
Rund 50.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt, gut zwei Drittel davon weiblich, die meisten haben Migrationshintergrund. "Der Teilzeitanteil bei Frauen ist aufgrund von Familie grundsätzlich hoch. Speziell in der Reinigung ist der Anteil aber noch viel höher", so vida-Gewerkschafterin Rychly.
Zwei Drittel der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Dabei würden die meisten gerne mehr arbeiten, wie Rychly abschließend betont: "Wir werden daher nicht aufhören, darauf hinzuweisen, dass Reinigung nicht selbstverständlich, sondern ein wertvoller Beitrag zum Funktionieren des Systems ist. Das hat uns insbesondere die Pandemie vor Augen geführt."