"Universum" über Spitzbergen

Für diese Bärenkinder wird das Eis immer dünner

Eigentlich ist die zu Norwegen gehörende Inselgruppe Spitzbergen ein Paradies für Eisbären. Aber dieses Paradies wird immer kleiner…

Fabian J. Holzer
Für diese Bärenkinder wird das Eis immer dünner
Asgeir Helgestad dreht hier für "Frost – Meine Eisbärin auf Spitzbergen“
ORF/NDR Naturfilm/Asgeir Helgestad

Spitzbergen ist mehr als nur eine kleine Inselgruppe, Spitzbergen ist eigentlich gigantisch groß. Bei einer Landfläche von knapp 60.000 Quadratkilometern ist das norwegische Gebiet so groß wie Österreich ohne Niederösterreich. Und die Zahl der hier lebenden Eisbären übersteigt die Zahl der hier lebenden Menschen. Konkret geht man von etwa 3.500 Eisbären und 2.700 Menschen aus. Diese Verteilen sich auf den norwegischen Hauptort Longyearbyen, die russische de facto-Kolonie Barentsburg und einige wenige polare Forschungsstationen. Einer der Dauergäste auf Spitzbergen ist der norwegische Naturfilmer Asgeir Helgestad, der seit 2013 das Leben einer Eisbärin dokumentiert, die er Frost genannt hat. Ab 23. Jänner zeigt ORF 2 um 20.15 Uhr - und danach in der TVThek - seine Universum-Doku "Frost – Meine Eisbärin auf Spitzbergen".

Auf Spitzbergen liegt der allerletzte Außenposten der Zivilisation:

Für seinen Doku hat Asgeir Helgestad das Archipel im Nordpolarmeer vier Jahre am Stück besucht, um jedes Mal aufs neue auf die Suche nach Frost und ihrem Nachwuchs zu gehen und er wurde auch jedes Mal fündig. Aber alleine in diesen vier Jahren hat sich die vermeintliche Eiswüste mit ihrem ewigen Schnee durch den Klimawandel massiv verändert: Küsten und Fjorde, die noch vor wenigen Jahren tief unter dickem Eis vergraben waren, sind jetzt für mehrere Monate im Jahr eisfrei, was die ursprünglichen Jagdgründe der dort lebenden Eisbären massiv verkleinert. Dazu kommt, dass das sonst omnipräsente Packeis der Lebensraum der Robben ist, die die Nahrungsgrundlage der Eisbären bilden. Für Frost und ihre Jungen bedeutet das, dass sie nun auf der Suche nach Nahrung für sich und ihre Jungen immer größere Distanzen zurücklegen muss, was bei den oft rauen Wetterbedingungen hier selbst für Eisbären alles andere als leicht ist. 

Eigentlich sollte Spitzbergen ein wahres Eisbären-Paradies sein. Denn das norwegische Gebiet war weltweit eines der ersten, das die Eisbären ganzjährig unter Schutz gestellt hat. Seit 1973 durften sie nicht gejagt, angelockt oder sogar aktiv aufgesucht werden und die Population entwickelte sich prächtig. Hier werden nicht nur die Eisbären vor den Menschen geschützt, sondern wegen dem ursprünglich wieder gesünderem Bestand auch umgekehrt: Die knapp 70.000 Besucher, die jedes Jahr meist mit Expeditions-Kreuzfahrtschiffen anreisen, müssen von sogenannten "Eisbärenwächtern" beschützt werden, damit die Bären nicht zu großen Appetit auf diese aufrecht gehenden und meist gut genährten Robben haben. Doch neben dem Anstieg der Bärenpopulation ist auch die Durchschnittstemperatur auf Spitzbergen gestiegen. In den 50 Jahren zwischen 1970 und 2020 um durchschnittlich 4 Grad Celsius. Am 25. Juli 2020 gab es in Spitzbergen sogar T-Shirt-Wetter: Mit 21,7 Grad wurde die höchste Temperatur erreicht, die jemals im europäischen Teil der Arktis gemessen wurde. Zu viel für das Eis, zu viel für die Eisbären. 

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    Vier Jahre folgt Tierfilmer Asgeir Helgestad der Eisbärin “Frost“ und ihren Jungen.
    Vier Jahre folgt Tierfilmer Asgeir Helgestad der Eisbärin “Frost“ und ihren Jungen.
    ORF

    Die Dokumentation von Asgeir Helgestad kommt aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher, sondern zeigt viel mehr in fantastischen Bildern, was die Faszination von Spitzbergen ausmacht und was hier alles auf dem Spiel steht: Eine ohnehin schon unwirkliche Landschaft, die von einem Licht bestimmt wird, die alles dann noch viel unwirklicher scheinen lässt. Und die Tiere, die hier leben, sind eigentlich perfekt auf die Bedingungen wie sie hier herrschten eingestellt. Von den Eisbären über die dank Inselverzwergung winzigen Spitzbergen-Rentiere bis hin zu Polarfüchsen. Und auch unter dem Eis blüht hier das Leben immer wieder auf, um dann in den scheinbar ewigen Polarnächten voller Polarlichter in einen scheinbaren Dornröschenschlaf zu versinken. Wenn der Klimawandel weiter so voranschreitet, könnte es mit dem ewigen Eis im Ewigen Eis in wenigen Jahrzehnten für immer vorbei sein. Umso bedeutender ist diese wunderbare Dokumentation. 

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      Christina Aguilera feiert ihren 44. Geburtstag und sieht plötzlich wieder aus wie 25.
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