Coronavirus
"Fünfte Welle schneller vorbei, als Impfstoff fertig"
Österreich könne die fünfte Welle vielleicht verzögern, aber nicht aufhalten, warnt der renommierte Virologe Florian Krammer im ORF-Interview.
Während wir noch mit der Bekämpfung mit der vierten Corona-Welle beschäftigt sind, rast bereits die nächste auf uns zu. Selbst wenn aktuell "nur" 71 bestätigte Omikron-Fälle in Österreich registriert wurden, breitet sich die neue Mutation mit enormer Geschwindigkeit aus. "Durch den Lockdown können wir die fünfte Welle etwas einbremsen, aber wir werden sie nicht aufhalten können", bringt es Virologe Florian Krammer in der "ZiB 2" auf den Punkt.
Sehr strenge Quarantäneregeln
Bestätigte Omikron-Fälle gibt es mittlerweile mit Ausnahme von Vorarlberg und Steiermark (EMS-Falldatenstand: 14. Dezember, 7.00 Uhr) in allen anderen Bundesländern: in Wien 37, in Oberösterreich 15, in Niederösterreich sieben, in Tirol sechs, in Salzburg drei, im Burgenland zwei und in Kärnten einen.
Mit sehr strengen Quarantäneregeln wird derzeit versucht die Ausbreitung der neuen Variante des Coronavirus einzudämmen: 14 Tage für dreifach Geimpfte und Genesene - ohne Freitestmöglichkeiten. Nach einem positiven Fall am Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt wurde die ganze Schule ins Distance-Learning geschickt.
Haben wir bald 16.000 Neuinfektionen täglich?
"Es ist schwer vorherzusagen, wie man die Welle aufhalten kann. Wir sehen nur, dass sich die Infektionszahlen in einigen Ländern binnen durchschnittlich 1,8 bis zwei Tagen verdoppeln. Das neue Virus verbreitet sich um einiges schneller als die Delta-Variante und wird diese schon bald verdrängen", so der Professor für Impfstoffkunde an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York.
Bewahrheitet sich also die von den Experten befürchtete Entwicklung, wäre in wenigen Wochen mit mehr als 16.000 Infektionen pro Tag zu rechnen. "Wir wissen nicht, wo das Maximum ist, wir sehen nur, dass es eine sehr starke Zunahme gibt", so Krammer.
Mehr dazu >> Experte warnt vor 50.000 Omikron-Fällen in 20 Tagen
Viele Fragen sind noch offen
Erste Studien aus England würden zeigen, dass eine Booster-Impfung weiterhin vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt: "Man hat gesehen, dass es dann schon wieder zu einem Schutz von etwa 70 bis 75 Prozent vor symptomatischen Infektionen kommt. Das ist ganz gut. Es ist nur fraglich, wie lange dieser nach der Booster-Impfung anhalten wird."
Wie gut der Schutz gegen schwere Infektionen tatsächlich sein wird, ist unklar. "Die Vermutung ist, dass alle, die eine Grundimmunisierung haben, geschützt sind", so der Virologe.
Enttäuschende Prognose
Wie berichtet, arbeiten BionTech und Moderna derzeit bereits fieberhaft an einer Anpassung ihres Impfstoffs an die neue Virusvariante. Vorsichtige Prognosen gehen davon aus, dass ein neuer Impfstoff bereits im März zur Verfügung stehen könnte. Doch Krammer bremst im ORF-Interview die Erwartungen.
Denn selbst wenn es zu diesem Zeitpunkt einen neuen Impfstoff gäbe, müsse dieser erst durch die – oft langwierige – Zulassungsprüfung. Diese könnte dauern. "Ich glaube, wenn man sich die Zuwachsraten anschaut, dann ist der größte Teil dieser Omikron-Welle wohl schon vorbei, bevor wir einen spezifischen Omikron-Impfstoff haben werden. Leider", hält Krammer abschließend fest.