Niederösterreich
Frauerl entsetzt: "Arzt setzte Säuren gegen Hunde ein"
Übler Verdacht im Mostviertel: Ein Mediziner soll Phospor- und Schwefelsäure gegen Hunde eingesetzt haben. Eine Tierbesitzerin erstattete Anzeige.
Heikle Ermittlungen der Kripo im Mostviertel: Ein Arzt soll im Kampf gegen unerwünschte Plagegeister zu einigen, legitimen Abwehrmaßnahmen gegriffen haben. Gegen Hunde soll er allerdings rund um sein Grundstück Säure verteilt haben (es gilt die Unschuldsvermutung).
"Bereits im Sommer fiel mir bei der Gassi-Runde ein unangenehmer Pfeifton in hoher Frequenz auf. Dies dürfte ein Anti-Maulwurf-Piepserl sein", erzählt Barbara W. (40), die mit ihrem Akita-Rüden jeden Morgen und jeden Abend eine große Runde dreht.
Im Sommer 2022 fiel der 40-Jährigen ein weißes Pulver nahe des Grundstückes des Arztes auf. Anfang bis Mitte Oktober 2022 bemerkte die Hundebesitzerin, dass "Thorin" schlechter ging und sehr vorsichtig auf den Pfoten herumstieg. Barbara W. bemerkte weiters Entzündungen und Risse auf den Pfoten und ging zum Tierarzt. Der Veterinärmediziner behandelte den großen Vierbeiner, hatte aber keine Erklärung für die Entzündungen.
Gelbes Pulver auf Straße
Im Dezember bemerkte die 40-Jährige, dass gelbes Pulver auf beiden Straßenseiten in der Nähe des Grundstückes des Mediziners verstreut worden war. Barbara W. ging nach Hause und verständigte die Polizei. Einige Nachbarn sollen der 40-Jährigen bestätigt haben, dass der Arzt besagtes Pulver verteilt hatte. Die Exekutive nahm die Ermittlungen wegen des Verdachtes der Tierquälerei gegen unbekannte Täter auf, nicht aber wegen Gefährdung der Umwelt.
Und an der Gartenmauer waren Gläser mit kleinen Löchern (siehe Bilderserie) aufgestellt worden. Der vermutliche Inhalt des Glases: Phosphorsäure. "Unglaublich, was ist, wenn da ein neugieriges Kind das Glas in die Hand nimmt?", fragt die besorgte Amstettnerin, die bis Februar bereits 1.500 Euro für Tierarzt- und Heilungskosten ausgegeben hat (Anm.: in der Anzeige vom Dezember steht 600 Euro, nur "Thorin" ist noch immer bedient). Und auch eine Katze in der Siedlung hatte Verletzungen an den Pfoten erlitten. Die Ursache: unbekannt.
Der Mediziner bekam schließlich von den Vorwürfen Wind und "stellte sich selbst" bei der Polizei: Er habe nur verhindern wollen, dass Hunde auf sein Grundstück gelangen oder an seiner Mauer das Geschäft verrichten. Den Tieren schaden habe er aber keinesfalls wollen, er habe sie nur abschrecken wollen.
Feuerwehr übergab Phosphorsäure an Kripo
Die Feuerwehr Amstetten bestätigte auf Nachfrage einen Einsatz wegen Schwefel- und Phosphorsäure in der betroffenen Straße in Amstetten. "Wir haben die Phosphorsäure dicht verschlossen und der Kripo übergeben. Die Schwefelsäure haben wir aufgesaugt und einer Spezialfirma zum Entsorgen gegeben", so der Kommandant der Amstettener Feuerwehr auf "Heute"-Nachfrage.
BKA mit Gutachten
Die Substanzen sind jetzt im Labor des Bundeskriminalamtes. In rund zwei Wochen soll die Auswertung der Säuren vorliegen und ein Bericht an die Staatsanwaltschaft St. Pölten ergehen. Dann erst soll entschieden werden, ob es ein Verfahren wegen Tierquälerei und/oder Gefährdung der Umwelt geben wird.