Politik

Ministerin gegen "starre Quoten" – SPÖ schäumt

Frauenministerin Juliane-Bogner Strauß (ÖVP) lehnt starre Frauenquoten in Vorständen ab. Sehr zum Unmut der SPÖ-Frauen.

Heute Redaktion
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In der "Pressestunde" am Sonntag betonte Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen. Auf das Thema Frauenquoten angesprochen, hielt sie sich jedoch bedeckt.

Einerseits betonte sie, dass "die Quote wirkt", andererseits sei sie aber "gegen starre Quoten".

In Österreich gibt es in den Aufsichtsräten Frauenquoten, in den Vorständen nicht. Hier sei eine Durchsetzung laut Bogner-Strauß sehr schwierig, weil es meist Zweier-Vorstände gebe. Dennoch könne sich die Ministerin bei größeren Vorständen in staatsnahen Unternehmen eine Quote in Richtung 25 Prozent vorstellen.

SPÖ: "Es braucht Quoten"

In 186 Vorständen sind nur neun Frauen in der Führung. Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen ist im Vorjahr von 6 auf 4,8 Prozent zurückgegangen.

Für ihre Aussagen erntete Bogner-Strauß Kritik aus den Reihen der SPÖ-Frauen. Es sei der "vollkommen falsche" Ansatz, zu erklären, dass Quoten wirkten, diese aber dennoch abzulehnen, lässt sich die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek in einer Aussendung zitieren. "Es braucht Quoten in der Privatwirtschaft." Dies müsse auch Bogner-Strauß anerkennen.

Weiter fordern die SPÖ-Frauen, dass das "von uns schon lange eingebrachte Lohntransparenzgesetz" rasch kommt, genauso wie eine gesetzliche Anrechnung der Karenzzeiten bei Lohnvorrückungen und einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Kinderbetreuungs- und -bildungsplatz. Nur so könne die geforderte ökonomische Unabhängigkeit von Frauen erreicht werden.

Einkommensberichte sollen für Transparenz sorgen

Zum Thema Lohntransparenz sagte Frauenministerin Bogner-Strauß in der "Pressestunde", es sei ein Schritt in die richtige Richtung, dass Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern Einkommensberichte ablegen müssen. Sowohl Angestellte als auch Arbeitgeber sollten das "als Vorteil erkennen" anstatt Nachteile zu befürchten.

Dass die Ministerin dies erkennt, freut Korinna Schumann, Vizepräsidentin vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Nur Berichte ohne Sanktionsmöglichkeit und nur in Großbetrieben seien aber zu wenig. Die ÖGB-Frauen fordern Einkommensberichte bereits in Unternehmen ab 100 Arbeitnehmern und verpflichtende betriebliche Maßnahmen zum Schließen der Einkommensschere.

Abgesehen davon sei zum Erlangen ökonomischer Unabhängigkeit an vielen Schrauben zu drehen, so etwa bei der Kinderbetreuung oder Karenzzeiten, meint Schumann.

Im Video: Frauenministerin über Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Anreize für Papa-Karenz

Auch für Maria Stern von der Liste Pilz gehen die Aussagen von Bogner-Strauß über die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen zwar in die richtige Richtung, allerdings habe die Ministerin keine konkreten Maßnahmen genannt, dies zeitnah umzusetzen.

Laut Stern müsste rasch die Einführung der versprochenen Unterhaltssicherung folgen und außerdem steuerliche Anreize für Unternehmen, wenn Väter in Karenz beziehungsweise in die gleichteilige Elterteilzeit gehen, geschaffen werden. Auch sollte es eine volle Anrechnung der Karenzzeit und die Möglichkeit einer gemeinsamen Obsorge beziehungsweise Doppelresidenz geben, wenn Väter bereits vor der Trennung oder Scheidung ihren verantwortlichen Beitrag zur Kinderbetreuung leisteten. (ek)