Österreich

Frauen waren sediert, Arzt soll sie missbraucht haben 

Dem Mediziner werden Übergriffe auf vier sedierte Patientinnen nach einer Darmspiegelung vorgeworfen. Nun musste er sich vor Gericht verantworten. 

Christine Ziechert
Der Chirurg soll sich nach dem Eingriff an Patientinnen vergangen haben (Symbolbild).
Der Chirurg soll sich nach dem Eingriff an Patientinnen vergangen haben (Symbolbild).
Getty Images/iStockphoto

Für ihn waren es angeblich "Sex-Träume und erotische Phantasien der Patientinnen", für seine Opfer und das Landesgericht Eisenstadt war es sexueller Missbrauch. Der 46-jährige Chirurg und Allgemeinmediziner aus Oberwart (Bgld.) soll von Juli bis September 2021 in der Aufwachphase nach einer Sedierung im Rahmen von Magen- und Darmspiegelungen vier Frauen in seiner Praxis sexuell missbraucht haben. Nun musste er sich vor Gericht dafür verantworten.

Ursprünglich hatten sich drei Opfer bei der Polizei gemeldet, eine vierte Betroffene erstattete im Mai nach der ersten Vertagung des Prozesses Anzeige. Alle Opfer berichteten, dass der Arzt sie an der Brust und im Genitalbereich berührt hatte.

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    privat, iStock
    "Noch in der Ordination, als ich alleine im Aufwachzimmer war, habe ich meinen Freund per WhatsApp über die sexuellen Übergriffe informiert" - ein Opfer

    "Noch in der Ordination, als ich alleine im Aufwachzimmer war, habe ich meinen Freund per WhatsApp über die sexuellen Übergriffe informiert. Nachdem er mich abgeholt hat, bin ich sofort zur Polizei. Zusätzlich zu meiner Anzeige bat ich die Beamtin, mir DNA-Spuren abzunehmen, die der Arzt bei den intimen Übergriffen auf meinem Körper bzw. meinem damals getragenen Sommerkleid hinterlassen haben könnte. Damit will ich nochmals verdeutlichen, dass ich ja um keine Spuren-Sicherung bitte, wenn ich nicht missbraucht worden wäre", erzählte eines der Opfer, eine 48-jährige Südburgenländerin, in einem Interview mit "meinbezirk.at".

    Die Frau, die seit dem Übergriff in psychologischer Betreuung ist, kritisierte auf "meinbezirk.at" zudem die Fragen des Verteidigers des Arztes während ihrer Zeugenaussage: "Da wurde mir vom Arzt-Anwalt glatt die Frage gestellt, ob mich der Herr Doktor mit einem seiner Finger in meinem Intimbereich berührt hat oder aber es auch ein Gegenstand, wie etwa ein Bleistift gewesen sein kann."

    Angeklagter bestreitet die Vorwürfe

    Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe vehement, beteuerte mehrmals, er sei nie mit Patientinnen alleine im Raum, es sei immer eine Assistentin dabei. Das bekräftigten auch seine Mitarbeiterinnen. Richterin Doris Halper-Praunias schenkte ihm jedoch keinen Glauben, sie gehe davon aus, dass für ihn sehr wohl die Möglichkeit bestanden habe, die Taten zu begehen.

    "Innerhalb von vier Monaten vier ziemlich gleichartige Fälle in einer Ordination, wo vorher jahrelang nichts war und auch nachher keine weiteren Fälle vorgefallen sind – über dieses Argument kann man nicht hinwegsehen", meinte Halper-Praunias. Die Frauen hätten zudem einen "extrem glaubwürdigen Eindruck" gemacht.

    "Ich hoffe, anhand meines Beispiels andere Frauen zu motivieren. Nämlich keinesfalls den Weg zu Polizei und Gericht zu scheuen. Egal, um welchen Übergriff auch immer es sich handelt" - ein Opfer

    Das Urteil: drei Jahre Haft, davon zwei bedingt, sowie 3.600 Euro für drei Opfer. Der Mediziner kündigte Berufung sowie Nichtigkeitsbeschwerde an, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig. Die 48-jährige Südburgenländerin steht nach wie vor zu ihrer Aussage: "Ich hoffe, anhand meines Beispiels andere Frauen zu motivieren. Als eine Art Appell an alle. Nämlich keinesfalls den Weg zu Polizei und Gericht zu scheuen. Egal, um welchen Übergriff auch immer es sich handelt. Denn, aus Scham und Peinlichkeit zu schweigen, ist keine Option und definitiv der falsche Weg. Und vor allem ein Freibrief für den Täter!", so die Betroffene zu "meinbezirk.at". Es gilt die Unschuldsvermutung.