"Eine Frechheit"
Frau bei Tankstellen-Einkauf wegen 1 Minute abgestraft
Weil eine Kundin an einer BP-Tankstelle am Flughafen Zürich länger als 20 Minuten parkte, sollte sie umgerechnet 85 Euro Strafe bezahlen.
Nicht nur in Österreich sorgen unbarmherzige Kurzpark-Strafen regelmäßig für Ärger: "Das ist eine Frechheit", findet S.* aus dem Kanton St. Gallen. Vor einer Woche habe sie ihre Schwiegermutter mit dem Auto zum Flughafen Zürich gefahren und danach bei der BP-Tankstelle wegen Überschreitung der maximalen Parkdauer eine Strafe von umgerechnet 85 Euro erhalten. "Ich habe im Tankstellen-Shop Kipferl und Red Bulls gekauft, die ich mit meinen Freunden dann auf dem Parkplatz neben dem Auto gegessen habe. Danach haben wir uns auf die Rückfahrt nach St. Gallen gemacht."
Ein paar Tage danach sei dann zu Hause eine Rechnung der Parkplatzkontrollfirma beppo AG eingeflattert. "So etwas habe ich in der Schweiz noch nie erlebt", empört sich S. Wie auf den mitgelieferten Beweisfotos ersichtlich, habe S. statt der erlaubten 20 Minuten 31 Minuten auf dem Parkplatz gestanden. "Warum hat uns niemand vom Shop darauf hingewiesen, dass wir zu lange parkierten, wir standen ja direkt neben dem Auto?"
"Das ist alles andere als kundenfreundlich"
Überhaupt sei es unverständlich, warum man an einer Tankstelle maximal 20 Minuten parkieren dürfe, so S. weiter. "Wenn ich einen Kaffee trinke und vielleicht noch auf die Toilette gehe, geht das schnell mal länger als 20 Minuten." Das sei alles andere als kundenfreundlich. "Soll ich beim Tankstellenbesuch etwa die Stoppuhr einstellen, um die Zeit einzuhalten?"
Besonders absurd findet S. die 20-Minuten-Regel, da BP auf Google ihre Tankstelle als Ort für eine Pause selbst anpreise. So schreibt BP dort etwa: "Sie wollen tanken, einkaufen oder einfach nur kurz Pause machen? Dann sind Sie und Ihr Auto bei uns genau richtig. [...] Wenn Zeit ist, gönnen Sie sich doch einen aromatischen Kaffee für zwischendurch."
Auch Flughafenmitarbeitende ärgerten sich
"20 Minuten" berichtete bereits im Februar über die neu eingeführte maximale Parkzeit bei der BP-Tankstelle am Flughafen, die damals schon für empörte Reaktionen sorgte. Flughafenmitarbeitende, die sich regelmäßig an der Tankstelle trafen, erhielten zum Teil mehrere Rechnungen. Der CEO von der Parkplatzkontrollfirma beppo AG, Branko Bjelajac, rechtfertigte die Maßnahme mit vermehrten Reklamationen von Tankstellenkunden, die aufgrund überfüllter Parkplätze nicht zufahren konnten. "Die Einführung einer Parkraumüberwachung ermöglicht es, diesem Problem proaktiv zu begegnen und sicherzustellen, dass Parkplätze für berechtigte Nutzer vorhanden sind." Auch die allgemeine Sicherheit werde so gewährleistet, da kein Rückstau auf der Straße entstehe.
1 Minute über Kulanz
Auf Anfrage von "20 Minuten" schreibt Valora, die den Shop an der BP-Tankstelle am Flughafen Zürich betreibt, dass man sich Anfang des Jahres gezwungen gesehen habe, eine Parkzeitbeschränkung von 20 Minuten einzuführen. "Hintergrund waren zahlreiche Falschparker, welche sich die Nähe zum Flughafen zunutze machten. Dies führte dazu, dass unsere Kundinnen und Kunden keine Parkmöglichkeiten mehr hatten, was vermehrt einen Rückstau bei der Flughafen-Ausfahrt zur Folge hatte." Die Erfahrung von Valora zeige, dass innerhalb von 20 Minuten sowohl der Einkauf an einer Tankstelle als auch eine Pause vorgenommen werden könnten.
"Wir können nachvollziehen, dass die Umtriebsentschädigung für die betroffene Kundin ärgerlich ist." Um solche Einzelfälle bestmöglich zu vermeiden, bestehe eine Kulanzzeit von zehn Minuten. "Wir sind zudem der Ansicht, dass die Schilder, die auf eine Parkzeitbeschränkung von 20 Minuten hinweisen, sehr prominent angebracht sind." Nicht nur sei der Hinweis an jeder Tanksäule ersichtlich, sondern auch der Parkplatz entsprechend beschriftet. Zudem gebe es Plakate am und innerhalb des Shops.
Für die Kundin S. hat die Geschichte doch noch ein Happy End: Die BP-Tankstelle hat sich bei ihr gemeldet und die Busse von 80 Franken erlassen.
*Name der Redaktion bekannt
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Eine Frau aus St.Gallen erhielt eine Busse von 80 Franken, weil sie an der BP-Tankstelle beim Flughafen Zürich 31 Minuten parkte – erlaubt sind maximal 20 Minuten
- BP preist die Tankstelle auf Google als Pausenort an, was die Kundin angesichts der Parkzeitbeschränkung als widersprüchlich empfindet
- Die Shopbetreiberin Valora begründet die Parkzeitbeschränkung unter anderem mit der Vermeidung von Rückstaus
- Laut Valora kann innerhalb von 20 Minuten sowohl der Einkauf an einer Tankstelle als auch eine Pause vorgenommen werden