Niederösterreich

Frau (83) brutal getötet – fasst Killer lebenslang aus?

Zweiter und finaler Tag am Landesgericht Wr. Neustadt: Ioan P. (39) soll Elfriede P. (83) in Gloggnitz getötet haben, ihm droht lebenslang.

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Ioan P. mit Anwalt Blaschitz
Ioan P. mit Anwalt Blaschitz
(Bild: privat)

Bereits am 9. März war der Rumäne Ioan P. (38) in Wr. Neustadt vor Gericht gestanden, der Prozess war für zwei Tage angesetzt, am 16. März hätte es ein Urteil geben sollen.

Nur dann kam der Corona-Shutdown, der Prozesstermin vom 16. März wurde auf Mitte April und dann schließlich auf Ende Juni verlegt - am heutigen Dienstag geht es weiter.

Bereits Mord in Rumänien

Rückblick: Der Rumäne wurde 1981 in Viseu de Sus (Nord-Rumänien) geboren, lebte vom siebenten bis zum zweiundzwanzigsten Lebensjahr in einem rumänischen Heim, machte eine Lehre zum Koch und lebte bei einem Bekannten in Untermiete. 2005 ermordete Ioan P. seinen Vermieter - er erstach ihn mit zahlreichen Messerstichen, wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt, kam aber nach zwölf Jahren Haft auf Bewährung frei ("Heute" berichtete).

Job auf Pferdehof

Nach der Haftentlassung war Ioan P. obdachlos, kam schließlich kurz in einer Bäckerei in Rumänien unter (Anm: schmiss den Job aber hin, weil er nicht in der Nacht arbeiten hatte wollen). Am 11. August kam er schließlich mit einem Reisebus in Gloggnitz an, wurde von einem Landsmann, der bereits viele Jahre am Hof arbeitet, abgeholt und in der Folge eingeschult. Der erfahrene Landsmann sollte als Mentor fungieren.

Doch bereits am ersten Tag kam es laut Anklage zu einem Zwischenfall: Mit einer Hacke in der Hand rannte der 38-Jährige in den Stall und brüllte, dass er alle umbringen werde. Stallarbeiter und Mentor konnten Ioan P. aber beruhigen. 

Nur Probleme - gefeuert

Der Hofbesitzer, dessen Gattin und der Vorarbeiter hatten mit dem Angeklagten jedoch nur Probleme, daher wurde der 38-Jährige bereits nach drei Tagen gefeuert. Der Chef zahlte ihm ein Quartier im Bezirk Neunkirchen und die Buskarte zurück nach Rumänien, nur der Bus hatte eine Panne - die ausführliche Geschichte dazu hier

Der Rumäne irrte daraufhin in der Gegend umher, schlief eine Nacht im Wald, bettelte in der Stadt um Geld. Und: In einem Geschäft stahl Ioan P. ein Messer. Damit wollte er eigentlich seinen rumänischen Mentor töten, aber Ioan P. fand laut Anklage nicht zum Stall zurück. 

Kopf abgetrennt

Am 16. August erblickte er Elfriede P. auf offener Straße, verfolgte die Pensionistin einige Minuten. Als sich Ioan P. unbeobachtet fühlte, ging er schnellen Schrittes auf die Pensionistin von hinten zu, packte ihren Kopf und fügte ihr mit enormer Wucht zwölf Stiche und Schnitte im Bereich des Kopfes, Halses, Nackens und Rückens zu. Die Frau versuchte noch, sich zu wehren, hatte aber gegen die Wucht des Angriffes keine Chance. Dies belegen die zahlreichen Verletzungen an den Händen der 83-Jährigen: Der Daumen wurde am Sattelgelenk fast gänzlich abgetrennt sowie auch einige Fingerkuppen.

Laut Gutachten waren vier Stiche lebensbedrohlich (wie z.B. Herzöffnung, Lunge, Kehlkopf). Weiters fügte der Rumäne der Frau einen 13 Zentimeter langen Schnitt in der Nackenregion zu, mit weitgehender Abtrennung des Kopfes und Durchtrennung des Halsmarkes. Auch bei sofortiger ärztlicher Hilfe wäre die Rentnerin nicht zu retten gewesen. Das Messer war nach der wuchtigen Attacke völlig deformiert.

In den Einvernahmen gab der Rumäne an, er bedauere die Verwechslung. Er hatte eigentlich die Frau des Hofbesitzers töten wollen und er hatte die 83-Jährige eben für die Frau des Chefs gehalten. Große Emotionen oder Mitgefühl zeigte Ioan P. nicht.

"Frack" droht

Der Gutachter hält den Angeklagten für einen Psychopaten ("Heute" berichtete), attestierte dem Rumänen indes eine schwere und regelrecht grausame Kindheit. Der Rumäne wuchs in Heimen in seiner Heimat auf (siehe auch oben).

Dem von Wolfgang Blaschitz vertretenen Rumänen droht heute eine lebenslange Freiheitsstrafe sowie eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Es gilt die Unschuldsvermutung.