Politik
"Sündenfall der 2. Republik" – FPÖ-Kandidat erzürnt
Nun ist es fix: Die FPÖ schickt Volksanwalt Walter Rosenkranz (59) ins Rennen um die Hofburg. Am Mittwoch wurde der Kandidat offiziell vorgestellt.
Bei der Wahl im Herbst gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen werden dem freiheitlichen Politiker von Beobachtern und Experten allerdings kaum Erfolgschancen eingeräumt. "In einer knapp 45-minütigen Sitzung des FPÖ-Bundesparteipräsidiums wurde Volksanwalt Dr. Walter Rosenkranz heute am Nachmittag einstimmig zum freiheitlichen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober 2022 nominiert", gab die Partei am Dienstag bekannt.
Vor einem Banner mit der Aufschrift "Holen wir uns unser Österreich zurück" betraten am Mittwochnachmittag Parteichef Herbert Kickl und Kandidat Rosenkranz das Podium. Es sei Kickl eine besondere Freude und Ehre, Rosenkranz offiziell als Kandidat vorzustellen. "Lieber Walter, ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du bereit bist, diese schwere Verantwortung für Österreich zu übernehmen", erklärte Kickl zu Beginn seiner Ausführungen.
Van der Bellen als Teil der "Einheitspartei"
Die negativen Entwicklungen der vergangenen Wochen und Monate seien hausgemacht von einer Regierung, der die EU-Kommission viel näher sei als die heimischen Bürger. Auch gebe es in Österreich eine "Scheinopposition". Die Neos und die SPÖ seien zusammen mit den Grünen zu einer Einheitspartei geworden. Dieser gehöre auch Amtsinhaber Alexander Van der Bellen an.
Die FPÖ stehe auf der Seite der Bevölkerung, versicherte Kickl in seinen Ausführungen. "Wir wollen ihnen Mut machen und ihnen Hoffnung" geben, das sei die staatspolitische Verantwortung der FPÖ. Das tue die Partei auch bei Demonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern und man tue es jetzt, wenn es darum gehe, ein "seriöses Gegenangebot" zum Amtsinhaber aufzubieten. Kickl würdigte dann den politischen Werdegangs des freiheitlichen Kandidaten.
Er sei Jäger, habe einen Hund, sei Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr – kurzum: Rosenkranz sei ein Mann aus dem Volk, so die Message von Kickl. Rosenkranz verteidige die Grund- und Freiheitsrechte in seiner Funktion als Volksanwalt. So habe er einen gewichtigen Anteil daran, dass die Impfpflicht gekippt wurde, ist der oberste FPÖler überzeugt.
"Ich bin ein einfacher Bürger"
"Es ist ein gutes Land", so der neu gekürte Kandidat, der sich bei Parteichef Kickl und dem Bundesparteipräsidium für das entgegengebrachte Vertrauen bedankte. Eine derartige Kandidatur bedeute auch eine enorme Anstrengung. Rosenkranz bedankte sich außerdem bei seiner Gattin Susanne – sie habe ihm zu der Kandidatur geraten. "Ich weiß und ich sehe wo der Bevölkerung der Schuh drückt", so Rosenkranz. Der Weg zur Volksanwaltschaft sei oftmals der letzte verzweifelte Schritt. Er habe sehen müssen, wie die Menschen das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren hätten.
Er suche stets den Schulterschluss mit der Bürgerschaft. "Ich bin einfacher Bürger diesen Staates", sagte er im Bezug auf die Teilnahmen an Corona-Demonstrationen. Er sei ein Kandidat der Freiheitlichen Partei Österreichs, sagte Rosenkranz – Van der Bellen geht bekanntermaßen ja erneut als unabhängiger Kandidat ins Rennen.
Kritik an Österreichs Position in Ukraine-Krieg
Neben der Impfplicht nimmt Rosenkranz nun die anderen Corona-Beschränkungen ins Visier. Auch diese sollen rasch der Vergangenheit angehören. Eine Regierung, die es mit dem Wohlstand Österreichs ernst meine, müsse direkt einschreiten und dürfe nicht mit Placebo-Maßnahmen agieren. Als "ungeheuerlichen Sündenfall" betrachtet Rosenkranz die Haltung der Bundesregierung in der Frage des Krieges in der Ukraine. Er würde das seiner Amtsauffassung nach einer Regierung nicht durchgehen lassen, so Rosenkranz.
Auf seine Ziele angesprochen erklärte Rosenkranz, dass es zunächst 6.000 Unterschriften brauche, um die Kandidatur Realität werden zu lassen. Bei der Wahl selbst sei es Ziel, einen wesentlichen Beitrag für eine Stichwahl zu leisten. "Wenn ich in Stichwahl bin, gibt es nur ein Ziel: 50 Prozent der Stimmen plus eine Stimme" – also der Einzug in die Hofburg als Bundespräsident.