Politik
FPÖ-Chef tritt Impfstreit im ORF-Sommergespräch los
Beinahe handzahm gab sich der als angriffslustig geltende FPÖ-Chef Herbert Kickl am Montagabend im ORF-Sommergespräch. Nur einmal wurde es hitzig.
Erst vor wenigen Tagen hatte FPÖ-Chef Herbert Kickl erwähnt, er wolle Corona-ungeimpft bleiben. Die Frage von ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher am Montagabend in den ORF-"Sommergesprächen", warum er so stolz drauf sei, machte die sonst so harmonische Diskussion kurzzeitig hitzig. Er habe nie gesagt, dass er stolz darauf sei, so Kickl, er habe darauf angespielt, dass man Ungeimpften mit entsprechenden Aussagen ein schlechtes Gewissen machen wolle.
Kickl selbst sah keinen Grund, Ungeimpfte unter Druck zu setzen, deswegen habe er erwähnt, ungeimpft bleiben zu wollen, so der FPÖ-Chef. Er habe zwar viele andere Schutzimpfungen, im Fall von Corona hielt Kickl die Pandemie aber für eine "Bedrohung, die unglaublich aufgebauscht ist". Risiko und Nutzen der Impfung sprächen dafür, sich nicht impfen zu lassen. Schließlich gehen die Wahrscheinlichkeit, dass er an Corona sterben werde, gegen Null, so Kickl.
„"Woher wissen Sie das? Sie sprechen immer im Konjunktiv"“
Deutlich in Rage brachte den FPÖ-Chef dann aber der Hinweis, dass sein Parteikollege Manfred Haimbuchner – er musste ins Spital eingeliefert und tagelang künstlich beatmet werden – beinahe an Corona verstorben sei. Dass ihm eine Impfung geholfen hätte, sei nicht belegt, so der aufgebrachte Parteichef, die Impfung sei ein "haltloses Versprechen". Der Schlagabtausch zwischen Lorenz-Dittlbacher ("Die Impfung hätte ihm helfen können") und Kickl ("Woher wissen Sie das? Sie sprechen immer im Konjunktiv") blieb kurz.
Während die Moderatorin auf entsprechende Statistiken verwies, beklagte Kickl den "verharmlosenden" Impfbegriff "Stich". In Israel seien laut Kickl bereits die Hälfte der Hospitalisierten geimpft, worauf die Moderatorin damit konterte, dass die Impfung bereits lange zurückliege. Lorenz-Dittlbacher zog dann aber die Reißleine: Es bringe nichts, gegenseitig mit Statistiken aufzuwarten. "Bitte sein'S ma net bes", meinte Kickl dann auf die Frage, wie die Schulen ohne Masken- oder Impfpflicht geöffnet bleiben sollen – in Schweden seien sie nie geschlossen gewesen, so Kickl.
„"Linke Träumer"“
Sonstige Themenfelder blieben nur kurz angerissen. In der Pandemie erlebe man laut Kickl ein "überbordender Anmaßung des Staates", Jörg Haider sei ein "völlig wichtiges und bereicherndes Element der Innenpolitik" gewesen und der FPÖ-Chef stehe zwar zur Natur, werde aber nicht in "Klimaalarmismus" verfallen und hielt eine CO2-Steuer für "naiv".
In der ÖVP wiederum hätten sich "linke Träumer" eingenistet, attestierte Kickl, gleichgeschlechtliche Beziehungen sollten nicht "mit einer besonderen Auszeichnung" versehen werden und in der Afghanistan-Krise könne sich Kickl nur Asyl für die afghanische Botschafterin vorstellen. Der FPÖ-Chef fühle sich für die Armut im eigenen Land zuständig, Österreich könne nicht das Leid der Menschen in Afghanistan lindern, so Kickl.